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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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dem Boden Bekanntschaft gemacht hatten, brannten höllisch. Ihre Reflexe waren genauso eingeschläfert worden wie ihr gesamter Geist, aber wenigstens hatte sie es geschafft, den Arm, der das Sicherheitsarmband trug, so hochzurecken, dass das Material keinen Schaden genommen hatte.
    Müde und sehr verlangsamt tastete sie nach dem Bettpfosten und probierte, sich daran hochzuziehen. Dieses verfluchte Beruhigungsmittel legte jeden Bereich ihres Körpers lahm und selbst die einfachsten Handgriffe fielen ihr unglaublich schwer. Zentimeter für Zentimeter arbeitete sie sich auf die Beine, die immer wieder nachgaben, sodass sie benommen auf den Knien landete, die inzwischen heftig pochten. Sie mochte sich gar nicht die blauen Flecken ausmalen, die sie davontragen würde.
    Nach einer Ewigkeit und etlichen, vergeblichen Versuchen später, stand sie endlich auf zittrigen Beinen und schwankte zum Fenster. Sie wollte endlich wieder etwas anderes sehen, als die nackten Wände und die düsteren Schatten ihrer Albträume.
    Sie stolperte, ihre Beine gehorchten ihr nicht so, wie sie es gewohnt war, und sie stürzte mit einem lallenden Schrei nach vorne. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich an die Tischplatte festkrallen, sodass nur ihr Oberkörper einknickte, sie aber weiterhin auf beiden Beinen stand.
    »Soll ich dir helfen?«, erklang eine süffisante Stimme und ein undefinierbarer Schatten huschte ins Zimmer. Erst als er näher kam und ihre Pupillen das Gesicht des Mannes fixieren konnten, erkannte sie Tom van Darkson. Ein erstickter Schrei entwich ihrer Kehle und sie wollte zurückweichen, doch ihre Extremitäten hatten beschlossen, in den Streik zu treten. Ohne Vorwarnung verließen sie ihre Kräfte und sie sackte ein. Jetzt saß sie in einer demütigenden, knienden Haltung vor ihm. Immer darauf bedacht, den linken Arm nicht zu heftig zu bewegen, auch wenn das Seil einiges an Spielraum bot, wollte sie es nicht riskieren, einen Stromschlag zu bekommen. Sie hatte schon genug Schmerzen.
    »Oh, der kleinen Sofi geht’s ja gar nicht gut«, säuselte er und ließ sich vor ihr in die Hocke sinken. Seine Augen blieben an dem Klebeverband auf ihrer Brust hängen, jedenfalls hatte sie das Gefühl, wahrscheinlich starrte er aber einfach nur auf ihre blanken Brüste. Da man ihr jegliche Kleidung genommen hatte, war sie seit Tagen vollständig nackt.
    Sie öffnete ihren Mund, um ihm etwas entgegenzusetzen, aber es drangen nur undeutliche Laute hervor, die Tom veranlassten, leise zu lachen.
    »Möchtest du mir etwas sagen? Ich kann dich leider nicht verstehen, aber vielleicht ist das ja auch dein Glück?«
    Seine Finger berührten ihre Lippen und fuhren den schwungvollen Bogen andächtig nach. »Wieso will dein hübscher Mund mir eigentlich immer widersprechen?«
    Sie stieß einen zischenden Laut aus und er drückte ihr mit Daumen und Zeigefinger die Lippen zusammen. Sein Blick schweifte ihr Gesicht und in seinen Augen spiegelte sich eine seltsame Mischung aus Belustigung und Ärger.
    »Weißt du«, sagte er gedehnt. »Ich möchte dich doch schreien hören.« Er ließ ihren Mund los und seine linke Hand umschlang ihr Handgelenk. Als er sich erhob, riss er ihren Körper mit in die Höhe. Augenblicklich wurde ihr wieder übel und sie musste bittere Galle schlucken. Sie wankte, aber sein Griff sorgte dafür, dass sie nicht hinfiel.
    Seine Stimme schlug einen hinterhältigen Tonfall an. »Denke nicht, dass ich dir den Gefallen tue, mit dir zu spielen, wenn du noch so benebelt bist. Ich habe einige Dinge mit dir … zu besprechen … aber solange du nicht bei Sinnen bist, werde ich warten.«
    »Du …«, keuchte sie angestrengt, denn es kostete sie viel Kraft, ihren Mund zu koordinieren und gleichzeitig die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen. »Bist …«
    Er zog sie zu sich heran und seine Lippen pressten sich auf die ihren. Erschrocken zuckte sie zusammen, sie wollte sich befreien, aber die Drogen hatten ihre jegliche Energie geraubt. Er küsste sie lange und innig. Seine Zunge öffnete ihren Mund und erkundete neugierig ihren Mundraum.
    Sie ließ es paralysiert geschehen, und obwohl alles gefühlter Weise in Zeitlupe ablief, pochte ihr Herz rasend schnell in ihrer Brust. Der einzige Muskel in ihrem schlaffen Leib, der sich unbeeindruckt des Betäubungsmittels zeigte – darauf hätte sie gut und gerne verzichten können. Tom hob überrascht seine Augenbrauen und seine Handfläche legte sich auf die Stelle, unter der ihr Herz wild schlug. »Sag

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