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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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sein.«
    »Das mein ich nicht«, entgegnete der Schwarzhaarige ihm unwirsch. »Und das weißt du auch.«
    »Bitte?« Darksons Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen und er hatte das Bedürfnis Samir seines Zimmers zu verweisen, aber stattdessen fragte er zornig nach: »Was willst du mir damit sagen?«
    Samir hielt das Bild mit ausgestrecktem Arm von seinem Körper fort und legte seinen Kopf schief, während er es lange betrachtete, um es dann mit einem theatralischen Aufseufzen zurückzustellen. »Zwingst du mich wirklich, es auszusprechen?«
    Tom packte seinen Bruder grob an der Schulter. »Ja, das tue ich! Hör auf, in Rätseln zu reden.«
    Samir drehte seinen Kopf und ihre Blicke kreuzten sich. »Ich erinnere mich sehr gut daran, wie deine Augen geglitzert haben, als du sie unter deinem Decknamen Leon kennengelernt und mir von ihr berichtet hast. Das gleiche Glitzern beseelt auch Tristans Augen.«
    Tom grub seine Finger tiefer in Samirs Schulter. Sein verdammter Bruder kam der Wahrheit, die er bis jetzt gut verdrängt hatte, gefährlich nahe. »Ja, und?«
    »Ja, und?!«, echote Samir schnaubend. »Das bedeutet, dass ihr sie beide liebt.«
    Darkson fühlte, wie seine Kopfschmerzen sich soeben zu einer heftigen Migräne gesteigert hatten. Seine Schädeldecke schien zu explodieren, stöhnend griff er sich an die Stirn und wisperte nach einer langen Pause, ohne auf Samirs Aussage einzugehen: »Raus hier.«
    Pikiert über den Wutausbruch rutschte Samir von der Tischplatte und stieß Toms Hand von seinem Körper. »Wenn sie bleibt, wird das im Unglück enden, entweder bringt sich das dumme Gör früher oder später um, dann seid ihr beide todunglücklich oder sie bleibt am Leben und einer von euch leidet. Insgesamt eine unschöne Patt-Situation«
    Anstatt zu antworten, deutete Tom wortlos auf den Ausgang, aber Samir blieb hartnäckig. »Gib sie jetzt weg, bevor es zu spät ist! Sich jetzt von ihr zu trennen, wäre das kleinere Übel. Aus den Augen – aus dem Sinn, das weißt du doch.«
    »Geh«, wiederholte Tom und dieses Mal lag eine unmissverständliche Mahnung in seinen Worten, die auch Samir nicht ignorieren konnte. Mit einem missbilligenden Knurren verließ sein Bruder das Zimmer und knallte die Tür zu.
    Tom atmete langsam ein und aus, dann nahm er das Bild in die Hand, sah es kurz wutentbrannt an, ehe er es gegen die Wand schmetterte. Das Glas und der Rahmen zersplitterten und fielen, in ihre Einzelteile zerlegt, auf den Boden, wo er sie achtlos liegen ließ und zu Sofia eilte. Er musste sich und Samir beweisen, dass ihm nichts an dem Mädchen lag.

Ungerechtigkeit
    Sofias Geist driftete ab, sie hatte Schwierigkeiten ihre Umgebung zu erfassen, denn die Konturen verflossen und türmten sich zu düsteren Schatten auf. Sie warf sich im Bett hin und her, aber die bedrohlichen Ungetüme, die ihr Bett belagerten, wollten nicht verschwinden.
    Die Drogen verformten ihre Umwelt zu Licht und Dunkelheit, keine Farben oder Formen fand Zugang zu ihrem Verständnis, alles bestand nur aus einem grauen Einheitsbrei.
    Ihr war so schrecklich übel und sie fror trotz der angestauten Hitze erbärmlich. Mit einem Ächzen brachte sie sich in die stabile Seitenlage, durch die heftige Bewegung überrollte sie eine erneute Schwärze und sie musste würgen. Angestrengt fixierte sie den malträtierten Tisch in ihrem Blickfeld, aber die Platte hüpfte vor ihren Augen unruhig auf und ab, sodass Sofia mit einem gequälten Stöhnen die Lider schloss, damit ihre Sinne Ruhe fanden.
    Ihre Emotionen waren gedämpft, ihre Gliedmaßen träge, dennoch suchte sie diese unspezifische Unruhe heim, die sie dazu zwang, ihre Augen wieder zu öffnen.
    Sie biss sich auf die Unterlippe, gab sich einen energischen Ruck und hievte ihren Oberkörper in eine aufrechte Position. Der Brechreiz, der sie daraufhin plagte, ließ sie zurücksinken. Sie musste tief durchatmen, ehe sie den nächsten Versuch startete. Dieses Mal schaffte sie es länger, sitzen zu bleiben, bevor der Schwindel ihr die Sicht nahm. Nach einer Weile, wo sie nur ruhig und still im Bett kauerte, hörte das unerträgliche Kreiseln auf.
    Behutsam blinzelte sie unter halbgeschlossenen Lidern hervor und rührte vorsichtig ihre Arme, die ihr unglaublich schwer und träge vorkamen.
    Sie gab ihrem Körper einen kurzen Impuls, fiel aus dem Bett und prallte seitlich auf den Boden. Der Sturz tat mehr weh, als sie es unter dem Drogeneinfluss erwartet hatte. Ihre Schulter und Hüfte, die unsanft mit

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