Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
Vom Netzwerk:
sagte, beweg dich.«
    Mit einem Murren tat sie, wie ihr geheißen und hüpfte erneut auf der Stelle. Während sie lief, schweiften ihre Gedanken ab, sie dachte an den dunklen Schatten zurück, der neben ihr gewacht hatte, und den sie nicht identifizieren konnte.
    Was hatte er zu ihr gesagt? Ruh dich aus,…kleine Sofi.
    Sie stutzte. »Kleine Sofi«, rief sie fassungslos aus. Sie war völlig überwältigt von der Erkenntnis, dass Leon auf dem Boot sein musste. Nur er nannte sie bei diesem Kosenamen. »Leon ist hier. Ganz sicher.«
    Tristan presste seine Lippen aufeinander. Seine Körperhaltung wirkte angespannt, aber er ließ es sich kaum anmerken. Nur seine Finger zuckten nervös. »Möchtest du das Deck sehen?«, fragte er sie unvermittelt.
    Verwirrt von seiner scheinbaren emotionalen Lethargie und seiner seltsamen Frage nickte Sofia.
    »Dann komm.«
    Er umfasste ihren Ellenbogen und geleitete sie hinaus. Dabei achtete er darauf, ihr genug Halt zu geben und sie gleichzeitig in seiner Reichweite zu halten.
    Nur bei der schmalen Wendeltreppe, die nach oben führte, ließ er sie los und knurrte: »Denk daran, wir sind hier auf einem Schiff. Ein Fluchtversuch ist zwecklos.«
    Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick über die Schulter hinweg zu. Für wie blöd hielt er sie eigentlich?
    Sie tapste die steilen Stufen hinauf und blinzelte der untergehenden Sonne entgegen. Es war ein malerisches, friedliches Bild. Das Wasser glitzerte in der roten Abendsonne und eine kühle Meeresbrise umschmeichelte Sofias Haut.
    An der Reling stand ein Mann. Sein Blick war aufs weite Meer gerichtet und sein braunes Haar wehte im Wind. Er wirkte nachdenklich und versunken in seinen Gedanken.
    Obwohl Sofia nur den Rücken des Mannes und einen kleinen Teil seines Seitenprofils erhaschen konnte, wusste sie sofort, wer dort stand und grübelte.
    »Leon«, schnaubte sie und drehte sich energisch zu dem jungen Sklaven um, der hinter ihr stand. »Er ist also doch da, du Lügner!«
    Sie hörte sein raues Lachen und Tristan senkte bedeutungsvoll seine Stimme. »Nein, wir nennen ihn Tom van Darkson.«
    Ungläubig, obwohl sich ihr eine bittere Erkenntnis aufdrängte, schüttelte sie den Kopf. »Nein, das ist er nicht, ich kenne Tom van Darkson. Ich habe ihn in der Bar unter seinem Pseudonym Alex Felix Emelle getroffen.«
    »Nur ein Doppelgänger und Bluff um neugierige Spione zu narren. Sein wahres Antlitz kennen nur sehr wenige.«
    Sofia wurde schlecht. Jetzt hatte sie den befürchteten Beweis: Der Mann, der die Ermittlungen gegen Tom van Darkson leitete, war nicht nur ein Verräter, nein er war selbst der gesuchte Verbrecher. Sie hatte ihm all ihre Geheimnisse brühwarm erzählt und auch die Namen ihrer Informanten preisgegeben. Die Übelkeit nahm bei diesem Gedanken ein unerträgliches Ausmaß an, sie war schuld an zahlreichen Morden.
    »Komm, begrüßen wir ihn«, forderte der Diener sie auf und zwickte sie neckisch in die Wange. »Und mach den Mund zu, wie sieht das denn aus, benimmt sich so eine Lady?«
    »Lass uns umdrehen«, nuschelte sie und sträubte sich gegen den Druck in ihrem Rücken, aber der Sklave schob sie ungerührt weiter: »Er hat uns bemerkt. Es wäre sehr unhöflich, wenn wir ihn jetzt nicht begrüßen würden.«
    Leon oder besser gesagt Tom drehte sich langsam um und wandte ihr sein undurchdringliches Gesicht zu. Sie leckte sich nervös über ihre Lippen. Sie hatte ihm so viel sagen wollen, aber stattdessen blieb ihr Mund stumm. Keine Vorwürfe, Beleidigungen oder Hasstriaden. Nur Schweigen.
    Seine Augen glitten über ihren Körper und schließlich zu Tristan hin. »Ist das eine gute Idee«, wollte er wissen, bevor sein Diener etwas sagen konnte.
    Die Hände ihres Entführers klammerten sich um ihre Schultern und sie hörte ihn verlegen antworten: »Sie braucht etwas Sonnenlicht und frische Luft.«
    Toms Blicke durchbohrten Sofia. »Wenn du meinst, Tris.«
    Sein Tonfall hatte nicht sehr nett geklungen. Seine breite Hand streckte sich nach Sofias Kinn aus und er wollte sie berühren, doch sie wich augenblicklich zurück.
    Endlich hatte sie ihre Sprache wiedergefunden. »Du Bastard!«, schimpfte sie. Es war eine Wohltat ihrem Zorn freien Lauf zu lassen. »Wie konntest du nur alle hinters Licht führen.«
    »Weil das mein Geschäft ist«, sagte er mit dunkler Stimme und seine Hand griff erneut nach ihr, nur dieses Mal bekam er sie zu fassen. Seine Finger schlossen sich schraubstockartig um ihr Kinn »Und du, kleine Sofi, hast so

Weitere Kostenlose Bücher