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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Siegel, und zügle deine Zauberei, sonst stampf ich sie im Tiegel.
    Ansibette, die gerade Silimbars Hand hatte ergreifen wollen, zöger- te. »Komm, komm! Was soll das Zögern? Du bist gebunden und mußt gehorchen.« Der Tamarin wedelte ihr mit dem Schuldschein vor dem Gesicht herum, als wäre dieser die pendelnde Taschenuhr eines billi- gen Hypnotiseurs.
    Jon-Tom verstärkte seinen Gesang und schmetterte nun so laut er konnte. Es sollte ihm eigentlich gelingen, den Bann zu brechen. Er wußte, daß er dazu in der Lage sein mußte. Der Bann beruhte nur auf einfachen Schuldscheinen. Jon-Tom hatte es nicht mit etwas wirklich Gefährlichem, durch und durch Bösartigem wie den un- durchdringlichen, unverständlichen, seelenerstickenden Verträgen der Filmgesellschaften zu tun.
    Ein blaß lavendelfarbenes Leuchten entströmte der Duar und erfüll- te das Flachboot mit seinem Licht. Was geschah da? Für die im Gange befindliche Auseinandersetzung schien es ohne Bedeutung. Da er nicht wußte, was er sonst tun sollte, und keine bessere Idee hatte, sang er für die schwankenden Prinzessinnen weiter von Freiheit und Ent- kommen.
    Dann hörte er Naikes verblüfftes Fluchen und wie Heke nach Luft schnappte. Unter ihren Füßen nahm das einfache Flachboot eine neue Gestalt an.
    »Das is es, Kumpel, das is es!« Mudge drängte seinen Freund zu größeren Anstrengungen.
    »Starker Zauber!« Naike hatte eingesehen, daß seine Bemühungen nutzlos waren, und versuchte nicht einmal mehr, Umagi zurückzuhal- ten.
    Der Rumpf ihres Bootes änderte sich nicht, doch die Reling ver- schwand. Beim Singen fragte sich Jon-Tom, was er da wohl heraufbe- schwor. Vielleicht ein kleines Kriegsschiff, mit dem man Silimbar einschüchtern könnte. Ein Rammsporn, mit dem man dieses Bollwerk kränklich blassen Nebels durchbrechen könnte. Vielleicht sogar ein Fahrzeug wie das des Kaufmanns, nur größer und stärker.
    In seinen Ohren erdröhnte ein enormes Röhren. Lächelnd wartete er darauf, daß größere und stärkere Salamander als die des Kaufmanns aus dem Nebel heraus materialisieren würden. Doch statt dessen kam aus dem Wirbelsturm von Lavendel und Weiß ein... Wirbelsturm her- vor. In gewissem Sinne.
    Es war rund und wurde von einem großen Drahtkorb umgrenzt, und obgleich Jon-Tom niemals in dem Teil der Welt gewesen war, aus dem es stammte, erkannte er es sofort. Die viertausend PS Pratt and Whitney stank nach leckenden Dichtungen und schmierigem Öl, doch ihre Propeller wirbelten voller Kraft und wütender Energie. Mit ausge- franstem Isolierband und rostigen Schrauben war oben auf dem Drahtkäfig, der den Propellerturm umschloß, ein handgeschriebenes rotes Holzschild angebracht, das mit seinem Überzug aus tausend Schichten alten gelben Emails an die Beschaffenheit von Spielknete erinnerte, die in der Mikrowelle getrocknet worden war.
    Als Jon-Tom spürte, wie das vibrierende Deck unter ihm in Bewe- gung geriet, machte er einen Satz zu den Bedienungselementen, die an dem sechs Fuß hohen Pilotensitz befestigt waren, und bekam irgend- wie den Steuerknüppel zu packen. Die Prinzessinnen schreckten aus ihrer Betäubung auf, die einen kreischten los, und die anderen spran- gen zum Boot zurück oder hielten sich die Ohren zu. Über dem stot- ternden Donner des alten Flugzeugtriebwerks, das selbst im Leerlauf sowohl sich selbst als auch das Boot zu zerreißen drohte, hörte man Silimbar wüten.
    Mit einem Luftstoß, unter dem das Riedgras und die Binsen um das Boot sich flach legten, sprang der transformierte Sumpf-Buggy vor und drehte sich wie ein Kreisel. In äußerster Panik bäumten die bis dahin friedlichen Salamander sich auf und taten einen Satz nach vorn. Der wütende Silimbar wurde vom Kutschbock geschleudert und klammerte sich verzweifelt an den alles-entscheidenden Zügeln fest. Der Wagen und die ihn tragende Gaswolke schwankten wild im Kiel- wasser des Sumpf-Buggys, den Jon-Tom noch immer nicht unter Kon- trolle hatte.
    Umagi fiel hart auf ihr Hinterteil. Für Naike, der zwischen die er- wähnten stahlharten Affenhinterbakken und das unnachgiebige Deck geriet, war die Sache noch schlimmer. Wieder bei Sinnen, sprang Piv- ver zum Flachboot, landete an Bord und rollte sich in ein und dersel- ben Bewegung mit typisch otterhafter Behendigkeit auf die Beine. A- leaukauna war ähnlich geschickt, während die weniger gewandten Quiquell, Seshenshe und Ansibette entweder von dem Wagen herun- terplumpsten oder freiwillig ins Wasser

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