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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hätte schwören können, daß die Akkorde im Takt mit dem Don- ner aufläuteten. Wie die Bedingungen im Zentrum des Sturms waren, auf das sie ursprünglich zugehalten hatten, mochte er sich gar nicht vorstellen.
    Die Wogen gingen so hoch, daß sie den Mast überragten, doch wie ein schwebender Traum kletterte das solide kleine Boot jeden Was- serwall hinauf und glitt auf der anderen Seite wieder hinunter. Jedes- mal, wenn eines der grünen Ungeheuer über sie niederbrach, dachte Jon-Tom, nun gingen sie endgültig unter, doch jedesmal glitt das Boot die brechende Woge so geschickt hinan, wie eine Spinne über einen Stein klettert. Schön muß ein Schiff unter solchen Umständen nicht sein, nur über Wasser bleiben muß es, dachte Jon-Tom grimmig.
    Der Mast des Bootes schwankte, und die Spanten ächzten, doch sie zerbrachen nicht. Wie von diesem Mißerfolg verärgert, verdoppelte die See ihre Wut. Jon-Tom machte sich mehr Sorgen um das Steuer- ruder als um den Mast. Wenn sie steuerlos dahintrieben, geriete das Boot mit der Breitseite in die heranstürmenden Wogen, und ein Um- schlagen wäre dann unausweichlich. Doch das aus zähem Sumpfsur- row gefertigte Ruder zersplitterte nicht.
    Mitten in Blitz und Donner, kreischendem Wind und prasselndem Regen sah man Mudge, lässig pfeifend, und im Angesicht des unmit- telbar drohenden Untergangs anscheinend völlig ungerührt, über Deck schlendern. Er hatte seine Kleider ausgezogen und sicher unten auf- bewahrt. Der Regen hatte seinen Pelz geglättet und ihm einen natürli- chen Glanz verliehen, um den Jon-Tom ihn nur beneiden konnte.
    Als Mudge bemerkte, wie sein Freund ihn ansah, legte er die Hände an den Mund und rief: »Is das nich aufregend, Kumpel? Was für 'ne tolle Fahrt!«
    Jon-Tom wischte sich die salzige Gischt aus den Augen. »Oh, es ist schon aufregend. Wie war's, wenn du die Aufregung mit uns teilst und uns hier hilfst?«
    Der Otter schüttelte den Kopf. »Möcht dir doch den Spaß nich ver- derben, Jommy-Tin. Warum fragste nich Umagi? Sie war eher von Nutzen als ich mit meiner bescheidenen Größe.«
    »Sie wurde schon gefragt!« rief Naike von der anderen Seite des Steuerrades. »An Kraft ist sie der Aufgabe zwar gewachsen, doch ihr Zustand verbietet es. Ihr ist unwohl.«
    »Ach, 'ne Prinzessin, die über die Reling 'ängt un kotzt, stimmt's? Wie schade.« Der Otter duckte sich und hielt sich an einem Tau fest, als eine wütende Welle von Backbord auf das Boot niederschmetterte und alles und jeden an Deck durchtränkte. »So is das Leben, Kum- pel!« schrie er, als das Wasser abgeflossen war. »Dafür sind wir doch 'ier'ergekommen, Mensch, oder etwa nich?«
    »Ich bin mir sicher, am Bug ist es sogar noch besser!« brüllte Jon- Tom zurück. Außerdem, dachte er bei sich, müssen wir dir nicht zuhö- ren, wenn du dort bist. »Wir könnten alle ertrinken, ist dir das klar?«
    Statt sich zum Bug hin zu entfernen, kam der Otter noch näher. »Ihr könntet alle ertrinken, meinste wohl.«
    »In diesem Unwetter könnte sogar ein Otter ertrinken.« Naike war von Mudges Kaltblütigkeit keineswegs überwältigt. »Vielleicht sind die Angehörigen deines Stammes die besten Schwimmer überhaupt, aber von einem Otter, der das Meer durchschwömmen hätte, habe ich noch nie gehört.«
    »Ich würd mich einfach vom Wasser tragen lassen«, entgegnete der Otter. »In der Sonne da'intreiben un Krabben un Beerentang essen.«
    »Wenn dich nicht etwas anderes zuerst frißt«, schoß der Mungo zu- rück.
    Mudge blieb ungerührt. Es gab kaum etwas, womit man den Otter wirklich aufbringen konnte. »Dann war das 'n angemessenes Ende für 'n interessantes Leben, un 's würde mir nich leid tun. Besser als an Ko- lik oder schlechter Laune im Bett zu sterben.«
    Naike ließ den Blick von der geduldig vor ihnen herschwebenden Akkordwolke zu Jon-Tom gleiten. »Mein hochgewachsener Freund, ich frage mich allmählich, ob wir dem Kurs der dahintreibenden Mu- sik zu Recht vertraut haben.«
    »Erinnert Euch, viel Auswahl gab es nicht.« Jon-Toms salzverkrus- tete Lippen waren feucht und aufgesprungen. »Wenn wir uns falsch entschieden haben und sterben, werde ich mich entschuldigen.«
    Der Mungo verzog das Gesicht. »Menschen haben einen äußerst ei- genartigen Sinn für Humor. Kein Wunder, daß Ihr so gut mit dem Ot- ter zurechtkommt.«
    »Nur Mut, tapferer Leutnant. Noch sind wir über Wasser, noch se- geln wir weiter.«
    »Aber welchem Schicksal entgegen?« Der anstrengende Kampf mit dem

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