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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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anderen Ende des Zimmers. In der Mitte der bemalten Decke war ein großes Oberlicht aus Buntglas eingelassen, das Flüsse und Wälder darstellte und das Licht des aufgehenden Mondes einließ.
    Zu ihrer Rechten stand eine schwere und doch elegante Badewanne aus Blöcken massiven Travertins und Malachits. Von der gegenüber- liegenden Wand glänzten ihnen die goldenen Figuren von Delphinen und Robben entgegen. Woher das Material stammte und zu welchem Preis man es hierher geschafft hatte, war nicht auszudenken.
    Der größte Teil des Bodens war mit dicken Kissen bedeckt, die ge- gen die Möbelstücke anbrandeten wie Wellen gegen eine Felsenküste. Nach hinten weitete sich der Raum, wie wenn man sich von der Mitte eines Kuchenstücks zum Rand begibt.
    Mudge erblickte als erster das riesige, aus blutrotem Holz ge- schnitzte Bett. Mit seinem Himmel aus golddurchwirkter rosafarbener und grüner Seide schien es elegant über dem mit prächtigen Teppi- chen ausgelegten Boden zu schweben. In dem Bett hatte sich eine schlanke, geschmeidige grau-braune Gestalt aufgesetzt und blinzelte ihnen schläfrig entgegen. In ihrem Blick lag eher Besorgnis als Panik.
    »Wer ist da?«
    Beim Klang ihrer Stimme stürzten die vier Soldaten nach vorn und warfen sich an den Seiten und am Fuße des Bettes zu Boden.
    »Euer allererlauchteste Hoheit!« Naikes Stimme bebte vor Rührung.
    »Ich bin Leutnant Naike vom C'Huitoupa Clan. Dies hier sind meine Leute.« Er nannte jeden der Mungos beim Namen und wandte sich dann wieder ihr zu. »Sie sind gute und ehrliche Soldaten Harakuns. Seit vielen Monaten träumen wir von diesem Moment. Jetzt sind wir hier und stehen zu Eurer Verfügung. Ebenso unsere Verbündeten und Freunde, der Abenteurer Mudge und der große Bannsänger Jon-Tom.« Durch ihre Tat fühlte er sich so bestärkt, daß er es wagte, ihr direkt in die Augen zu blicken.
    »Eure Mutter, die Königin, hat die Hoffnung auf Eure sichere Rückkehr noch immer nicht aufgegeben. Sie vermißt Euch sehr, Eure Brüder und Schwestern desgleichen.«
    Die Prinzessin nickte. Sie war jetzt hellwach und dachte angestrengt nach. »Das tut mir leid, wenn auch nicht die Auseinandersetzung, die zu meiner gegenwärtigen mißlichen Lage geführt hat. Ich nehme an, ihr seid hier, um mich zu retten.«
    »Nein.« Nachdem er einen langen Blick auf ihre Hoheit genossen hatte, beobachtete Mudge nun nervös die Tür. »Wir dachten, wir könnten Euch zu 'ner netten Teegesellschaft einladen, un uns dann 'oppla-'opp wieder auf den Rückweg machen.«
    »Sei freundlich, Mudge«, tadelte Jon-Tom seinen Gefährten. »Sie hat eine Menge durchgemacht.«
    »O ja, das erkenn ich an den schrecklichen Bedingungen, denen sie unterworfen war.« Der Otter kickte gegen ein daunengefülltes Satin- kissen, in dem sein Fuß bis zum Knöchel versank.
    Inzwischen war sie aus dem Bett geschlüpft und hatte sich einen Umhang übergeworfen, der wie ein Schneesturm aus blaßblauem Chiffon wirkte. Jon-Tom stellte fest, daß sie ein wenig schlanker und heller war als die Soldaten, doch die dunklen Bänder auf Rücken und Schwanz waren genauso ausgeprägt. Mudge hatte sie von neuem ins Auge gefaßt, und diesmal mit mehr als unpersönlichem Respekt.
    Ganz der alte Mudge. Jon-Tom lächelte vor sich hin. Otter blieb Ot- ter.
    Aleaukauna legte eine Pfote auf Naikes Schulter. »Ihr seid einen langen Weg gekommen, um mich zu retten. Damals glaubte ich nicht, jemals einen Retter zu brauchen, doch hatte ich nicht erwartet, daß jemand mich so hinterhältig und betrügerisch gefangennehmen würde. Euer Lohn soll euren Taten entsprechen.« Sie schenkte den vier tapfe- ren Soldaten einen wohlwollenden Blick, den diese mit leuchtenden Augen begierig aufnahmen. »Doch vorher ist noch viel zu tun.«
    »Ja, wahrhaftig.« Der Leutnant nickte zur Tür hin. »Dieser Ort ist eine Festung, bei der nicht das Eindringen, aber das Hinauskommen schwierig ist.«
    »Ich kenne einen großen Teil davon«, erklärte sie ihm. »Auch wenn meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war, so habe ich doch die Augen offengehalten. Ich denke, ich finde einen sicheren Weg nach draußen.«
    Heke strebte zur Tür. »Dann wollen wir uns auf den Weg machen, Euer Hoheit, bevor der Schlafbann, mit dem Jon-Tom Eure Wächte- rinnen belegt hat, seine Wirkung verliert oder ein anderer nach Euch schauen kommt.« Er blieb beim Eingang stehen und spähte vorsichtig durch das vergitterte Fensterchen. »Sie schlafen noch«, informierte er seine

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