Die Entführung der Musik
schlug der Sumpf-Buggy auf dem Strand auf und glitt geradewegs ü- ber die Insel hinüber, wobei er kleine Bäume, Gärten, Häuser und al- les andere niederwalzte, was ihm den Weg versperrte. Die Baumbe- wohner stoben in alle Himmelsrichtungen davon, und die Reisenden an Bord duckten sich und bedeckten den Kopf mit den Händen. Sand, Zweige, Äste, Obst und vereinzelte Haushaltsgeräte prasselten ohne Ansehen der Person auf Prinzessinnen ebenso wie auf Gemeine nie- der.
Auf der anderen Seite der heimgesuchten Insel glitt der Sumpf- Buggy wieder ins Wasser zurück, ließ einige lautstarke Fehlzündun- gen ertönen und erstarb dann. Vielleicht ist es so am besten, dachte Jon-Tom beunruhigt, als er das Gesicht wieder hob und sich dem ab- gesplitterten Propeller zuwandte. Aus dem geschwärzten Triebwerk drang ein verschmorter Geruch, doch wenigstens brannte nichts.
In ziemlich ramponierter Aufmachung erhoben sich die erschütter- ten Prinzessinnen mit Hilfe Leutnant Naikes und seines galanten Trios allmählich vom Deck.
»Wogegen ssind wir gefahren?« Seshenshe befühlte sich behutsam den Mund. »Ich glaube, ich habe mir einen Zahn aussgeschlagen.«
»eine insel. wir sind gegen eine insel gefahren.« Quiquell keuchte leise, »ich habe mir einen nagel abgebrochen.« Da die fragliche Klaue fast zehn Zentimeter lang war, würde diese kleinere Katastrophe für die Prinzessin von Opan wohl keine körperliche Behinderung dar- stellen.
Mudge, der seine Kleidung in Ordnung gebracht hatte, schaute über die Schulter zu dem beim Triebwerk knienden Bannsänger zurück.
»Wie is unsere Lage, Kumpel? In 'exerischer Hinsicht oder sonstwie?«
»Wo ich herkomme, nennt man Fahrzeuge, die mit Alkohol laufen, funny cars - komische Autos. Jetzt verstehe ich warum. Wir haben keinen Treibstoff mehr, Mudge.«
»'ey Kumpel, das is ja kein Problem. Sing einfach wieder das glei- che Lied wie vorhin.«
»Du weißt, was ich davon halte, Banngesänge zu wiederholen. Ob- wohl ich in diesem Fall eigentlich keine andere Möglichkeit sehe.« Er schaute zu der so unglücklich gelegenen Insel zurück. Mitten durch die Vegetation war eine saubere Schneise gezogen, als hätte ein riesi- ger entsprungener Rasenmäher das nichtsahnende Grün bösartig über- fallen. »Wenn wir das Ding wieder in Gang setzen können, muß ich einfach beim Fahren ein bißchen besser aufpassen.«
Pivver zog ein Schnurrbarthaar zwischen den Zähnen hervor. Wäh- rend der kurzen, aber gewagten Landpartie ihrer Reise hatte sie es ver- sehentlich abgebissen.
Jon-Tom fuhr mit der Handfläche so dicht am Triebwerk vorbei, wie er es wagte. Das überanstrengte Metall verströmte eine ungeheure Hitze. »Scheint in Ordnung zu sein. Wir müssen es nur ein wenig ab- kühlen lassen.«
»Während es abkühlt«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen, »können Sie vielleicht entscheiden, was Sie in bezug auf uns unter- nehmen werden.«
Mensch und Otter drehten sich um und erblickten ein Dutzend ge- fiederte Bewohner der Insel, die sanft auf die Steuerbordseite des Sumpf-Buggys niedergeschwebt waren und dort auf dem Schandeck hockten. Die Gruppe bestand aus Männchen, Weibchen und mehreren zwei Fuß großen Jugendlichen. Aus den stehengebliebenen Bäumen kamen weitere Vögel hervor und untersuchten den Schaden, den das Boot an ihren Häusern angerichtet hatte.
Ein vier Fuß großer Blaureiher hatte die eine Flügelspitze in die Hüfte gestützt, während er mit der anderen die Spitze seines langen Schnabels rieb. Er trug eine zerlumpte, aber immer noch tragbare Weste aus einem blau-grau gestreiften, chiffonähnlichen Stoff. Auf der Schnabelmitte saß wackelig eine Brille.
Wie bei dem Rest seiner Brüder fehlte auch ihm die Hälfte seiner Federn.
Der letzte Ausbruch des Triebwerks, sagte sich Jon-Tom. Das und die gewaltsamen Auswirkungen der Propeller, als das Boot über die Insel raste. Beim Anblick des Reihers mußte er mühsam ein Lächeln unterdrücken.
Der in ähnlicher Hinsicht weniger erfolgreiche Mudge sah sich plötzlich dem scharfen Schnabel eines Silberreihers gegen- über.
»Worüber lachst du, Wasserratte?«
»Ü-über n-nichts, Chef.« Der Otter wandte sich von dem zerrupften Vogel ab und schlüpfte aus den Kleidern. »Dachte, ich könnt mal schnell 'ne Runde schwimmen.« Damit sprang er über Bord und ver- schwand unter Wasser. Dort, wo er untergetaucht war, stiegen ganz unmäßig viele Wasserblasen auf.
»Oh, die Armen!« Aleaukauna schlug die Hände
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