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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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schweren Steuerrad forderte allmählich seinen Tribut von dem kleineren, zierlicheren Mungo. Ein Blick auf den Mast zeigte, daß die- ser wie ein Teichkolben hin und her peitschte, während der Wind krei- schend durch die Takelage fuhr.
    »Wie wäre es jetzt mit einem Banngesang? Unsere Umstände recht- fertigen es wohl, ein gewisses Risiko einzugehen.«
    Jon-Tom blinzelte, um das Regenwasser aus den Augen zu bekom- men. »Ich würde schon, aber wer sonst kann Euch helfen, das Steuer- rad zu halten? Und außerdem könnte ich alles noch schlimmer ma- chen.«
    »Schlimmer? Was könnte schlimmer sein als das hier?« Der Leut- nant knirschte mit den Zähnen, denn eine schwere Woge erwischte sie backbords, und das Schiff schaukelte und schwankte heftig. Aus dem Unterdeck erscholl ein kollektives weibliches Stöhnen.
    Dieses wurde von dem kaum hörbaren Schrei eines der Soldaten ge- folgt, der sich mit aller Kraft an den Tauen unten am Bugspriet fest- geklammert hatte.
    »Sir, Meister Jon-Tom, ich glaube, ich sehe vorn etwas!«
    Naike reckte den geschmeidigen Körper so weit wie möglich. »Sag an! Was siehst du, Heke?«
    »Es klart auf. Ich sehe, daß es vor uns aufklart.«
    Kurz danach erkannten auch Jon-Tom und der Leutnant es - eine unzweifelhafte Lücke in der Sturmwand, ruhig und verlockend. Dort- hin führte die Musik sie. Natürlich konnte diese Öffnung sich jederzeit wieder schließen, doch es war an diesem Tage das erste Hoff- nungszeichen überhaupt.
    »Haltet Kurs darauf!« rief Naike überflüssigerweise. »Steuert um unser Leben.« Jon-Tom setzte weiterhin sein ganzes Gewicht am Steuerrad ein und betete, daß das Ruder halten möge.
    Obwohl der Wind noch immer heulte und der Regen sie gerbte, be- wegte sich der Sturm nun eindeutig von ihnen weg nach Nordosten. Allmählich schwächten sich die Wogen von ungeheuerlich zu nur noch beängstigend ab, der Wind war nur noch störend, aber keine Be- drohung mehr, und die schrecklichen Stöße, die sie hatten ertragen müssen, hörten endlich auf. Heke, Pauko und Karaukul inspizierten das sturmgeprüfte Fahrzeug Fuß um Fuß, konnten aber berichten, daß nur kleinere Schäden zu verzeichnen waren. Abgesehen von ein paar unbedeutenden Lecks, die die Soldaten sofort flickten, war das Boot in einem bemerkenswert guten Zustand.
    Von den Passagieren konnte man das nicht behaupten. Der er- schöpfte und zerschlagene Trupp versammelte sich an Deck, um wie- der trocken zu werden, aber selbst diese kleine Annehmlichkeit blieb ihnen versagt. Zwar war die Temperatur beträchtlich angestiegen, doch nun legte sich im Gefolge des Sturmes ein dichter Nebel über sie.
    Jon-Tom hatte dem achtern davonziehenden Unwetter nachge- schaut. Nun drehte er sich um und griff wieder nach dem Steuerrad.
    »Ich denke, wir können unseren ursprünglichen Kurs wieder aufneh- men. Vier Strich nach Backbord.«
    »Richtig.« Naike legte gleichfalls die Pfoten ans Steuerrad.
    Doch es ließ sich nicht drehen. Nicht einmal dann, als auch Pauko und Karaukul die Bemühungen mit ihrem Gewicht und ihrer Kraft un- terstützten.
    Jon-Tom trat von dem erstarrten Rad zurück. »Irgend etwas hat uns im Griff. Und zwar gründlich.«
    Pauko zeigte nach vorn. »Die Musik?« Tatsächlich trieb die Ak- kordwolke so stetig vor ihnen her, als hätte nichts sich geändert.
    »Ich glaube nicht«, erklärte Jon-Tom ruhig. »Bis jetzt hat sie weder Mudge noch mich körperlich irgendwie beeinflußt. Ich vermute, daß es etwas anderes ist.«
    »Aber was?« fragte Karaukul. Jon-Tom zuckte die Schultern.
    »Irgendein Hexer«, knurrte Pauko verhalten.
    »Laßt es uns noch einmal versuchen.« Naike war nicht bereit, sich unsichtbaren Kräften ohne Gegenwehr auszuliefern.
    »Es hat keinen Sinn.« Der mit leicht geöffnetem Mund rhythmisch keuchende Karaukul trat schließlich vom Steuerrad zurück. »Wenigs- tens sind wir aus dem Sturm heraus. Vielleicht ist das ein Zeichen da- für, daß uns ein gütiges Schicksal erwartet.«
    »Oder vielleicht is es 'n Zeichen dafür, daß wir uns den 'intern auf- gerissen 'aben, um da rauszukommen.« Mudge hatte sich der Gruppe am Heck zugesellt.
    »Wir?« Naike warf dem Otter einen scharfen Blick zu.
    »Aber natürlich, Chef. Wer sonst 'at alle seine Gefühle freizügig verschenkt, bis nichts mehr übrig war, wer 'at diese Damen beru'igt un für ihre Sicher'eit gesorgt? Ich bin verdammt noch mal ganz er- schöpft!«
    Einen Moment lang schien die eiserne Selbstbeherrschung des Leutnants kurz

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