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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Das is 'n Verbrechen gegen die Natur, is es!« Nun fühlte er sich besser und trat außer sich vor Wut auf die Wand ein.
    »Un schlimmer als das, es is verdammt noch mal... verdammt noch mal... unästhetisch!« endete er triumphierend.
    An diesem Punkt reichte es dem Holzbauwerk offensichtlich. Der Plankensteg unter dem Otter zog sich zusammen wie eine Peitsche und schleuderte ihn haushoch hinauf. Mit einem dröhnenden Auf- schlag kam Mudge wieder unten an, rollte sich grunzend auf die Beine und schwang in der einen Hand das Schwert, in der anderen die Fla- sche. So, wie er damit herumfuhrwerkte, war Jon-Tom sich nicht si- cher, ob er eigentlich wußte, was was war.
    Auf der Jagd nach seinem unsichtbaren Gegner fuchtelte Mudge unheilverheißend mit Glas und Stahl herum. Jon-Tom achtete auf Ab- stand.
    »Okay, komm vor. Zeig dich! Komm und kämpf wie ein Otter!«
    Nun zuckte und bäumte sich nicht nur der Plankenweg auf, sondern auch die benachbarten Häuser taten es ihm nach. Und nicht nur das Haus, welches Mudge beschimpft und getreten hatte, sondern jedes einzelne Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft. Fenster beug- ten sich vor und zerklirrten, sich windende Planken spuckten Nägel aus, als wären diese ihnen plötzlich eklig geworden, Schrauben dreh- ten sich auf, und in der hölzernen Entsprechung eines Migräneanfalls zogen sich Dübel zusammen. Die Fensterläden flatterten wie die Flü- gel verärgerter Vögel und schlugen heftig gegen Wände und Fenster.
    Nun beschloß Jon-Tom, daß die Zeit für Takt vorbei sei, packte den Otter am Arm, und halb führte, halb stieß er ihn vorwärts.
    »Jetzt hast du es geschafft. Setz dich in Bewegung. Wir müssen die anderen finden.«
    »Warum, was 'ab ich denn getan? Was is 'ier los?« Er zuckte nicht zusammen, als die unter Zuckungen herumhüpfende Fischerhütte di- rekt gegenüber mit einem eindrucksvollen Platschen umkippte. Prompt richtete sie sich wieder auf und schüttelte das Wasser von sich ab wie ein nasser Hund. Jon-Tom hoffte zutiefst, daß sich gerade nie- mand darin aufgehalten hatte.
    »Uuuuh! Vielleicht 'ab ich wirklich genug gepichelt!« Trotz dieses Eingeständnisses hielt der Otter die Flasche krampfhaft fest, während Jon-Tom ihn eiligst vorwärts beförderte.
    Nicht nur aus der Kneipe, sondern auch aus den umliegenden Ge- bäuden drangen Kreischen, Schreien und Rufen. Irgendwie gelang es Jon-Tom, auf den Füßen zu bleiben und ins Innere der Kneipe zu ge- langen. Bei Mudge war an Aufwachen inzwischen nicht mehr zu den- ken, und wie die größte (und außerdem geruchsintensivste) Otterpelz- stola der Welt hing er um den Nacken und über die Schultern seines Freundes. Im Gegenzug für sein Schweigen ertrug Jon-Tom den Ge- stank des Otters gern.
    Doch der Schaden war schon geschehen. Das ganze, aus einer Reihe ernstlich erboster Gebäude bestehende Hafenviertel schwankte und tobte. Manche Gebäude schlugen gegen ihre Nachbarn oder drohten, sich selbst zu zerreißen. Die entsetzten Besitzer konnten ihre Gebäude nicht mehr beruhigen, und jene, deren Häuser nur gemietet waren, hat- ten ohnehin jede Kontrolle verloren.
    Eine schlanke, muskulöse Gestalt kam aus dem Chaos hervor: Leutnant Naike von Harakun, der beeindrukkend nüchtern war. »Was ist los, Bannsänger? Was geht hier vor?« Sein Blick wurde schärfer.
    »Was ist mit Eurem Freund geschehen?«
    »Keine Zeit, irgend etwas zu erklären! Sammelt Eure Prinzessinnen ein, solange es noch möglich ist. Bringt alle zusammen. Wir müssen hier raus. Auf der Stelle!« Hinter dem Mungo erklangen plötzlich ent- setzte Schreie, als ein Teil des Ausschanks - Flaschen, Gläser und das obszöne Porträt einer an den entscheidenden Stellen rasierten, sich weit zurücklehnenden Nutriadame - herunterkrachte.
    »Ein Erdbeben!« Auf dem Gesicht Hekes, der sich den anderen beim Eingang zugesellte, war das Erschrecken zu lesen.
    »Kein Erdbeben.« Jon-Tom hielt mit der einen Hand den schweren Mudge fest und winkte erregt mit der anderen. »Alle schnell zum Boot!«
    Während sie den Prinzessinnen halfen, die schlingernde, sich auf- bäumende Strickleiter hinunter zu klettern, die zum Boot führte, erhob sich ein großes und sehr wütendes Lagerhaus auf zwölf Pfeiler und schritt entschlossen zur Stadtmitte. Überall flackerten Lichter auf, da der daheimgebliebene Teil der Bürgerschaft unsanft aus dem Bett ge- schüttelt worden war. Auf das Signal lauter Alarmglocken hin mar- schierte eine Abteilung besonders

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