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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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einmal um die Ware, bis er ankommt. «
    »Ja.«

Fieber
    »Hey«, erscholl es unfreundlich. Sofia blinzelte gegen das helle Neonlicht an, welches sie blendete. Sie war überrascht, den jungen Ermittler zu sehen, der seitlich auf dem Bett saß und sie musterte.
    »Rene«, krächzte sie ungläubig und bemerkte, wie ihr heiß wurde. Sein intensiver Blick ruhte auf ihr und er machte sich nicht die Mühe, auf ihren Ausruf einzugehen.
    »Wie geht es dir?«
    Was für eine blöde Frage aus seinem Mund. Sie hatte ihn für klüger gehalten. Sie drehte ihren Kopf weg, um nicht länger in seine forschenden Augen sehen zu müssen. »Ich dachte, wir sind Freunde. Stattdessen habt ihr mich verraten und euch wahrscheinlich köstlich amüsiert, wie ich in eure Falle getappt bin.«
    »Nein«, meinte er sehr ruhig. »Nichts daran war lustig.«
    »Ich habe euch blind vertraut.« Sie bemerkte, wie Tränen in ihre Augen stiegen und ihre Stimme einen zittrigen Klang annahm. Es war so demütigend, ihn hier sitzen zu sehen, wie er ihren geschundenen Körper ausgiebig betrachtete.
    »Bitte geh und verschwinde einfach«, flüsterte sie brüchig.
    »Gerne«, erwiderte er süffisant. »Aber auf einem Schiff wird das schwierig. Und da wir im wahrsten Sinne des Wortes im selben Boot sitzen, sollten wir sehen, dass wir irgendwie miteinander auskommen.«
    Sie verbarg ihr Gesicht im Kissen und nuschelte durch den Bezug hindurch. »Tötet mich doch einfach. Wieso lasst ihr mich leiden?«
    Seine Finger umschlangen ihr Kinn und ihr Kopf wurde so gedreht, dass sie ihn anblicken musste. »Ich hab von deinen Querelen gehört und langsam genug davon! Es reicht! Hörst du?«
    »Ha«, stieß sie sarkastisch hervor. »Ja, es reicht wirklich…« Sie konnte nicht verhindern, dass bittere Tränen aus ihren Augen quollen. »Ich hasse dich.«
    »Kann ich verstehen«, brummte er zurück und er ließ ihr Kinn los, stattdessen befühlte er ihre Stirn.
    Sie schlug seine Hand weg. »Fass mich nicht an.« Es hatte kraftlos, beinahe resigniert geklungen und aus der ärgerlichen Miene des Mannes wurde eine nachdenkliche.
    »Du hast hohes Fieber. Samir wird gleich kommen und dir ein paar Medikamente geben, dann wird es dir vielleicht auch seelisch besser gehen.«
    »Seelisch? Du bist ein Spinner«, schrie sie ihn an und setzte sich aufrecht ins Bett, was ihre Wunden entsetzlich brennen ließ. »Lasst mich doch einfach alle in Ruhe. Ich will niemanden sehen. Hau ab!«
    Samir kam herein. Er wirkte im ersten Moment verdattert, als er mitten in die angespannte Situation platzte, aber bis auf ein kurzes Anheben seiner linken Augenbraue blieb er stumm.
    »Sie glüht«, sagte Rene, ohne viel Aufheben zu machen und ignorierte ihren Wutausbruch schlichtweg.
    Samir nickte. »Ich habe vorher knapp über 40 Grad gemessen.«
    Die zur Schau getragene Gelassenheit des Ermittlers bröckelte, denn seine Miene zuckte verräterisch, als er nachfragte: »Haben wir ausreichend Medizin an Bord, um die Ware zu versorgen?«
    Es war diese unglaublich kaltherzige Art, die Sofia so wütend machte. Sie lag direkt vor ihnen, konnte sie deutlich hören und sehen, und die Mistkerle taten so, als sei sie nicht existent. Sie redeten einfach über ihren Kopf hinweg und nannten sie ‚eine Ware‘, obwohl sie genau wussten, dass sie alles mitbekam.
    »Ich will keine Medizin. Nicht von euch«, krächzte sie erbost, aber sie wurde geflissentlich überhört. Die Männer diskutierten stoisch weiter.
    »Ein paar Tabletten haben wir. Ich hab sie gleich mitgebracht«, meinte der Arzt und reichte die Pillen Rene, der sich mit einem Stirnrunzeln über die magere Ausbeute beugte.
    Sofia startete einen weiteren, kläglichen Versuch, sich Gehör zu verschaffen. »Ich verzichte.«
    Rene hielt ihr die Tabletten vor den Mund und sagte schroff: »Halt deine Klappe und schlug die Dinger einfach.«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte keine Kapseln schlucken, aber Rene drückte ihr einfach mit seiner linken Hand den Mund auf und schob ihr die Pillen zwischen die Zähne.
    »Sei nicht so störrisch«, mahnte er sie, während er ihr ein Glas Wasser zum Runterspülen reichte.
    Sie überlegte kurz, ob sie das Zeug wieder ausspucken sollte, aber ein flüchtiger Blick in Renes genervte Miene war völlig ausreichend, es nicht einmal ansatzweise in Betracht zu ziehen. Man würde ihr das Medikament verabreichen, wenn nötig auch mit brutaler Gewalt und davon hatte sie vorerst genug.
    Sie griff nach dem Wasserglas und würgte die

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