Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
fügte er ge- dankenverloren hinzu.
    »Sag das nich, sag das nich!« Der Otter wollte schnell beide Hände auf die Ohren legen und schlug sich dabei halb bewußtlos, da er mit der einen Hand noch immer die Flasche mit dem schwappenden Inhalt umklammert hielt. »Das kann einfach nich wahr sein, es is nich mög- lich!« Er setzte einen Blick felsenfester Entschlossenheit auf und ging (etwas unsicher) an Jon-Tom vorbei.
    »Jetzt geh ich wieder rein, das mach ich. Jetzt such ich diese Prin- zessin, und dann... dann...« Seine Stimme erstarb, und er wandte sich wieder zu seinem Freund um: »Wenn ich nur 'n bißchen mehr plem- plem sein könnte, nur 'n winziges bißchen.«
    »Nein, und dabei noch bei Bewußtsein bleiben, das ist nicht mög- lich«, erklärte Jon-Tom fest. »Warum nimmst du dir übel, daß die Kinder und Weegee in Gedanken bei dir sind?«
    »Schon wieder dieser verdammte Name! Ich dachte, ich 'ätt dir ver- boten, ihn zu nennen, 'ab schon so genug Probleme, mit allem zu- rechtzukommen.« Plötzlich richtete er sich auf, und sein Gesicht durchfuhr ein Zucken, als dämmre ihm etwas.
    »Es is dieser Ort, Mensch! Das muß es sein. Irgendwas in der Luft is nich in Ordnung. Ich bin vergiftet worden, das is es. Irgendwas 'at mich mit Verantwortungsbewußtsein infiziert.« Plötzlich wurde er mißtrauisch. »Jetzt weiß ich's: 's muß 'nen Trunk geben oder 'ne Pille, an. »Der richtige Banngesang würde es bewirken.« Er versuchte rückwärts zu gehen, stolperte und fiel nur deshalb nicht vom Plan- kensteg, weil er mit seinen kurzen Beinen das Gleichgewicht nicht verlieren konnte.
    »Sing mir was Besonderes zusammen, Kumpel. Um der alten Zei- ten willen. Mach mich wieder zu dem Mudge von früher. Sorgenlos, glücklich, frei un ungebunden.«
    »Degeneriert, rücksichtslos, diebisch und geil. Eine lügnerische, be- trügerische, hinterhältige Schlange.«
    Sofort hellte Mudges Gesicht sich auf. »Ja, das is es. Gin and Tonic, das bin ich! Ich 'ab mich doch nich 'offnungslos verändert, oder, Kumpel? Sag mir, daß ich mich nich sosehr verändert 'ab!«
    Jon-Tom wußte nicht recht, was er darauf antworten sollte. »Nu- uun... hin und wieder kann man dich eindeutig beim Flunkern ertap- pen.«
    »Ja, ja, weiter, weiter!«
    »Und letzthin sah man dich Dinge in Besitz nehmen, die dir nicht gehörten. Kleinkram im allgemeinen, aber dennoch...«
    »Richtig, richtig. Das Ausmaß is nich wichtig. Was allein zählt, is die Bedenkenlosigkeit. Weiter.«
    Der Bannsänger holte tief Luft. »Aber trotz alledem ist die Meta- morphose, fürchte ich, so weit fortgeschritten, daß sie sich mit reiner Hexerei nicht mehr umkehren läßt. Wie es scheint, verwandelst du dich - und diese Entdeckung schockiert mich nicht weniger als dich - in ein einfühlsames Individuum mit einem Sinn für Moral.«
    »Sinn für Moral! Einfühlsam! Ich?« Wütend schlug sich der Otter gegen die Brust. Unglücklicherweise wieder mit der Pfote, in der er die Flasche hielt. Der Schlag machte ihn etwas ruhiger. »Unmöglich«, murmelte er. »Das kann nicht sein. Lieber war ich verdammt noch mal tot. Was is mit meim Ruf, den ich all die Jahre so sorgfältig gepflegt 'ab? Ich muß in der Diebesgilde 'nen gewissen Status aufrechter'alten, 'nen Mindeststandard.« Er warf wilde Blicke um sich. »Es muß dieser Ort sein, das is sicher. Ich muß 'ier weg. Der vergiftet langsam, aber sicher meine Seele.« Er trat mit dem Fuß gegen die nahegelegene Hauswand und hinterließ eine Macke im Anstrich. Eine verwitterte Planke zerbrach.
    »Das 'ier geht mir auf den Geist. Das ganze Loch 'ier sollte Brett um Brett abgerissen werden. Man sollt 's zerschmettern, verbrennen und durch 'ne normale, anständige Stadt ersetzen, wo 'n Kerl 'ne flüchtige Begegnung in Ruhe auskosten kann, ohne von nagenden Ge- wissensbissen verfolgt zu werden.« Wieder trat er so fest gegen die Wand, daß sein Fuß um ein Haar durch das absplitternde Holz ge- drungen wäre.
    Nach diesem wuchtigen Tritt geriet der Plankenweg so heftig ins Schwanken, daß Jon-Tom sich an einem Pfosten festklammern mußte, um nicht den Halt unter den Füßen zu verlieren. Allerdings half das nicht allzuviel, weil auch der Pfosten heftig erbebte. Oder etwa wü- tend? fragte sich der Bannsänger.
    »Vielleicht solltest du dein Temperament ein wenig zügeln, Mudge. So, wie diese Stadt sich bewegt, könnte sie ein bißchen empfindlich sein.«
    »Empfindlich, zum Teufel! Empfindliche Gebäude, wer 'at denn so was schon ge'ört?

Weitere Kostenlose Bücher