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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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machen, das wußte der Bannsän- ger. Er würde nicht jemanden mit Jon-Toms Fähigkeiten einfach frei auf der Insel herum laufen lassen, würde seine Gegenwart nicht wie die seiner beklagenswerten Ex-Bandgenossen dulden. Unter dem Ein- fluß der entstellenden Harmonien begann der Regenbogen schon unsi- cher zu vibrieren.
    Ihre Verfolger hatten Flügel. Konnte er sich Flügel machen?
    Völlig unaufgefordert kam ihm ausgerechnet ein Werbeslogan für eine Mädchenpuppe in den Sinn. Ein lächerlicher, aufgeschnappter merkantiler Knittelvers, doch der müßte es schaffen. Er hatte keine Zeit, gründlich nachzudenken. Er versah den Slogan mit einer Melo- die von ZZ Top und stimmte einen in all seiner Mittelmäßigkeit geist- tötenden Kehrreim an.
    Um ihre Füße wirbelte silbrige Luft auf. Ein leise schwirrendes Ge- räusch ertönte. Einen Moment später hatten sie die Flucht nach unten wieder aufgenommen, und diesmal wurden sie mühelos schneller und immer schneller. Die wütenden Verfolger verdoppelten ihre musikali- schen und flugtechnischen Anstrengungen, doch umsonst. Der Ab- stand zwischen Verfolgern und Verfolgten vergrößerte sich.
    Nun hatten Jon-Tom und Mudge nichts weiter zu tun, als die Balan- ce zu wahren.
    »Verdammt noch mal, zum Teufel, Kumpel! Was sind das für Din- ger?« Der mit einer staunenswerten natürlichen Geschicklichkeit und einem niedrigen Schwerpunkt gesegnete Mudge hatte keine Schwie- rigkeiten, das Gleichgewicht zu halten. Während er die Situation schnell im Griff hatte, mußte Jon-Tom daran arbeiten.
    »Sie heißen Rollschuhe!« Obwohl der Otter direkt neben ihm rollte, mußte Jon-Tom die Stimme erheben, um gehört zu werden. Je schnel- ler sie fuhren, desto lauter rauschte der Wind in den Ohren.
    »Mir scheint, die mag ich!« Damit begann der Otter, erst rückwärts zu laufen, dann abwechselnd auf je einem Bein, während Jon-Tom schon heftig darum kämpfen mußte, nur auf den Füßen zu bleiben. Beinahe hätte er etwas gesagt, da machte Mudge einen perfekten Salto nach vorn und landete ohne jede Anstrengung auf den Rollen. Zum Teufel mit ihm, dachte er. Wenn er über den Rand segelt, dann ist er verdammt noch mal selbst schuld. Er hatte jedoch zuviel damit zu tun, aufrecht zu bleiben, als daß er seine Kritik hätte zum Ausdruck brin- gen können.
    »So was 'ab ich noch nie gesehn!« Beim Vorwärtsrasen beugte der Otter sich nach vorn, um die fremdartigen Vorrichtungen an seinen Stiefeln zu betrachten. Es waren keine Flügel, doch sie ermöglichten den beiden, ihre Verfolger schnell hinter sich zu lassen. Die ent- setzliche Musik war jetzt nur noch ein kratziges Gebrumm in der Fer- ne.
    »Da stehn sie nu un glotzen blöd!« Ausgelassen grinste Mudge den Freund an. »Nur 'ne Kleinigkeit macht mir 'n bißchen Sorgen, Kum- pel.«
    »Und was ist das?« Jon-Tom wagte nicht, den Blick von dem viel- farbigen Weg vor ihnen zu wenden.
    »Wie bringt man die Dinger zum 'alten?«
    »Da hast du mich erwischt.« Fast hätte der Bannsänger das Gleich- gewicht verloren, schlug wild mit beiden Armen und fing sich schließ- lich wieder. Auf seinem Rücken hüpfte und sprang die Duar.
    Mit einer Hand hielt der Otter die gefiederte Kappe fest und ging auf seinen Rollschuhen in die Knie. »Na fein, dann. Ich denk, das fin- den wir raus, wenn wir unten ankommen. Bis da'in werd ich jede Mi- nute genießen. Das is 'ne großartige Art, da'inzugehn, in jedem Sin- ne!«
    Mit einer Geschwindigkeit zwischen zwanzig und zweitausend Stundenkilometern schössen sie raketengleich an dem aufgeschreckten Trio entwurzelter Musiker vorbei. Sobald sie die Flitzer erkannten, stießen die drei Beifallsrufe aus. Weder Mensch noch Otter konnten sich zum Dank für den Beifall umdrehen: Sie hatten zuviel damit zu tun, auf den Beinen zu bleiben.
    Die schimmernde Akkordwolke, ihre ständige Begleitung seit ihrem Abschied aus den Glockenwäldern, mußte sich strecken, um Schritt halten zu können. Zu einer dünnen Kette von Tonpartikeln auseinan- der gezogen, sah sie wie ein rosaroter Draht aus, der sich den Regen- bogen hinunterbewegte. Da die Akkorde noch weniger Masse besaßen als der durchschnittliche Geist, gab es nichts, um die Dahinrasenden zu bremsen.
    Jon-Tom, der sich eine Haltung erschöpfter Gleichgültigkeit zuge- legt hatte, bemerkte nun, daß der Boden immer schneller auf sie zu- kam. Noch immer hatte er keine Ahnung, wie sie zum Stehen kom- men sollten.
    Auch konnte er die Duar nicht benutzen: Bei der

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