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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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nach. Er war nicht der einzi- ge, der so reagierte, denn Seekrankheit hat etwas sehr Gleichmacheri- sches. Nur Mudge schien immun zu sein.
    »Interessante Art, sich fortzubewegen.« Der Otter hatte seine ent- waffnende Munterkeit keineswegs verloren. Jon-Tom hätte ihn am liebsten erwürgt, aber er hatte genug damit zu tun, sowohl die Taue als auch seinen Magen im Griff zu behalten. »Zusammen mit meinem be- sten Freund un 'nem 'alben Dutzend edler Prinzessinnen, die alle um die Wette würgen, am Meeresgrund zerschmettert werden. Ehrlich gesagt 'arte ich eigentlich ge'offt, die Welt etwas glanzvoller zu ver- lassen, wirklich.« Er legte den Kopf in den Nacken und schaute philo- sophisch zum Himmel hinauf, der sich über dem nun schon Hunderte von Fuß entfernten Kraterrand wölbte.
    »Erinnert mich an die Geschichte von den beiden Bäckerlehrlingen un der Bäckersfrau. Erinnerste dich, Kumpel. Die, wie man 'efeteig zum Aufgehn bringt.« Jon-Tom, ganz grün im Gesicht, konnte nicht antworten, doch das hinderte den Otter nicht daran, die Geschichte dennoch zu erzählen. Die heiterte ihn immer auf, und wenn er schon sterben mußte, dann doch unter Gelächter.
    Ein anderer jedoch als Jon-Tom hörte aufmerksam zu.
    Um sie herum erzitterte die Luft von einem tiefen Dröhnen. Es äh- nelte dem Brüllen des Strudels, und doch war es irgendwie anders. Eine abwechslungsreiche Modulation, die an etwas weniger Archai- sches und eher Differenziertes erinnerte als an einen Wasserstrudel.
    »Was... was war das?« Jon-Toms Gesichtsfarbe war nun fast mit Erbsensuppe vergleichbar. Naike, dessen Fell solche feinen Verände- rungen in der Hautschattierung nicht aufwies, hatte sich neben Jon- Tom schwach an die Reling geklammert. Der Zustand seiner Innereien ließ sich jedoch ohne weiteres an seiner Stimme ablesen.
    »Ich habe ... keine Ahnung.«
    »Es klingt fast wie... fast wie...« Jon-Tom zwang sich, der Reling den Rücken zuzuwenden. »Sind wir nicht ein wenig langsamer ge- worden?«
    »Ich glaube, wir fallen nicht mehr ganz so schnell«, bestätigte Nai- ke schwach.
    »Stimmt.« Jon-Tom merkte, daß der Versuch, sich zu konzentrie- ren, seinem Magen zuträglich war. »Es geht jetzt eindeutig nicht mehr nach unten. Und diesen Klang kenne ich. Es ist Gelächter.«
    »Gelächter?« Der Leutnant blähte die Backen. »Wem sollte hier zum Lachen zumute sein, außer einem fühllosen Schicksal?«
    Jon-Tom taumelte auf seinen Freund zu. »Das... das war eine gute Geschichte, Mudge.«
    »Freut mich zu 'örn, Kumpel. Wie geht's dir? Nich, daß es von Be- lang war, bei meiner Seele.«
    »Du hast einen Witz erzählt. Und eine Reaktion erhalten.« Jon-Tom war sich nicht mehr sicher, ob das Brüllen nur in seinen Ohren war oder ob es aus einer äußeren Quelle stammte.
    »Reaktion? Ich 'ab nur 'nen kleinen abschließenden Vergleich zwi- schen unserer gegenwärtigen Situation un den Bäckerstöchtern gezo- gen.«
    Zum zweiten Mal ertönte das Dröhnen. Jon-Tom fuhr herum und suchte aufgeregt das aufgewühlte Wasser ab. »Da war es wieder! Der Mahlstrom. Es muß der Mahlstrom sein.«
    Verdammt, dachte der Otter, jetzt is der arme Kerl trallala. »Strudel lachen nich, Kumpel. Sie gurgeln vielleicht oder brüllen.«
    »Ist es von Gurgeln und Brüllen zu Gelächter ein so weiter Weg? Ist dir aufgefallen, daß wir inzwischen langsamer absteigen? Erzähl noch einen Witz.«
    »Noch einen Witz?«
    »Eine lustige Geschichte, einen schmutzigen Limerick, irgendeine deiner gräßlichen Pointen - was du willst!«
    »Klar, ein oder zwei werden mir schon einfallen, denk ich. Okay, also, los geht's.«
    Mit offensichtlichem Genuß begann der Otter, eine bekannte Ge- schichte vorzutragen, die von einem Hengst, zwei Damen bei einer Abendgesellschaft und einem wohlhabenden, aber ständig betrunke- nen Bankier handelte. Die Geschichte war, alles in allem, wesentlich trüber als das sie umgebende Wasser. Außerdem war sie unglaublich komisch. Einige der Prinzessinnen erröteten sogar schamhaft, trotz der noch anhaltenden Übelkeit.
    Als Mudge mit typisch otterhaftem Genuß die lang erwartete Pointe zum besten gab, stieß Pivver eine Reihe verblüffter Bellaute aus, wi- ckelte Quiquell sich unwillkürlich mehrmals die bemerkenswerte Zun- ge um die Schnauze, nahm Ansibettes Gesicht ein ganz reizendes Ro- sa an, und auch die anderen Prinzessinnen reagierten ähnlich. Heke und Pauko wären vor Lachen zu Boden gefallen, hätten sie sich nicht sowieso schon aus ganz anderen

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