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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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vorm Zerbrechen zu stehen. Mit flammenden Augen trat er einen Schritt vor und zwang so Mudge zum Zurückweichen. Dann jedoch gelang es dem willensstarken Mungo, sich zu zügeln.
    »Wir befinden uns in der Gewalt einer unbekannten Macht oder ei- ner unbekannten Strömung, die uns einem Ungewissen Schicksal ent- gegenführt. Wir werden deine ganze ›Beruhigung‹ brauchen, Fluß- maus. Ich schlage vor, denk einmal eine Weile darüber nach.«
    »Das würd ich ja gern tun, Chef, aber wie mein Freund Jon-Tom dir bestätigen kann, is meine Aufmerksamkeitsspanne verdammt kurz«, antwortete Mudge mit hinterhältigem Grinsen.
    Die Spannung zwischen den beiden löste sich plötzlich durch einen verzweifelten Schrei Hekes auf, der im Bug geblieben war. »Verloren! Alles ist verloren!«
    »Was?« schrie Naike zurück. »Wovon sprichst du? Siehst du et- was?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, war Mudge zum Mast gerannt und flink wie ein Affe die Steuerbordwanten hinaufgeklettert. Aus dem Ausguck rief er dann den aufgeregt unten Wartenden zu: »Der Schlangenfresser 'at recht. Es is aus mit uns!«
    Mit zurückgelegtem Kopf spähte Jon-Tom durch den treibenden Nebel zu dem Freund hinauf. »Was ist es? Was meinst du?«
    »Im Lauf der Jahre 'at's viele gegeben, Kumpel, Freunde un Feinde, die mir vorausgesagt 'aben, ich würd mal im Loch enden.« Der Otter klang ungewöhnlich fatalistisch. »Aber ich 'ätt nie gedacht, daß es so wörtlich gemeint war.«
    In diesem Moment riß der Nebel auf, und sie konnten klar sehen. Mehrere der Prinzessinnen brachen in entsetztes Geschrei aus, und Quiquell begann stetig wenn auch kaum hörbar, zu schluchzen. Ansi- bette und Seshenshe umklammerten sich gegenseitig. Denn nun war die Ursache der Strömung, die sie so unentrinnbar gepackt hatte und mit sich fortriß, sichtbar geworden.
    Sie waren dem Rand des riesigen Strudels so nahe, daß an ein Aus- weichen nicht mehr zu denken war.

XVIII
    Jon-Tom hatte Seemannsgeschichten über riesige Mahlstromtrichter gehört, die sich in der tiefen offenen See bildeten, niemals jedoch von etwas Derartigem. Es war vollkommen rund, ein negativer Vulkan im Meer. Als sie sich dem Rand näherten, erhielt das Schauspiel nicht nur ein Antlitz, sondern auch eine Stimme: ein Grollen im tiefen Baß. Das war der Ruf des Abgrunds.
    Auch als ihnen die Hoffnungslosigkeit ihrer Bemühungen längst klar war, warfen Jon-Tom und Naike sich noch immer mit ganzer Kraft ins Steuerrad. Das Boot wich jedoch keinen Fingerbreit von sei- nem Kurs ab. Heke, der sich verzweifelt ans Vorderstag geklammert hatte, stieß einen durchdringenden Schrei aus, und dann waren sie ü- ber dem Rand hinweg. Im gnadenlosen Griff des Mahlstroms began- nen sie zu kreisen, immer rundherum und rundherum um die riesige grüne Wand, und wurden in ihrer spiralförmigen Fahrt schneller und immer schneller nach unten gezogen.
    Jon-Tom stürzte nach Backbord und konnte bis zum Meeresgrund sehen. Dort, wo der Strudel den Meeresboden selbst freilegte, glühte düster der Sand. Die Prinzessinnen versuchten, sich gegenseitig zu trösten, und einige schluchzten dabei hemmungslos, während die Sol- daten sich ernst voneinander verabschiedeten.
    Auch Fische und andere außergewöhnlichere Meeresbewohner wa- ren im Griff des Mahlstroms gefangen und kreisten mit den rotieren- den Wasserwänden nach unten. Hin und wieder tauchte auch unbeleb- tes treibendes Wrackgut auf: der gewaltige Körper versunkener Schif- fe, Bruchstücke zerstörter Gebäude, ganze Brocken großer, geschlif- fener, lavaähnelnder schwarzer Perlen, die von der Halskette einer Riesin stammen mußten, und enorme, bis auf die dicksten Äste kahl- geschliffene Baumstrünke.
    Jemand zerrte eindringlich an Jon-Toms Hemd. Er schaute hinunter und sah Naike zu ihm aufblicken. Die Augen eines Mungos sind be- sonders durchdringend. »Redet nicht mehr von den Folgen, Bannsän- ger. Wenn Dir je Magie gewirkt habt, dann wirkt sie jetzt!«
    »Ja. Ja, natürlich.« Er taumelte auf die Treppe zu, um die Duar zu holen, die er dort sicher untergebracht hatte.
    Das Schiff legte sich zur Seite und krängte noch mehr als vorher nach Backbord, und so mußte er sich rasch an mehrere quergespannte Taue klammern, um nicht über Bord geschleudert zu werden. Ansibet- te schrie auf, und Seshenshe zischte zu Tode erschreckt. Nun kreisel- ten sie wirklich sehr schnell. Eine Umdrehung nach der anderen, im- mer schneller, bis ihnen schwindlig war...
    Jon-Toms Magen gab diesem Angriff

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