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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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Leidenszeit abkürzen.«
    Er tätschelte ihren Kopf. »Aber keine Angst, er wird dich nicht töten und ich werde danach für dich da sein.«
    Nach diesen mehr oder weniger entmutigenden Worten – die der Sklave bestimmt nett gemeint hatte - wollte Tristan sich aus dem Zimmer entfernen, aber sie hielt ihn am Handgelenk fest. »Bleib …bitte.«
    »Nein«, erwiderte er harsch und streifte ihre Hand ab. »Ich bestimme, wann ich mit dir Zeit verbringen will und jetzt ist mir nicht danach.«
    Verblüfft über seinen erneuten Persönlichkeitswechsel starrte sie ihn fassungslos an. Er war so kalt. Eiskalt. Immer wenn sie dachte, ihn einschätzen zu können, wandelte er sich und zeigte eine dunkle, hartherzige Seite, die sie erschreckte.

Fluchtversuch
    Als es dämmerte und Sofia langsam wieder mehr Gespür für ihren Körper und dessen Funktionen zurückgewann, klopfte es an der Tür und Donnerstag huschte herein.
    »Oh mein Gott, Sonntag, wir haben uns alle so schreckliche Sorgen um dich gemacht. Wie geht es dir?«
    »Geht so«, ächzte sie und streckte sich. »Dieses Band ist wirklich scheiße«, fluchte sie.
    Die Sklavin nickte und lehnte dabei einen Wischbesen gegen die Wand. »Ja, das tut echt weh. Mir ist das auch schon mal passiert, als ich versucht habe, das Band abzustreifen.«
    Sofia musterte den Eimer in ihrer Hand und den Besen, den sie abgestellt hatte: »Was machst du denn? Musst du das Haus putzen?«
    Donnerstag sah auf das Putzzeug und schüttelte den Kopf. »Nur dein Zimmer.«
    »Warum?«, fragte Sofia.
    Die junge Frau wirkte verlegen. »Na, weil du es schmutzig gemacht hast.«
    »Ich habe was???!«
    Donnerstag zeigte auf einen eingetrockneten Fleck auf dem Holzboden. »Du hast unter dem Strom die Kontrolle über deine Blase verloren. Das passiert jedem, du musst dich nicht schämen.«
    Sofia senkte, trotz der lieben, tröstenden Worte, ihren Kopf. Sie konnte nicht verhindern, dass es ihr unglaublich peinlich war. Sie selbst hatte keinerlei Erinnerung mehr daran.
    Die Sklavin begann, den Boden zu schrubben, während Sofia mit hängendem Kopf und knallroten Wangen auf dem Bett saß. Als Donnerstag endlich fertig war, legte sie Besen und Eimer beiseite und tippte Sofia auf die Schulter. »Du hast kein Band mehr an und die Fußkette auch nicht.« Sie hatte es in einem flüsternden Tonfall gesagt, so als befürchtete sie, abgehört zu werden. Was nicht unwahrscheinlich war, schließlich gab es auch überall Kameras.
    »Ja«, antwortete sie ihr ebenfalls äußerst leise. Tom hatte das kaputte Band, als der Strom ausgegangen war, entfernt. Jetzt lag es zerrissen auf dem Nachttisch.
    »Meinst du, ich sollte die Chance nutzen?«, hauchte Sofia und ihre Lippen zitterten. Wenn jemand ihre Konversation mitbekam, würde man sie sehr, sehr hart bestrafen. So stieg ihr Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen, während sie mit rasendem Puls auf die Meinung der Sklavin wartete.
    »Nein.«
    Die Antwort enttäuschte Sofia, irgendwie hatte sie sich Zuspruch für ihr Vorhaben erwartet. Sie fragte sich, ob die Sklavin feige oder einfach nur klüger als sie selbst war.
    »Schau nicht zum Band«, murmelte die junge Frau. »Das macht dich verdächtig.« Dann packte sie die Putzsachen zusammen und rauschte aus dem Zimmer.
    Unruhig lag Sofia im Bett. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Blick immer wieder zu dem zerstörten Sicherheitsreif wanderte, der dort lag und ihr ein süßes Versprechen von Freiheit verhieß. Sie konnte einfach verschwinden, sollte sie diese Gelegenheit wirklich ungenutzt verstreichen lassen?
    Ihre Augen suchten die Kamera, die still und stumm auf sie gerichtet war. Wie viel Zeit würde verstreichen, wenn sie aus dem Zimmer rennen und abhauen würde, bevor man ihr Verschwinden bemerken und melden würde? Stand sie wirklich die ganze Zeit unter Beobachtung oder war es größtenteils eine Attrappe? Sie fixierte das dunkle Objektiv genauer und verwarf schließlich den absurden Gedanken, dass man sie nicht überwachte. Schließlich war das Sicherheitsband auch kein Bluff, sondern schmerzhafte Realität gewesen. Tom van Darkson hielt, was er versprach. Eine ernüchternde Erkenntnis, vor allem, wenn sie an die kommende Bestrafung dachte.
    Sie rekelte sich und riskierte einen weiteren, unauffälligen Blick auf das Armband. Ihre Fingerspitzen glitten über das Piercing und dann zu ihrer Schulter hinauf. Es galt noch, die anderen zwei Sicherheitsvorrichtungen auszuschalten, falls sie fliehen wollte. Das Piercing konnte

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