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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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da ziemlich sicher. »Und für meinen Geschmack außerordentlich mißtö- nend.«
    Wie zur Antwort ließ die Musik eine vollständige und ganz ent- schieden klagende Wiederholung ihres Hauptthemas erklingen und trieb dann davon, wobei sie sich dem Tempo des Flusses anpaßte. In- vez folgte ihr, bis sie, noch immer leise läutend, im Wald ver- schwunden war.
    »Ich hatte ganz deutlich den Eindruck, daß die Musik etwas such- te«, ergänzte Flagyr unter seinem Hut hervor.
    Invez nahm seinen Platz wieder ein und hantierte mit der Angelrute.
    »Was mag das sein? Wonach könnte eine Musik wohl suchen?«
    »Woher soll ich das wissen?« entgegnete der Dachs leise schnüf- felnd. »Vielleicht nach dem Rest von sich, könnte ich mir vorstellen. Wenn ich Teil eines Liedes oder einer Symphonie wäre, hätte ich kei- ne Lust, für alle Ewigkeit unvollendet umher zu wandern. Meine Exi- stenz käme mir dadurch entwertet vor.«
    »Eigentlich habe ich nie viel darüber nach gedacht«, brummelte In- vez.
    Flagyr zog den Hut nun vollständig übers Gesicht, rutschte an der weichen Rinde des Baumes weiter nach unten und kreuzte die Arme über der breiten Brust, so daß die braune Weste Falten warf. »Ich glaube kaum, daß das bisher irgend jemand getan hat. In einem hast du aber recht.«
    »Wie das?« Der Serval legte sich gemütlich ins Gras.
    »Die Melodie, die der Musik zugrunde lag, war schön.«
    »Ich frage mich eines«, überlegte Invez. »Wenn die Musik düsterer gewesen wäre, hätte die Wolke dann dunkler gewirkt? Beeinflußt die Grundstimmung von Musik ihr Erscheinungsbild?«
    »Ich bin der Meinung, daß wir schon viel zuviel darüber nachge- dacht haben.« Damit wälzte sich der Dachs auf die Seite und kehrte seinem gesprächigen Freund den Rücken zu. Invez wollte noch mehr dazu sagen, zögerte dann, zuckte mit den Schultern und begnügte sich damit, die Spitze seiner Angelrute zu betrachten.
    Jener bewußte Serval und jener leicht zu verstimmende Dachs wa- ren an diesem besonderen Morgen bei weitem nicht die einzigen Ang- ler. Ein Gähnen und ein Recken weiter flußabwärts gaben sich am Westufer des größeren Flusses, in den der kleine Zufluß sich ergoß, zwei alte Freunde auf ähnliche Weise dem altbewährten Sport hin, durch das Angeln nach Fischen die Zeit totzuschlagen.
    Der eine war ein hochgewachsener sportlicher Mensch. Er trug eine kurze Hose und sein altes Lieblingshemd, das nun völlig verbleicht und zerrissen war. Das schulterlange Haar wurde an der Stirn auffal- lend dünner, und die Haut war von vielen langen Jahren unter der Sonne gebräunt. Der hölzerne Schaft seiner Angel steckte, durch meh- rere große Steine befestigt, fest in der Erde, und die Schnur trieb sanft mit der Strömung flußabwärts.
    Die Hände unter dem Kopf gefaltet, lag er lang ausgestreckt auf dem Rücken. Das Ufer, an dem er lag, fiel zum Wasser hin gerade e- ben genügend ab, daß er gelegentlich den Kopf heben und die vorbei- ziehende Strömung betrachten konnte.
    Zu seiner Linken zeigte ein sehr großer Otter einen Grad von Er- schlaffung, wie ihn auch der entspannteste Mensch niemals erreichen könnte. Er war ähnlich gekleidet, trug aber noch eine verwegen aufge- setzte gefiederte Kappe. In seinem äußersten Mangel an Aktivität war er eindeutig otterhaft, denn Vertreter seiner Art scheinen sich immer entweder in einem Zustand völliger Ruhe oder unkontrollierter, wilder Ekstase zu befinden.
    Im Moment schienen die subatomaren Teilchen, aus denen sich sein Körper zusammensetzte, jede Bewegung eingestellt zu haben. Er war zufrieden damit, seine Angelrute und das Wasser mit gleicher Verach- tung zu behandeln. Da er jeden Fisch an Schnelligkeit übertraf, hätte er sich durch einen Sprung in den Fluß und den Einsatz seiner Nase innerhalb von zehn Minuten eine volle Mahlzeit verschaffen können. Das aber wäre eher ein Jagen gewesen. Im Gegensatz dazu verlangte das Angeln, daß man Geduld und Hingabe zeigte.
    Außerdem mußte man sich auf diese Weise nicht viel bewegen.
    »Weißt du«, bemerkte Jon-Tom und schlug die nackten Beine über- einander, »ich bin wirklich stolz auf Buncan. Natürlich waren Talea und ich wütend auf ihn, als er einfach mit deinen Kids abgehauen ist, aber sie sind lebendig und in einem Stück wieder zurückgekommen, und du mußt zugeben, daß er seine Sache gut gemacht hat. Wenn sein Wunsch, Bannsänger zu werden, so groß ist, wird er bestimmt einen Weg finden, ihn erfolgreich zu

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