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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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der nächsten Prinzes- sin beiseite, und die Kontrolle des Bannsängers war plötzlich genau soviel wert wie seine zittrig gewordenen Beine.

IX
    Ansibette von Borobos´ Haar hatte die Farbe eines tiefroten Topas, und ihre Augen waren wie durchscheinender Lapislazuli. Sie war sechs Fuß groß, und auf den ersten Blick schienen in ihrem Körper Marmor und Sahnebonbons eine unheilige Verbindung eingegangen zu sein. Es schien unmöglich, daß eine solche Ausstrahlung von einer einzigen Hauthülle zusammen gehalten werden konnte, doch irgend- wie war ihrem Körper dieses nie da gewesene Meisterstück physiolo- gischer Taschenspielerei gelungen.
    Sie war, das zumindest konnte man sagen, mehr als menschlich. Angesichts ihrer natürlichen Anmut fühlte er sich wie ein an Land ge- spülter Stör.
    Mudge schaute den Freund nachdenklich an. »Tsss - absoluter Ver- lust aller kritischen Fä'igkeiten. Man beachte den leeren Gesichtsaus- druck, den 'ängenden Unterkiefer, die schlaff herabbaumelnden obe- ren Gliedmaße.« Dann stieß er den Freund kräftig in die Rippen.
    Jon-Tom kniff verärgert die Augen zusammen. »Was soll das?«
    »Pardon, Kumpel, aber du ‘ast das Atmen vergessen.« Mudge rieb sich die Pfoten. »Jetzt noch eine, dann sind wir aus diesem vergolde- ten Pfuhl raus. Das heißt natürlich, falls deine Beine dich noch tra- gen.«
    Prinzessin Ansibettes Stimme war wie ein Duett von Harfe und Ce- lesta. »Oh, vielmals, vielmals Dank für eure Tapferkeit und Kühn- heit!« Wie ihre königlichen Schwestern trat sie vor, um jedem ihrer Retter einzeln zu danken. Jeder Bewegung unfähig, erwartete Jon- Tom, was da kommen sollte.
    Sie nahm seine Hand und schüttelte sie herzlich, bevor sie weiter- ging, um sich bei Mudge und den anderen auf die gleiche Weise zu bedanken.
    Das brach den Bann, und der Bannsänger konnte sich wieder bewe- gen, doch nun verdrehte er den Kopf nac ihr so weit, daß er ihm fast verkehrtherum auf der Schultern saß.
    »Sie is nur eine mehr von diesen gräßlich verwöhnte Prinzessin- nen«, erinnerte ihn der Otter. »Eine mehr, die wir 'ätscheln müssen, bis wir aus diesem Dreck'aufen 'ier raus sind.«
    »Richtig«, konnte Jon-Tom gerade noch murmeln. »Einfach eine weitere ehemalige Gefangene. Oder ein weiteres ehemaliges Sammel- objekt.« Es war einfacher, über Manzai nach zu denken, als über... als über...
    Er ging weiter und kämpfte energisch darum, seinen Augen Einhalt zu gebieten.
    »Also ehrlich«, knurrte Mudge mißbilligend. »Menschen!«
    »Jetzt nur noch eine Kammer, dann sind alle befreit, und wir kön- nen von hier verschwinden.« Aleaukauna tat ihr Bestes, Naike zur Eile anzutreiben.
    Ihr Drängen war überflüssig. Noch während sie sprach, drehte der Leutnant den Schlüssel im Schloß. Durch die ganze Unruhe aufge- weckt, war Pivver von Trenkuhan schon angekleidet und erwartete sie.
    Sie war kleiner als die Prinzessinnen Ansibett und Umagi, doch e- bensogroß wie Aleaukauna. Unter grünen und goldenen Seidenstoffen leuchtete glänzend gebürstetes tiefbraunes Fell hervor, und ihre leb- haften Augen sprangen von einem ihrer Retter zum anderen. Arme und Beine waren so kurz wie ihr Schwanz, aber der Körper wirkte un- gemein geschmeidig.
    Kurz, sie war eine Otterdame, und diesmal hatte Jon-Tom etwas zu lachen.
    Als Aleaukauna losgehen wollte, mußte Naike sie zurück halten.
    »Bitte um Vergebung, Euer Hoheit, doch in diese Richtung können wir nicht flüchten.«
    »warum nicht?« wollte Quiquell wissen.
    »Weil dort ein wildgewordener Elefant den Weg blockiert, und er ist hinter Toren eingeschlossen, die wir nicht öffnen können«, erklärte Jon-Tom. »Wir müssen einen anderen Weg nach draußen finden.«
    »Ihr hattet Glück, daß ihr überhaupt so weit gekommen seid«, er- klärte bewundernd Prinzessin Pivver.
    »Ja, Glück is unser zweiter Vorname!« Mudges Schnurrhaare zitter- ten. Unter allen Geschöpfen, die Jon-Tom kannte, war der Otter der einzige, der selbst im Sitzen noch großspurig auftreten konnte.
    Pivver war wirklich hübsch, das mußte er zugeben. Für eine Ange- hörige der Gattung Lutra natürlich. Was Mudge anging, so schwebte er etwa einen Fingerbreit über dem Boden. Sein Freund Mudge. Mud- ge der Schamlose, Mudge der Lüsterne, Mudge der...
    Du machst dir zu viele Sorgen, ermahnte Jon-Tom sich selbst. Piv- ver war eine Prinzessin von königlicher Abstammung. Bestimmt wuß- te sie, wie man mit einem Schelm umzugehen hatte, selbst wenn er an ihrer Rettung

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