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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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nach etwas Wichti- gem suche, das verloren gegangen ist.« Er zeigte auf die schwebenden Akkorde in dem Kraftfeldgitter.
    Plötzlich merkte Jon-Tom, wie müde er war, und schaute sich nach etwas um, das sich als Stuhl benutzen ließ. Da er nichts fand, blieb er stehen.
    »Es scheint so, als hätten Sie sich für die paar fehlenden Takte einer Menge Ärger ausgesetzt.«
    »Ah, aber sie sind von entscheidender Wichtigkeit.« Er ging zu ei- ner Kammer, winkte die Türen zur Seite und zog ein Gerät heraus, dessen Ähnlichkeit mit einem Gewehr Jon-Tom zusammenschrecken ließ. Mudge bemerkte die Reaktion seines Freundes und rückte näher.
    »Was is das, Kumpel, was is los? Und wo sind wir? In 'nem Vor'of der 'ölle?«
    »Das klingt aber nicht besonders nett«, kommentierte Caz. Jon-Tom verkrampfte sich leicht, als ihr Gastgeber sich ihnen zuwandte. »Was würden Sie sagen, wenn ich zu Ihnen nach Hause käme und so etwas sagen würde?«
    »Sie haben sein Zuhause nicht gesehen.« Jon-Tom hielt ein wach- sames Auge auf das metallblaue Gerät in der Hand des Insektoids.
    Der Physiker stellte es auf einen kleinen runden Tisch und berührte etwas an seiner Seite. Sofort war der Raum von Musik erfüllt. Sie war rund um sie herum, als dienten die Wände selbst als Lautsprecher. Was nach Jon-Toms Wissen auch zutraf.
    Es gab auch eine visuelle Begleitung in Form eines oszillierenden Nebels, der in Übereinstimmung mit feinen Veränderungen in Tempo und Lautstärke Form und Farbe wechselte. Die Wellenformen klangen für Jon-Toms Ohren zwar völlig fremdartig, jedoch nicht un- angenehm. Eine süße schwebende Melodie diente als Grundlage für eine Folge einzigartiger Stoßeffekte. Die Musik wirkte sowohl auf- munternd als auch beunruhigend, letzteres zweifellos deshalb, weil er nicht die kulturellen Bezugspunkte besaß, die es ihm ermöglicht hät- ten, die Musik voll zu verstehen.
    Mudge, der sich beim Erklingen der ersten Töne die Ohren zugehal- ten hatte, hörte nun entspannt zu. Er verstand die Musik zwar nicht, war aber auch nicht abgestoßen. Jon-Tom, der sich besser mit Musik auskannte, konnte ein wenig mehr damit anfangen.
    »Sie ist sehr schön... glaube ich.« Nachdem Cazpowarex den Appa- rat schon abgestellt hatte, klangen die Töne noch lange in Jon-Toms Ohren nach, und der Eindruck der Farben auf seiner Netzhaut war noch nicht verflogen. »So etwas habe ich noch nie gehört.«
    »Ihre Reaktion ist verständlich. Sie stimmt mit der ihrer Mitmen- schen überein.«
    Jon-Tom starrte ihn mit offenem Mund an. »Hier gibt es Men- schen?«
    »O ja, ganz entschieden. Ich fürchte jedoch, Sie werden nicht die Gelegenheit haben, ihnen zu begegnen. Ihre Gegenwart hier ist eine Anomalie, die behoben werden muß, und zwar bald, denn sonst sind schlimme Folgen zu befürchten, deren Ernsthaftigkeit ich nicht vor- hersagen kann.«
    »Gut dann, das paßt mir, Chef«, verkündete Mudge. »Schick uns zurück.«
    »Genau das habe ich vor und hoffe, daß es mir angesichts der diffi- zilen Natur meiner Ausrüstung gelingt.«
    »Ich verstehe noch immer nicht.« Jon-Tom wollte zurückkehren, aber nicht ohne irgendeine Erklärung. »All das für ein paar Akkorde?« Der Physiker neigte den Kopf zur Seite, was dem menschlichen Heben der Augenbrauen entsprach. »Diese Akkorde sind notwendig, um die letzte und großartigste Komposition des unsterblichen J'Amel- tanek zu vollenden, des herausragendsten Komponisten visueller Mu- sik meiner Generation. Niemand versteht richtig, wie sie abhanden gekommen sind, aber Musik folgt ihren eigenen Gesetzen. Aus meiner Hochachtung und Bewunderung für J'Ameltaneks Werk heraus be- schloß ich, den Versuch zu unternehmen, die Akkorde aufzuspüren. Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich entdeckte, daß sie durch einen erst kürzlich entstandenen interdimensionellen Riß ge- schlüpft waren.«
    »Nicht geschlüpft. Sie wurde entführt, gestohlen.« Jon-Tom sah Mudge an. »Erinnerst du dich? Hinckel sprach davon, er werde bald auch nach der Musik anderer Welten greifen. Unsere kleine Wolke muß sein erstes Musikfragment aus dieser Welt gewesen sein. Aber er konnte sie nicht so festhalten wie den Rest. Die Wolke ihrerseits konnte nicht den Weg zurück nach Hause finden. Also hat sie Hilfe gesucht.«
    Caz ließ den Blick zwischen Otter und Mensch hin und her gleiten.
    »Jetzt bin ich mit dem Nichtverstehen an der Reihe.«
    »Wir müssen uns darum kümmern«, erklärte Jon-Tom. »Wenn wir zurückkommen.

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