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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Gründen auf dem Deck gewälzt, und selbst der ewig düstere Karaukul zeigte ein breites Grinsen.
    Was den Mahlstrom betraf, so drang aus seiner Tiefe ein lebhaftes, belustigtes Röhren, das sich deutlich über das Grollen des wirbelnden Wassers erhob. Es war kaum zu glauben, doch das gequälte Schiff stieg nach oben.
    »Ich glaube, mich laust der Affe.« Jon-Tom hatte sich über die Re- ling gebeugt und betrachtete das Meer unter ihrem Kiel. »Wir steigen, es geht wieder nach oben.« Er richtete sich auf und rief den anderen die Neuigkeit zu: »Der Strudel schickt uns wieder hinauf!«
    »Das ist nett.« Mit völlig geleertem Magen lag Ansibette rücklings auf dem durchweichten Deck. Umagi war zwar in kaum besserer Ver- fassung, hatte sich aber neben sie gekniet und versuchte sie zu trösten, so gut sie konnte.
    Jon-Tom fühlte, wie sein Verdauungssystem sich allmählich stabili- sierte. Das ausdauernde Spiel mit den Weilen in seiner Jugend, die vielen Male, die er sich von den Wasserfällen von Zuma und Santa Monica hatte mit nach unten reißen lassen, waren nicht umsonst ge- wesen. Mit dem inneren Gleichgewicht fand er auch die Ruhe zum Nachdenken.
    »Mach weiter so«, drängte er den Otter. »Je lustiger, desto besser.«
    »So ist's recht, Kumpel, nur mich nich unter Druck setzen.«
    »Komm schon, Mudge, ich kenne dich. Du kennst doch Tausende von unverschämten Geschichten und ebenso viele kurze Witze. Erzähl sie mir, einen nach dem anderen. Erzähl sie alle!«
    Prompt gab der Otter ein paar weitere seiner Lieblingsstücke zum besten, nach deren Abschluß sich ein neuer Ton vernehmen ließ. We- der das Brüllen von Wasser noch das Dröhnen eines merkwürdigen Gelächters, sondern etwas völlig anderes: ein schwebendes, wort- reiches Flüstern.
    Er lacht nicht nur, dachte Jon-Tom überrascht, jetzt spricht er auch noch. Und dies waren die Worte: »Das war deftig, das war herrlich! Jetzt will ich einen erzählen.«
    »Warum nich?« Der Otter hüpfte zur Reling und duckte sich ge- schickt unter einer durch die Luft sausenden, aufgequollenen Masse Riementang hinweg. »Mit ' 'ner Naturgewalt 'ab ich bis'er noch nie Witze ausgetauscht.«
    Die Spanten des Bootes knirschten bedenklich, und Jon-Tom fragte sich, welch ein Witz wohl von einer Gewalt kommen mochte, die ganze Flotten einzusaugen und dem Untergang zuzuführen vermochte.
    Er hätte es sich denken können.
    »Da gab es diese beiden Pottwale, verstehst du?« grollte der Mahl- strom. »Und diese Fischerbarke.«
    »Ja, ja, erzähl weiter«, drängte Mudge erwartungsvoll.
    Als der Witz zu Ende war, brach der Otter in brüllendes Gelächter aus. Naike grinste, aber Pauko hatte die Pointe nicht verstanden und fühlte sich ausgeschlossen. Aleaukauna legte die Hand über den Mund und kicherte. Jon-Tom fand die Geschichte mittelmäßig amüsant, machte es sich aber zur Pflicht, vor Lachen so laut herauszuplatzen, als hätte er den absoluten Gag gehört.
    Inzwischen war das Boot weitere hundert Fuß nach oben geglitten, und der kreisrunde Ausschnitt blauen Himmels über ihnen hatte sich beträchtlich erweitert.
    Wie lange es so weiterging, hätte Jon-Tom nicht sagen können. Mudge und der Mahlstrom tauschten so lange Pointen aus, bis das witzige Hin und Her von grollendem Wasser und verschlagenem Otter zu einer Einheit zu verschmelzen schien. Die Mitreisenden der Fluß- ratte hielten sich mittlerweile trübsinnig am Boot fest und versuchten, das Würgen zu unterdrücken, während das Fahrzeug stetig nach oben stieg. Ihr Magen war ebenso leer wie ihr Kopf, und sie konnten nur hoffen, daß es bei Mudge anders war.
    Die schimmernden Akkorde hatten ihren Platz direkt vor dem Bug- spriet aufgegeben und schwebten dicht bei Jon-Tom. Hin und wieder läuteten sie hell auf, als spürten sie irgendwie den Gehalt eines Wit- zes. Was keineswegs unmöglich war, sagte sich Jon-Tom. Musikali- sche Witze gab es zu Tausenden, wenn man sie beherrschte. Gott steh mir bei, flüsterte er in Gedanken. Es verfängt.
    Über ihren Köpfen winkte verführerisch der blaue Himmel, voll- ständig eingefaßt in einem kreisrunden grünen Rahmen. Fast waren sie wieder an der Meeresoberfläche. Fast, aber noch nicht ganz.
    »Gib jetzt nicht auf, Mudge«, drängte Jon-Tom den Otter. »Du hast schon viel erreicht. Bitte ihn, uns gehen zu lassen.«
    Der Otter nickte und wandte sich wieder der wirbelnden Leere zu.
    »Nu, wie war's damit, alter Trichter? Wie war's damit, uns wieder auszuspucken?«
    »Nein,

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