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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sie
sich auf den Rasen. Sonne beglänzte das Internatsgelände, das Land und die
Stadt. Der Himmel schien unendlich hoch und war fast so blau wie Gabys Augen.
    Als sie im Kreis saßen, schob sich
Klößchen einen Brocken Schokolade zwischen die Zähne.
    „Gleich platze ich vor Spannung, Pfote.
Erzähl mal.“
    „Ob ihr’s glaubt oder nicht“, sagte
sie, „Neschke, der Posträuber, ist aus dem Gefängnis geflohen. Letzte Nacht. Er
hatte sich auf die Krankenstation verlegen lassen, tat nämlich so, als wäre
seine Leber erkrankt. Er mimte Gelbsucht und war angeblich schon ganz grün im
Gesicht. Dann ist er getürmt. Zwei Justizbeamte hat er niedergeschlagen. Sie
sind schwerverletzt. Ist ‘n Ding, was!“
    Tarzan sagte: „Dann wird Uckmann schon
jetzt — und nicht erst in fünf Jahren — merken, daß er den falschen Schlüssel
hat.“
    Gaby lächelte wie die Sphinx (rätselhaftes
Fabelwesen aus Mensch und Löwe) in ihrer besten Zeit.
    „Vorausgesetzt er und Neschke treffen
zusammen, um dann gemeinsam zur Beute zu jetten. Vorausgesetzt!“
    Die Jungs blickten teils verwundert,
teils nachdenklich. Tarzan, der im Denken der Schnellste ist — obschon Karl
über das gehaltvollere Gedächtnis verfügt — , Tarzan also sagte: „Aha!
Vorausgesetzt! Ja! Denn Neschke weiß ja nicht, daß Uckmann inzwischen abtauchen
mußte. Das meinst du, wie?“
    Gaby nickte.
    Klößchen sagte: „Nun laß sie doch
erzählen, Tarzan, und greif ihr nicht vor.“
    „Ich warte ja drauf“, verteidigte sich
der TKKG-Anführer.
    „Also“, sagte Gaby, „morgen wird es
riesengroß in allen Zeitungen stehen, daß Neschke getürmt ist. Riesengroß — damit
es Uckmann auf keinen Fall übersieht. Das gehört zu Papis Plan. Du bist echt
auf dem richtigen Dampfer mit deiner Bemerkung, Tarzan. Neschke weiß und ahnt
nichts von Uckmanns Situation, sondern wähnt ihn immer noch wohnend als
Biedermann in der zwölften Etage des langen Theo. Logo.“
    „Und weiter?“ fragte Karl.
    „Auch in der hiesigen Unterwelt ist
niemand über Uckmann im Bilde. Erstens wurde er damals vor fünf Wochen mit
keinem Wort in der Presse erwähnt — und auch später nicht, zweitens ist er der
Typ Einzelgänger, der sich höchstens gelegentlich an einen Profi wie Neschke
anschließt.“
    „Was Uckmann betrifft“, sagte Tarzan, „kann
man also die übrige Unterwelt ausgrenzen?“
    „Im allgemeinen, ja, meint Papi. Was
nicht ausschließt, daß er von dem Mailänder Rauschgift-Boss Gianni Paresano als
Killer engagiert wird. Aber das ist ja nur flüchtiger Kontakt und bestimmt
wenig herzlich.“
    „Nun laß doch mal den Plan raus“, nölte
Klößchen, „den dein Vater abziehen will.“
    „Ganz einfach: Neschke muß mit Uckmann
Verbindung aufnehmen. Aber es gibt nur eine Anlaufstelle: die alte. Uckmanns
Wohnung. Also wird Neschke dort anklopfen.“
    „Du meinst, an der Tür?“ fragte
Klößchen verwundert.
    „Neeeiiiin“, wimmerte Pfote durch ihre
blankgeputzten Zähne, entnervt von soviel Begriffsstutzigkeit. „Ich meine das
symbolisch. Neschke wird gesucht. Also kann er sich nicht mittenmang die
Öffentlichkeit wagen. Aber er wird anrufen. Papi polkert jetzt an der
Möglichkeit herum, ihn zu täuschen. Wenn Neschke nämlich glaubt, Uckmann wäre
in seiner Wohnung — dann kann Neschke zu einem Treff gelockt und dingfest
gemacht werden.“
    „Leute, das isses!“ rief Tarzan. „So
und nicht anders. Neschke ruft an, wird geblufft (irreführen) und
geschnappt. Uckmann weiß aus der Zeitung, daß der Besitzer des zweiten
Schlüssels getürmt ist — und sich vermutlich bei ihm melden wird. In seine
Wohnung kann Uckmann nicht zurück. Also wird er beim langen Theo rumlauern und
hoffen, den Neschke abzufangen, wenn der dort aufkreuzt. Weil sich am Telefon
niemand meldet und er, Neschke, stark verunsichert ist. Muß er deshalb
wenigstens einen Blick auf die Namensschilder neben den Klingelknöpfen werfen —
ob Uckmann etwa das Quartier gewechselt hat oder nur mal für zwei Wochen auf
den Bahamas (Atlantikinseln in Mittelamerika) weilt. Alles klar.“
    „Leider nicht“, sagte Karl. „Vielleicht
ist Uckmanns Behausung schon anderweitig vermietet.“
    Tarzan quetschte eine Grübelfalte
zwischen seine Brauen. „Wie kommst du darauf?“
    „Der Wohnturm gehört einer
Baugesellschaft. Sie nennt sich Spekulsky, Wuchers und Co. Für irres Geld haben
die den Bau errichtet. Jetzt müssen sie irres Geld einnehmen, damit die Kosten
wieder reinkommen. Glaubst du,

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