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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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mochten sie sich von ihm unterscheiden, überlegte Jon-Tom, als er sich verabschiedete und auf die Suche nach Mudge machte, doch was sie miteinander teilten, ging viel tiefer als jede Äußerlichkeit. Musik war die vornehmste aller Sprachen, und keiner verstand sie besser als jene, die sie von Berufs wegen sprachen.
    Der Otter saß nicht mehr an dem Tisch, an dem Jon-Tom ihn zu- rückgelassen hatte. Pivver von Trenku zu seiner Überraschung jedoch sehr wohl. Mudges ehemaligen Platz hatte jetzt Aleaukauna einge- nommen. Beide Prinzessinnen hatten ihre Schnurrhaarspitzen mit Sil- berglitter geschmückt.
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht.« Und das kümmerte Pivver auch nicht sonder- lich, wie Jon-Tom aus ihrem Tonfall schloß. »Er wollte wohl seine außergewöhnliche Aufnahmefähigkeit für Trinkbares unter Beweis stellen, aber sein Magen hat ihn im Stich gelassen.«
    »Mehrmals.« Aleaukauna nahm ein damenhaftes Schlückchen aus ihrem langstieligen Kelchglas.
    »Wie Ihr Euch vielleicht vorstellen könnt, schwand mein Interesse an seiner Gesellschaft daraufhin.« Pivver hatte sehr lange Augenwim- pern, bemerkte Jon-Tom, ein unter weiblichen Ottern nicht unübliches Merkmal. »Nichts bringt einen schneller zu der Überzeugung, daß der Abend nicht wie erhofft verläuft, als wenn man sich frisch Erbroche- nes aus dem Fell kämmen muß.«
    Armer Mudge, dachte Jon-Tom. Manchmal war sein Appetit stärker als er selbst. »Wo ist er hingegangen?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich beschäftige mich nicht mit dem Kommen und Gehen von Unedlen.«
    Jon-Tom hob den Blick und sah sich wieder in dem Kneipenraum um. »Das Problem ist nur folgendes: Wenn er nicht nüchtern ist, gerät er gern in Schwierigkeiten.«
    »Da sehe ich keinen Unterschied. Vor seinem ersten Drink kam er mir nicht weniger verdreht vor, aber erheblich sauberer.«
    Nach weiteren Nachfragen erfuhr Jon-Tom, daß Mudge zuletzt auf dem Weg nach draußen gesehen worden war. Besorgt begab Jon-Tom sich zum Eingang.
    Wenn sein Freund von dem hochgelegenen Plankensteg hinunter- fiel, schwämme er wie ein Stück Kork... es sei denn, er stieße sich auf dem Weg nach unten den Kopf. Auch wenn Otter außergewöhnlich gute Schwimmer waren, so waren sie im Zustand der Bewußtlosigkeit doch nicht besser gegen das Ertrinken gefeit als ein bewußtloser Vo- gel gegen die Gesetze der Schwerkraft.
    »Mudge!« Der Mond hatte seinen Zenit überschritten und begann seinen langsamen Abstieg am westlichen Himmel. Ein kleines Fi- scherboot zerbrach auf seiner Fahrt zum Meer die spiegelglatte Ober- fläche des Wassers zwischen Mashupro und der schützend vorgelager- ten Insel zu funkelnden Splittern. Jon-Tom beugte sich über das viel zu schwache baufällige Geländer und suchte das Wasser ab, das sanft gegen die moosbewachsenen und mit Entenmuscheln überkrusteten Stelzen der Kneipe schlug.
    »Mudge, wo steckst du?«
    Die Antwort des Otters kam nicht von unten. Als Jon-Tom sich nach links umwandte, erblickte er den Freund, der sich am Veranda- pfosten eines südlich der lärmenden Kneipe stehenden Gebäudes fest- klammerte. Trotz des Krachs und der Entfernung zwischen ihnen war das lallende Bellen des Otters deutlich zu verstehen. In Anbetracht ihrer gegenwärtigen Situation war seine Wortwahl nicht gerade dip- lomatisch zu nennen.
    »Ihr Pack von elenden, stinkigen, faulen Mistkerlen! Nich mal von einem Ort zum ändern könnt ihr gehn. Eure verdammten 'äuser müs- sen das für euch tun! Das 'ier is die miserabelste, elendste, dreckigste, übelriechendste ... ste ... ste Entschuldigung für 'ne Stadt, die ich in meim verdammten Leben je gesehn 'ab, un in meiner Zeit 'ab ich 'ne Menge Mistlöcher gesehn, wahr'aftig.« Mit der Rechten schwenkte er die Flasche und klammerte sich mit der Linken am Pfosten fest. »Ich trink auf das verdammte Mashupro, das Gitterloch am Boden der Jau- chegrube der Welt.« Damit setzte er die Flasche an den Mund, nahm einen ordentlichen Schluck und blinzelte dann zu der Gestalt hinauf, die plötzlich über ihm aufragte.
    »'ey! 'allo Kumpel!« Er hielt ihm die keineswegs leere Flasche hin.
    »Wülste auch 'n Schluck?«
    »Meinst du nicht, du hast genug für eine Nacht?« Obwohl er inner- lich kochte, wahrte Jon-Tom einen ruhigen und vernünftigen Tonfall.
    »Genug für eine Nacht.« Der Otter versuchte sich daran, diesen großartigen Aphorismus zu verdauen, ergab sich aber schließlich der Schlußfolgerung, dieser sei zu tiefsinnig für ihn. Und außerdem:

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