Die Entfuehrung der Wochentage
Herrscher sah auf. »Sie ist gestürzt. Hilf mir, sie ins Bett zu tragen.«
»Gestürzt?« Der Unglaube sprang ihm förmlich aus seiner fragenden Mimik und Tom, der den Zweifel ebenfalls deutlich heraushörte, brauste auf: »Ja, die dumme Kuh ist hingefallen und hat damit die Isolation des Bands zerstört!«
»Ach so«, brummte der junge Sklave daraufhin und es klang schon freundlicher. Er beugte sich zu Sofia und wollte sie an den Armen greifen, doch er hielt inne, als sie sofort anfing, zu wimmern. Jede Berührung verschlimmerte den Schmerz, aber der Sklave packte nach einer kurzen Schrecksekunde erneut zu, während Tom ihre Beine umfasste. Sie schwebte einen Moment in der Luft, ehe sie ziemlich grob auf die Matratze geworfen wurde. Die Landung war alles andere als sanft. Sie hätte sich gern darüber beschwert, dass man sie wie einen nassen Sack behandelte, aber ihre Zunge lag immer noch unförmig in ihrem Mund. So quakte sie nur ein empörtes: »Aua. Verflucht.«
Tristan setzte sich auf die Bettkannte und fühlte fachmännisch ihren Puls, während Tom unschlüssig neben ihm stand. Irgendwas schien ihn davon abzuhalten, näher zu kommen. Sofia bemerkte seine veränderte Miene und Haltung. Seine Augen wanderten zwischen Sofia und Tristan hin und her, dann knurrte er: »Tris, du wirst dich um sie kümmern. Ich möchte, dass sie morgen fit genug ist, mich zu unterhalten. Klar?«
Der Sklave nickte unterwürfig, machte sich aber nicht die Mühe, seinem Herrn mehr Aufmerksamkeit als nötig zu schenken und beließ es bei der einen, knappen Kopfbewegung.
Tom van Darkson wandte sich ab und ging schließlich hinaus. Sofia blieb mit Tristan allein zurück. Er beugte sich über das Bett und zog die Decke unter ihrem Körper hervor. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt und sie musterte sein kantiges Gesicht, mit dem sorgfältig rasierten Kinn, dem schön geschwungenen Mund, der geraden Nase und den graublauen Augen, die an manchen Tagen hart und an anderen sehr sanft funkelten. Wenn sie ihn betrachtete, konnte sie verstehen, warum Darkson ihn als seinen Sklaven erwählt hatte. Sie streckte ihre Hand aus und berührte sein dunkelbraunes Haar, das sein Gesicht in vollen, dichten Strähnen umrahmte.
Unter ihrer Berührung zuckte er kurz zusammen, dann hielt er irritiert inne, bevor er die Decke über ihrem Körper ausbreitete.
»Der Stromschlag oder die Drogen haben dich doch sehr stark mitgenommen, hm?«
Verständnislos blinzelte sie ihn an und er lachte ein leises, angenehmes Lachen. »Na, seit wann bist du denn so zärtlich mit mir? Kein Bastard? Kein Mordanschlag mit einem Holzpfahl? Ich mach mir ernsthaft Sorgen.«
Plötzlich fiel ihr wieder ein, was vor einigen Tagen passiert war. Sie hatte es im Drogenrauch vergessen - oder auch verdrängen wollen. Sie senkte ihren Arm und legte stattdessen ihre Fingerspitzen auf seinen bandagierten Unterarm ab. Sie zwang ihre Lippen, sich zu bewegen. »Werden … Narben …. Bleiben?«
Tristan zuckte mit den Schultern und meinte dann trocken: »Auf ein paar mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an.«
Sie kuschelte sich unter die Decke und er zupfte die Enden über ihren Oberkörper, sodass sie jetzt völlig eingehüllt vor ihm lag. »Erzähl mir … von dir, Tristan.«
Seine gerade noch liebevollen Züge wurden bitter und die Maske der Unnahbarkeit erschien auf seinem jugendlichen Gesicht. »Es gibt nichts aus meiner Vergangenheit, worüber es sich lohnt, zu berichten.«
»Deine … Kindheit«, brachte sie einigermaßen geordnet und klar hervor. »Wie war die?«
»Grausam.«
Er erhob sich. Sein blütenweißes Hemd strahlte in der Mittagssonne kalt und abweisend genau wie seine Augen. »Ich gehe jetzt. Du rührst dich nicht vom Fleck, bis die Wirkung des Beruhigungsmittels nachlässt. Es sollte dir bald besser gehen, nachdem es abgesetzt wurde.«
Sie seufzte auf. »Nur … wie lange noch?«
Jedes Wort strengte sie an. Sie musste immer kleine Pausen einbauen, die sie wahnsinnig machten. Sie fragte sich, wie Tristan ihr Gestammel ertragen konnte.
»Sicher nicht sehr lange, wenn Tom dich morgen in seine Finger bekommt, aber du bist selbst schuld. Du wolltest Krieg, jetzt hast du ihn. Darkson wird erst aufhören, wenn du vollständig kapitulierst – und um Himmels Willen gib ihm die Genugtuung deiner Niederlage. Wenn du schreien sollst, tu es! Wenn du um Gnade betteln sollst, mach es! Leiste keinen Widerstand. Gehorche. Dann kannst du deine
Weitere Kostenlose Bücher