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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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geschulter Hausberuhiger in das Hafengebiet ein, beschwichtigte beunruhigte Bürogebäude und be- sänftigte überreizte Lagerräume.
    Wenn es ihnen gelungen war, die durchgegangenen Gebäude zur Ruhe zu bringen, würden sie Fragen stellen. Bis dahin hoffte Jon- Tom, auf dem offenen Meer zu sein.
    Während Naike und seine Soldaten mit den Segeln kämpften, zählte Jon-Tom zweimal sämtliche Insassen des Bootes, um sicherzugehen, daß alle an Bord waren. Selbst der Anwesenheit der verirrten Akkorde versicherte er sich, doch wie er schon vermutet hatte, hätte er sich da keine Sorgen zu machen brauchen. Einer mit Rauhreif überzogenen Positionslampe gleich hing die stets unruhige Musik sanft pulsierend an der Mastspitze.
    Sie waren wieder auf dem Weg nach Süden. Und nicht einen Mo- ment zu früh. Ein Paar gutgebauter großer Gebäude hatte schließlich die eigentliche Quelle des Aufstands heraus bekommen, erhob sich auf seinen Pfeilern und kam planschend hinter ihnen hermarschiert. Als sie sahen, daß das flüchtige Fahrzeug schon im tiefen Wasser des Hauptkanals schwamm, konnten die beiden Häuser nur noch wilde Rauchwolken ausstoßend stehenbleiben und zum Entsetzen der heftig durchgeschüttelten Bewohner wild mit Türen und Fensterläden klap- pern.
    Erschöpft und verwirrt bemühte Seshenshe sich, ihre Garderobe in Ordnung zu bringen. »Was ist geschehen? Wir hatten uns bestens a- müsiert.«
    »Ja«, stimmte Ansibette ihr bei, »und plötzlich ist alles verrückt geworden.«
    Die bemerkenswerte Zunge der seidenhaarigen Ameisenbärin fuhr so aufgeregt hin und her, daß sie nicht nur ihre eigene Schnauze leck- te, sondern auch jeden, der in ihre Nähe kam. »das gebäude ist irr ge- worden«, hauchte sie.
    »Befragt ihn dazu, Euer Hoheiten, nicht mich.« Müde deutete Jon- Tom mit dem Daumen auf Mudge, der friedlich schnarchend am Fuß des Bugspriets lag. Die Kappe war ihm übers Gesicht gerutscht, und jedesmal, wenn ihr Besitzer ausatmete, erzitterte die Feder.
    »Den?« Umagi zog die Brauen so kräftig zusammen, daß ihre Au- gen halb darunter verschwanden. »Was weiß denn der darüber?«
    »Er hat den ganzen Ärger verursacht. Hat die Stadt, die Gebäude, einfach alles beleidigt. Dann hat er versucht, eine Wand einzutreten.«
    Seshenshe zog die Oberlippe zurück und entblößte ihre scharfen Zähne. »Wie konnte ssolch eine Kleinigkeit ssoviel Aufregung verurs- sachen?«
    »Ihr kennt Mudge nicht. Er kennt sich mit Beleidigungen so aus wie ich mich mit dem Bannsingen, und er hat viel Übung. Anregende Ge- tränke steigern normalerweise seine Eloquenz und unterdrücken sei- nen gesunden Menschenverstand. Er hat Mashupro ohne Unterlaß be- leidigt, und ich denke, irgendwann konnte Mashupro es einfach nicht mehr aushalten.«
    »Es ist mein Fehler.« Pivver trat vor. »Ich hätte verständnisvoller sein sollen. Aber ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte. Er wirkte so zerrissen.« Sie verzog das Gesicht. »Von schlampig und ungepflegt gar nicht zu reden.«
    »Glaubt mir, Euer Hoheit, das war er auch.« Jon-Tom reckte sich und schaute über die anderen hinweg. Die Stadt lag schon in einiger Entfernung und schien sich zu beruhigen, die Schreie und Flüche er- starben allmählich. Er war dankbar für die schwache Brise, die das einzige Segel des Bootes blähte, so daß es Fahrt aufs offene Meer machte. Mit zunehmender Entfernung verschwammen die Einzelhei- ten und verschmolzen schließlich so weit, daß das Karrakas-Gebiet nur noch eine den nördlichen Horizont bezeichnende schwarze Linie war.
    Im langsam dahinschwindenden Licht des Mondes passierten sie ei- ne abgelegene Inselgruppe und Sandbänke, die letzten Außenposten des großen Deltas. Da es kein Anzeichen für eine Verfolgung gab, gönnten die Soldaten sich ein wenig Ruhe. Die Prinzessinnen stiegen vorsichtig unter Deck, um sich bezüglich der Schlafgelegenheiten ab- zusprechen.
    Jon-Tom hatte Naike das Steuer übergeben und beugte sich nun zu dem schlafenden Otter hinunter. Mudges kräftiges Schnarchen über- tönte sogar die Geräusche des gegen den Bug anschlagenden Wassers. Beim Zuhören wurde ihm plötzlich bewußt, daß er mehr als müde ge- nug war, um es seinem Gefährten gleichzutun.
    Auch aus anderen Städten hatte man sie schon verjagt, doch dies war das erste Mal gewesen, daß tatsächlich die Stadt selbst sie verjagt hatte.

XVII
    Sie waren nun den zweiten Tag auf See, und das Delta war nur noch eine feuchte Erinnerung, da zeigte sich, daß

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