Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Hand, als Jon-Tom den Bann- gesang beendete. »O ja. Ein Tor das ist.«
    »Wir sind euch für dieses Wunder verpflichtet«, fügte Phembloch hinzu. »Seid unseres aufrichtigen Danks versichert.«
    »Ja, es ist unglaublich gewöhnlich, nich wahr?« Mudge empfand einen gewissen Stolz auf die Anstrengungen seines Freundes, als er das aufdringlich flammende Tor betrachtete.
    Jon-Tom war sich weniger sicher. »Vielleicht habe ich es ein wenig übertrieben.«
    »Was? Du? Einen Bann übertreiben?« Der Otter war die gespielte Entrüstung selbst. »Doch nie im Leben, Kumpel. Zu deiner Beruhi- gung laß dir sagen, daß dies genau meinem Geschmack entspricht.«
    »So schlimm, hm?«
    »Besser ihr kehrt dahin zurück, woher ihr gekommen seid.« Phembloch konnte der Versuchung nicht widerstehen, den Reisenden beim Aufbruch noch einen letzten Rat zu geben.
    Mudge warf einen Blick über die Schulter zurück. »Zum Teufel, Chef. Wenn wir uns dazu entschlössen, da'in zurück zu gehn, wo wir 'erkommen, wären wir nie irgendwo'in gekommen.« Über diese uner- gründliche Tiefsinnigkeit konnten Honigdachs und Spitzmäuserich nachgrübeln, während Mensch und Otter dem südlichen Horizont ent- gegenschritten.
    »Jetzt mal ehrlich, Mudge«, fragte Jon-Tom, nachdem sie die Tor- wächter weit hinter sich gelassen hatten, »so übertrieben ist es doch gar nicht, oder?«
    »Oh, es ist unglaublich geschmacklos, Kumpel. Da kannst du dir si- cher sein. Eine tolle Arbeit, die ganz auf der Höhe deiner Fähigkeiten als Bannsänger steht.«
    Im Norden war noch immer, hoch über den Baumwipfeln, der Glanz des protzigen Tores zu sehen. »Ich habe versucht, die Verse einfach zu halten. Obwohl das nicht von Bedeutung ist. Mit der Zeit verblaßt die Wirkung des Bannes sowieso. Vielleicht haben unsere vormaligen Torwächter bis dahin eine gewinnbringende Beschäfti- gung gefunden.«
    »Vormalig? Was ist denn vormalig für ein Wort?«

VI
    Sie diskutierten Jon-Toms wortwahl und hieben dabei mit ihren Schwertern eine Bahn durch die Vegetation, denn der Pfad durch das Sumpfland wurde schwieriger, und bald war es äußerst mühsam, auf trockenem Boden zu bleiben. Phembloch und Tack hatten mit ihrer Behauptung nicht gelogen, durch den immer morastiger werdenden Sumpf gebe es keine leicht erkennbaren Wege oder Pfade.
    Mudge steckte soviel Energie in sein Jammern wie in die Aufgabe, einen Pfad freizuhauen. Der unnachahmliche Mudge; Mudge der Schlaue, Mudge der Schnelle: Hier spielte er Gärtner, damit sein Ein- faltspinsel von einem Menschenfreund durch den tiefen Sumpf einem versprengten und vielleicht verrückten Musikfragment hinterher stol- pern konnte! Ohne seine Gedanken zu beachten, erklang in der Nähe das zufriedene Geklingel der Akkordkette, von dem die Luft vibrierte. Es war ein angenehmer Klang, der aber keinerlei Hilfe darstellte, was das Bahnen eines Weges durch die dichte Vegetation anbelangte.
    Jon-Tom kannte jeden Ausdruck im beträchtlichen Arsenal seines Freundes und gab sich alle Mühe, ihn bei Laune zu halten. Es war nicht einfach, munter zu bleiben, wenn Ströme von Schweiß an Rü- cken und Brust hinunterliefen und die Kleidung feucht auf der Haut klebte.
    »Kopf hoch, Mudge! Wo bleibt der nicht kleinzukriegende Kampf- geist der Otter?« Mit seinem pflanzensaft-beschmierten Schwert stieß er spielerisch nach dem Schwanz des Otters.
    »'au ab, du verdammtes Rätsel!« Mudge hieb seinerseits ein paar- mal auf die Musik ein, die gegenwärtig als schwachrosafarbener Ne- bel vor dem Grünzeug zu sehen war. Während die Schwertschneide die wellenförmige Substanz durchschnitt, reagierte die Musik nicht, doch als das Läuten wieder anhob, klang es eindeutig melancholisch.
    »Sei doch nicht so, Mudge! Denk daran, was wir alles Neues von der Welt zu sehen bekommen.«
    »'ätte da'eim in meinem Bett bleiben sollen«, murrte der Otter und schaute zu dem dichten Baldachin hinauf. »Wenn der Rest der Welt genauso grün is wie das 'ier, 'ätt ich auch in Weegees Garten bleiben können, und es war mir trotzdem nichts entgangen.«
    »Was ist mit deiner unersättlichen Neugier? Ich weiß, daß du die immer noch hast.« Unter dem Schwert des Bannsängers spritzte das hinderliche Grün nach allen Seiten. »Ein Otter, der nicht neugierig ist, ist ein Widerspruch in sich.«
    »Ja, aber ein müder und gelangweilter Otter nicht.« Damit zog Mudge einen heruntergerutschten Ärmel wieder hoch.
    Jon-Tom, der nun die Führung übernommen hatte, schaute zu sei- nem

Weitere Kostenlose Bücher