Die Entfuehrung der Wochentage
Tabletten hinunter. Sie erntete dafür ein lobendes, sanftes Schulterklopfen vom Ermittler.
»Jetzt ruh dich aus«, befahl Samir unnötigerweise, obwohl ihr Körper geradezu nach Schlaf schrie. Ihr war so heiß und die Lider schwer, sodass sie kurz darauf in einen traumlosen Schlaf glitt.
Dein Herr
Sie wachte auf. Ihr Körper war unter der Decke klebrig nassgeschwitzt und sie fühlte sich hundeelend.
Ein Schemen saß neben ihr, aber ihre Augen, vom Fieber getrübt, konnten den Umriss keiner Person zuordnen.
»Tristan«, flüsterte sie hoffnungsvoll und streckte ihre Hand nach dem Schatten aus.
»Nein«, kam es schroff zurück.
Sofia versuchte, sich an die Stimme zu erinnern. Sie klang vertraut und gleichzeitig in ihrer harten Prosodie völlig fremd.
Ein kühler Umschlag wurde auf ihre Stirn gelegt.
»Wo ist er?«, stammelte sie weinerlich. Ohne ihn kam sie sich schutzlos auf dem Schiff vor. Sie brauchte ihn. Er musste ihr beistehen.
»Tristan schläft. Ich habe ihm befohlen, sich hinzulegen, denn er hat die letzten Tage ohne Schlaf und Nahrung neben dir gewacht.«
»Die letzten Tage … «, quälte sie die Worte über ihre Lippen. Ihre Gedanken kreisten wahllos, ziellos und diffus durch ihren Kopf. »Wo ist Tristan?«
Sie hörte ein tiefes Seufzen. »Schlaf wieder, Kleine.«
»Wo ist Tristan? Ich habe Angst …. Angst … er kommt, wenn Tristan nicht da ist. Er kommt und wird mir etwas tun.«
Der dunkle Schatten, der neben ihr thronte, schien sie zu verstehen, auch wenn sie in abgehackten Sätzen sprach.
»Nein, Ron kommt nicht. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, ich habe ihn bestraft. Und morgen schicke ich Tristan zu dir, ja?«
Der Umschlag auf ihrer Stirn wurde wieder gewechselt. Kälte legte sich über ihre warme Haut.
»Ich … «, stotterte Sofia und wälzte sich herum. Der Lappen rutschte herunter und landete neben ihr auf der Matratze. »Muss Tristan suchen.«
»Nein«, bestimmte der Mann neben ihr herrisch. »Du bleibst liegen.«
Die Stimme - in diesem besorgten Tonfall klang sie wieder wohlbekannt.
Intrusionen suchten Sofia heim. Leere Schnapsgläser. Rons schmieriges Lachen. Tristan wie er trank. Peitschenhiebe. Alles wirbelte ungefiltert in ihrem Kopf umher.
»Tristan leidet«, wisperte sie im Fieberwahn.
»Ihm geht’s gut«, wurde sie beruhigt und eine Hand drehte sie zurück in die Rückenlage.
Ein Wimmern drang über ihre trocknen Lippen. »Sie schlagen ihn. Seine Haut … hat Narben …«
»Ruhig, du hast nur geträumt.«
Sie warf sich im Bett hin und her. »Tristan. Narben. Gläser.«
Plötzlich fiel es ihr schwer, sich zu bewegen. Irgendwas hielt sie fest. »Hey, kleine Sofi«, drang es beschwichtigend zu ihr vor.
Sie weinte. Tränen rannen hinab. »Er ist verletzlich.«
Ein sanftes, raues Lachen. »Tris? Nein, er ist stark. Mach dir keine Sorgen um ihn.« Jemand tupfte ihr die Tränenspuren aus dem Gesicht. »Schlaf jetzt, du bist krank. Ich werde morgen dafür sorgen, dass Tris da sein wird.«
Sie drehte sich erneut herum und zog sich am Bettgestell hoch. Sie konnte dem Schattenmann, der bei ihrer Aktion aufstöhnte, nicht vertrauen. Sie musste Tristan suchen.
»Kleine Sofi, was tust du da?«
Die Gestalt lehnte sich vor, löste ihre Finger vom Gestell und beförderte ihren Körper mit einem Schubs zurück ins Bett.
»Bleib liegen«, knurrte er. »Oder ich fessle dich.«
»Wo ist Tristan?«, fragte sie ihn ratlos. »Ich muss zu ihm.«
»Ach Kleine«, ertönte es resigniert und ihre Hände wurden ausgestreckt neben ihrem Körper platziert, dann legte sich ein straffes Band über ihre Handgelenke. Sie war gefangen, nahm davon aber kaum Notiz.
»Tristan trinkt. Leere Gläser. Narben. Ich habe Angst. Wo ist er? Wo ist Tristan? Ron kommt sonst…«
Eine kurze Stille trat ein, dann hörte sie ihn zweifelnd fragen: »Tris trinkt?«
»Alkohol«, brach es aus ihr heraus.
»Interessant«, erklang die Stimme schneiden. »Erzähl mir mehr.«
»Viele Gläser.«
»Wie viel?«, kam es jetzt schmeichelnd, wenn auch in einem fordernden Unterton.
»Alle leer. Die Flaschen sind leer. Leer. Narben.«
Ein Schwamm berührte ihre Lippen. Das kühle Nass tat gut. Behutsam wanderte der Lappen von ihrem Mund zu den Schläfen.
»Ich werde dich jetzt schlafen lassen.«
Unruhig warf sie ihren Kopf hin und her. »Ich muss zu ihm. Muss dahin.«
Das feuchte Tuch wurde auf ihrer Stirn abgelegt. »Schlaf, kleine Sofi. Ich werde mich um Tristan kümmern , verlass dich darauf.« Etwas
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