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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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hinzu, als er bemerkte, wie Sofia überrascht die Luft angehalten hatte.
    Tatsächlich hatte sie für einen Moment vergessen, zu atmen. Tristan blieb für sie ein Rätsel, welches sie nicht lösen konnte. Manchmal war er ihr engster Vertrauter und dann wieder ihr ärgster Feind. Er spielte ein perfides Spiel mit ihr und sie war sich nicht sicher, ob dahinter nicht eine ausgeklügelte Taktik steckte, sie gefügig und von ihm abhängig zu machen.
    »Was schaust du denn so finster drein, Kleine?«, amüsierte er sich und klatschte mit seiner Hand auf ihren Hintern. »Hop, hop, weiter geht’s.«
    Mit einem unwilligen Murren setzte sie sich wieder in Bewegung und hüpfte sinnlos auf der Stelle herum. Sie kam sich, unter seinem wachsamen Blick, halbnackt, nur mit einem knappen Nachthemd bekleidet, das mehr preisgab als es verbarg, hüpfend, unglaublich albern vor. Allein die Tatsache, dass ihr irgendwer das Hemd angezogen haben musste, als sie geschlafen und wehrlos dagelegen hatte, ließ sie rot werden.
    »Du Tristan«, keuchte sie, während sie auf der Stelle rannte.
    »Ja?«, entgegnete er ihr misstrauisch.
    »Als ich krank war, wer war da bei mir? Du?«
    »Ja, Samir und ich.«
    Sie fühlte ihren Puls rasen. Das Laufen strengte sie an und sie bekam Seitenstechen. »Nur ihr zwei?«
    Er hob seinen Blick und studierte sie genauer. »Warum fragst du?«
    Sie zuckte mit den Schultern und musste eine Pause einlegen, um nach Luft zu ringen. »Ich hatte einen seltsamen Traum.«
    »So?«, hakte Tristan nach und gab ihr einen erneuten Klaps auf das Hinterteil, bis sie sich wieder aufraffte, weiter zu joggen.
    »Ja, ich hab von Leon geträumt. Er saß neben meinem Bett und hat mich beobachtet. Seltsam, nicht?«
    »Genug für heute«, beschied Tristan und in seiner Miene lag Unmut. »Wir wollen dich ja nicht überfordern.«
    Sie blieb stehen. »Meine Frage … «
    »Was gibt es denn bei einem Traum zu deuten? Ein Traum ist ein Traum, ist ein Traum«, unterbrach er sie ungehalten.
    »Aber es war so real. Ist Leon auf dem Schiff, ja?«
    »Nein, Leon ist nicht hier.«
    Sie zog skeptisch ihre Brauen hoch, aber er reagierte nur mit einem müden Abwinken. »Warum sollte er hier sein?«
    »Ich weiß nicht«, begann Sofia und bemerkte, wie sie errötete. Bildete sie sich wirklich ein, dass Leon Gefühle für sie hegen könnte?
    »Ist der Ermittler dir wichtig?« Die Frage aus Tristans Mund empörte sie.
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Er legte skeptisch seinen Kopf schief, plötzlich griff er nach ihrem Arm und zog sie auf seinen Schoss. »Du bist mir aber wichtig, Sofia.« Sie ruderte mit ihren Armen, bis sie ruhig in seiner Umarmung lag. Sie konnte genau in seine Augen sehen und plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Halse. Seine Worte waren gemein, wie konnte er so etwas sagen, dieser Schuft!
    »Lass mich los«, brachte sie nur halbherzig hervor und versank tiefer in seiner Umklammerung. Er roch gut und sein Körper fühlte sich, trotz seiner sehnigen Form, weich und vertraut an.
    »Soll ich dich loslassen, ja?«, fragte er und lächelte dabei unverschämt. Er lockerte seinen Griff und sie rutschte beinahe vom Stuhl, aber ehe das geschehen konnte, zog er sie wieder hoch. »Na, du musst dich schon entscheiden. Halbe Sachen sind nie gut.«
    Der stechende Schmerz ihrer Wunden war das einzige Gefühl, das sie gerade nicht verwirrte.
    »Guck nicht so, als hätte ich dich gefragt, ob wir heiraten wollen, Kleine.«
    Es hätte keinen Unterschied gemacht, sie hätte genauso perplex darauf reagiert.
    Seine Fingerspitzen fuhren ihre Gesichtszüge nach. Seine Kuppen wanderten erst über ihre Stirn, dann sachte über ihren Nasenrücken, schließlich umrundeten sie ihre Lippen, liebkosten ihr Kinn und strichen dann ihren Hals entlang, näher zu ihren Brüsten.
    Sie versteifte sich augenblicklich.
    Mit einem tiefen Seufzen glitten seine Hände zurück. »Steh auf«, sagte er knapp. »Beweg dich weiter.«
    Paralysiert blieb sie halb liegend sitzen und knabberte auf ihrer Unterlippe herum.
    »Hast du nicht gehört? Ich hab keine Lust mehr, mich mit dir zu beschäftigen.«
    Die Zärtlichkeit, die wenige Augenblicke zuvor in seiner Stimme und in seinen Augen gelegen hatte, war verschwunden. Dafür überschattete die hartherzige und gleichgültige Maske, die er größtenteils trug, seine Gesichtszüge wieder und verbarg jegliche Emotionen.
    Sie erhob sich ungelenk und schaute auf ihn hinab. Er erwiderte ihren Blick belanglos. »Nicht stehen, Süße. Ich

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