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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Aber
ich bin GG — Gabriele Glockner, falls ich dich daran erinnern darf. Was soll
ich mit UR. Heiße ich vielleicht Ute Rohrbacher? Oder Ulla Rohrnudel? Oder
Ulrike Radieschen?“
    „Pfote, das bringt mich auf eine tolle
Idee. Du solltest dir aus Sicherheitsgründen eine zweite Identität zulegen. Ute
Rohrbacher wäre sehr geeignet. Klingt total echt.“
    „Aus Sicherheitsgründen? Spinnst du?“
    „Stell dir vor, du wirst gekidnappt,
weil der Kidnapper Gaby Glockner entführen will. Du sagst: Irrtum, Sie
Pfuscher! Gabriele Glockner — die kenne ich nicht. Ich bin Ute Rohrbacher, und
zum Beweis zeigst du die Kette mit deinen Initialen.“
    Glockner, der zu ihnen trat, hatte die
letzten Worte gehört.
    „Dazu“, meinte er, „wird es hoffentlich
nie kommen.“
    Dann presste er die Lippen aufeinander.
    Gaby bohrte ihm einen schlanken
Zeigefinger in die Rippen.
    „Nimm’s leicht, Papi. Du kannst nicht
jeden erwischen. Außerdem ist noch nicht aller Tage Abend.“
    „Mich wurmt es“, sagte Glockner. „Vorerst
hat Uckmann gewonnen. Wir sind abgehängt. Sein Trick hat funktioniert. Er kann
sich ins Fäustchen lachen. Daß ihm sein Schlüssel nichts nützt, weiß er nicht.
Frühestens in vier oder fünf Jahren wird er das merken — dann nämlich, wenn
Neschke entlassen wird und beide vor dem Banksafe stehen, um ihre Beute
herauszuholen. Das müßt ihr euch vorstellen: Jahrelang wird nichts passieren in
der Sache. Nichts. Nichts. Nichts. Denn daß Uckmann irgendwo im Netz der
Fahndung hängen bleibt — daran glaube ich nicht. Dafür ist der zu schlau. Erst
in vier bis fünf Jahren — Himmel, dann seid ihr mitten im Abitur und bereits
volljährig. Wer weiß, ob ihr euch dann noch vertragt.“
    Tarzan öffnete den Mund.
    Sein Protest hätte mindestens 3462
Worte umfaßt und das Läuten der Kirchturmglocken übertönt, die in diesem Moment
überall in der Stadt losschallerten.
    Aber dann klappte er sein
Mitteilungsorgan zu und sah Gaby an, direkt in ihre Blauaugen.
    Sie lächelte unmerklich.
    Er brauchte nichts zu sagen.

11. Zu teuer für Herrn Z.
     
    Kommissar Glockner schien Recht zu
behalten. Uckmann ging nicht ins Fahndungsnetz. Stattdessen gingen die Wochen
ins Land — fünf, um genau zu sein und der Juni legte sich mit einer Hitzewelle
auf die Stadt.
    Für die TKKG-Bande rückte Uckmann in
die Vergangenheit, sozusagen in graue Vorzeit — kaum daß er noch in den
Gesprächen auftauchte. Und auch die Gehirne der vier Freunde löschten die
Erinnerung an den Kerl — schließlich steckte man längst in neuen Taten, und
nahezu täglich wurde ein neuer Plan für die Sommerferien entworfen.
    Einmal noch teilte Gaby mit, was sie
von ihrem Vater erfahren hatte, nämlich, daß sich der Häftling Neschke sehr
bockbeinig stelle. Er sei stumm wie ein Fisch, leugne jedenfalls, einer der
Posträuber zu sein. Döge wäre ein Lügner. Er, Neschke, wisse nichts von der
Sache, habe nie einen Komplicen gehabt.
    Daß nach Uckmann gefahndet wurde,
erfuhr Neschke nicht. Nicht mal, daß der Komplice polizeibekannt war. Kommissar
Glockner hielt mehr von stiller Fahndung und verdeckten Aktionen. Damit sich
Uckmann, wie er hoffte, zu einer Unvorsichtigkeit verleiten ließ. Aber den — schien
es — hatte der Erdboden verschluckt.
    Wie richtig Glockners Taktik war,
erwies sich schließlich doch.
    Es war am Dienstag vor der ersten
Stunde. Der Bus aus der Stadt hatte einen großen Teil der externen (auswärtigen) Schüler gebracht. Gaby und Karl kamen per Rad.
    Beiden war die Aufregung anzusehen, als
sie in die Klasse stürmten.
    „Kein Grund zur Eile“, meinte Tarzan. „Die
erste Stunde fällt aus. Studienrat Kunkel ist seit Mitternacht an Heuschnupfen
erkrankt. Er liegt geschwächt auf der Krankenstation und niest — angeblich — 18
mal pro Minute.“

     
    „Im Durchschnitt.“ Klößchen grinste. „Sein
Rekord liegt bei 26 mal. Aber das schafft er nur hin und wieder. Stellt euch
vor, was das für ein Unterricht geworden wäre.“
    Kunkel, der Englisch gab, war wenig
beliebt, konnte also auf Mitleid nicht rechnen, und es klang auch nur
pflichtschuldig, als Gaby die Hoffnung äußerte, er möge bald wieder gesund
werden.
    Dann blitzte die Neuigkeit wie
Sensationslust aus ihren Blauaugen.
    „Ich weiß es von meinem Papi, weil ihn
die Kollegen heute nacht aus dem Bett getrommelt haben. Ein tierischer Terror.
Aber bevor ich erzähle, machen wir ‘ne Biege — ab in den Park, ja?“
    Im sogenannten Paukergrün hockten

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