Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
einer bescheidenen Welle unter Wasser getaucht wurde. Jon-Tom begann damit, Umhang und Hemd auszuziehen. Als das Wesen wieder an der Oberfläche auf- tauchte, fingerte es an den Schaltern seines Rückenbündels herum. Noch einmal wurde es von Nebel eingehüllt, diesmal von einem silb- rigen Sprühen, dessen Helligkeit - hundert Blitzlichtern gleich - Jon- Tom zwang, sich abzuwenden. Die überrumpelten Prinzessinnen schrien auf und rieben sich die Augen. Mit tränenden Augen erblickte Jon-Tom ein sauber ausgeschnittenes sphärisches Loch in der See, als hätte jemand eine ideal geformte Eiskugel aus einer Schale tiefgrüner Eiscreme entnommen. Ein paar Makrelen schwammen in das Loch hinein, fielen plötzlich wild zappelnd nach unten und verschwanden im Boden der Höhlung. Dann stürzten die sanft gebogenen Wände in sich zusammen, und das Meer wogte an dieser Stelle wieder, als wäre es nie gestört worden.
    »'ne unterhaltsame, aber nutzlose Vorstellung.« Mudge hatte sich neben den Freund gestellt. »Ich persönlich bin von dieser Form der Magie nich besonders beeindruckt.«
    »Ich glaube nicht, daß er Magie anwendet, Mudge. Ich glaube, es ist Wissenschaft.«
    »Magie, Wissenschaft - das sind doch nur zwei Namen für die glei- che Sache. Sozusagen. Glaubste, er versucht 's noch mal? Er will was von uns, das is mal sicher.«
    »Mudge, ich bin genauso verblüfft wie du.«
    »Nee, Kumpel, da 'aste unrecht. Du bist viel verblüffter als ich. Da is 'n naturgegebener, erblicher Zustand.«
    Der Bannsänger ließ das Angebot eines Austausche von Beleidi- gungen ungenutzt vorübergehen. »Im Moment interessiert mich nur, wie wir es schaffen können, diesem Sturm auszuweichen.« Er nickte zu einer sich nähernden schwarzen Wolkenwand hin, und Naike folgte weiterhin der Führung der laut läutenden Akkorde. Wurden die Blitz- schläge in der von ihnen eingeschlagenen Richtung, im Westen, selte- ner? Er konnte es nicht sagen.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Wa, ich?« Der Otter zupfte an der Krempe seiner Kappe. »Bes- tens, wie immer, Kumpel. Aber eines wüßte ich trotzdem gern.«
    »Was denn?«
    »'ab ich mich amüsiert?«
    »Nicht besonders.«
    »Schade.« Der Otter holte tief Luft und legte die Pfote auf die Brust. »Jetzt fühl ich mich phantastisch. Das 'aben die Damen mir auch immer gesagt.« Er drehte sich um und ließ die Augen über das Deck gleiten. Die Prinzessinnen waren um den Mast versammelt, plauderten und standen sich gegenseitig bei, während die Mungosol- daten für die Seemannschaft zuständig waren.
    »Von jetzt an läuft alles glatt, wirst schon sehn. Unsre einzige Sorge is 'ne Bombardierung durch dieses vergeßliche Insekt von anderswo. Aber ich denk, damit kommen wir zurecht, meinste nich?« Er strahlte. Es war dieses ungemein ansteckende, unwiderstehliche Lächeln, das Jon-Tom so gut kannte. Wenn ein Otter einen angrinste, konnte man nur zurücklächeln.
    Der Sturm überfiel sie so unvermittelt und heftig wie eine Frau, die nach sechs Monaten Diät entdeckt, daß sie vier Pfund zugenommen hat. Es war nicht einmal möglich, die Schiffslampen anzuzünden, da- mit sie sich unter Deck hätten zurechtfinden können. Obwohl die Lampen gar nicht notwendig waren. Ein Sperrfeuer von Blitzen fuhr über sie hinweg und zeigte mehr von ihrer Umgebung, als sie eigent- lich sehen wollten.
    Unter Deck war es zwar trocken, doch das starke Heben und Senken des Schiffes machten einen längeren Aufenthalt dort unmöglich, und so pendelten die Prinzessinnen zwischen Übelkeit und Durchnässung hin und her. Abwechselnd benutzten sie die einzige Treppe nach oben, und an ihren Gliedern klebte ein Vermögen an klatschnassen Seiden- und Chiffonstoffen.
    Um das Boot am Kentern zu hindern, war die volle Aufmerksam- keit der sechs Männer an Bord erforderlich, wobei außerdem Aleau- kauna und Pivver halfen, wo sie konnten. Ein gnadenloser Windstoß zerriß den Spinnaker, bevor sie ihn einholen konnten, doch gelang es ihnen wenigstens, das Hauptsegel zu reffen.
    Das Einhalten des Kurses erforderte Jon-Toms und Naikes ganze Kraft, wobei der Mensch die eine Seite des Steuers umklammert hielt und der Mungo die andere. Zumindest konnten sie ihren Führer mühe- los erkennen. Von dem Unwetter offensichtlich völlig unberührt, leuchtete die Wolke direkt am Bugspriet vor ihnen her und wies ihnen den Weg. Vielleicht führte ihn seine Vorstellungskraft bei den nieder- zuckenden Blitzen und dem peitschenden Regen in die Irre, doch Jon- Tom

Weitere Kostenlose Bücher