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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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warten. Schließlich sagte sie lapidar: »Sie hätten mir sagen sollen, was Sie vorhaben.«
    Ihr überraschend vernünftiger Tonfall machte Allison ein bisschen verlegen. »Es tut mir leid«, sagte sie, »aber ehrlich gesagt, schien mir die Möglichkeit, dass Ihre Mutter in die Sache verwickelt ist, so gering, dass ich Sie nicht beunruhigen wollte.«
    »Sie haben recht. Meine Mutter würde das nie tun. Und selbst wenn Ihre DNA-Analyse bestätigt, dass es der Lippenstift meiner Mutter war, bedeutet das noch nicht, dass sie was mit der Sache zu tun hat.«
    «DNA-Tests sind sehr zuverlässig.«
    »Das sind sie ganz sicherlich. Aber das schließt die Möglichkeit nicht aus, dass jemand anders den Lippenstift meiner Mutter an sich genommen und die Botschaft ohne ihr Wissen geschrieben hat. Zum Beispiel mein Vater.«
    Allison grübelte. Plötzlich erschien ihr die Chance, dass bei der Analyse etwas herauskam, viel größer. »Das hört sich zumindest plausibler an.«
    Tanya schwieg. Sie schien über etwas nachzudenken. »Oder«, sagte sie ruhig, »es könnte auch sein, dass jemand anders die Botschaft gekritzelt hat, sie aber davon wusste.«
    »Sagen Sie das aus einem bestimmten Grund?«
    »Keine große Sache, aber groß genug. Mein Vater kam heute Morgen hierher und wollte wissen, ob ich eine Ahnung habe, warum das FBI sich mit dem Tod von Kristens Vater beschäftigt. Meine Mutter hat das Treffen arrangiert, was sich erst einmal nicht schlecht anhört. Aber sie hat es geschickt eingefädelt. Offensichtlich hat sie gewusst, dass mein Vater mich wegen Mark in die Mangel nehmen wollte, hat aber nicht die geringste Andeutung über den eigentlichen Zweck seines Besuchs fallen lassen. Tatsächlich wollte sie mir weismachen, dass es um einen erneuten Versuch ginge, Vater und Tochter miteinander zu versöhnen. Ich hätte nie gedacht, dass sie mich so in die Irre leiten würde, gerade jetzt, wo meine Tochter entführt worden ist. Vermutlich hat mein Vater mehr Einfluss auf sie, als ich dachte.«
    Nachdenklich trommelte Allison mit den Fingerspitzen auf der Anrichte. »Tanya, ich möchte Sie ungern darum bitten, die Spionin zu spielen, aber sehen Sie irgendeine Möglichkeit, Ihren Vater und Ihre Mutter zusammenzubekommen und sie einfach zu beobachten? Wie sie sich zueinander verhalten, wie sie miteinander über Kristens Entführung reden ?«
    »Das könnte schwierig werden. Mein Vater macht jetzt mit voller Kraft Wahlkampf.«
    »Er muss ja heute Nacht irgendwo schlafen. Vielleicht könnten Ihre Mutter und er ja die Nacht im Gästeschlafzimmer verbringen. Sagen Sie Ihrer Mutter einfach, Sie möchten, dass die ganze Familie auf dem Höhepunkt der Krise zusammenhält.«
    »Ich hatte heute Morgen einen ziemlich heftigen Krach mit ihm. Ich glaube nicht, dass er noch mal herkommt, selbst wenn wir ihn darum bitten.«
    »Er wird zurückkommen. Und wenn nur deshalb, weil das Heile-Familien-Image gut in seinen Wahlkampf passt. Um ehrlich zu sein, es kann zumindest nicht schaden, wenn die Entführer denken, dass die Familie an einem Strang zieht. Es könnte sie zu der Annahme verleiten, dass sie dadurch eine größere Chance haben, an das Lösegeld heranzukommen.«
    »Muss das wirklich sein?«
    »Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir alles Erdenkliche unternehmen müssen, und zwar so schnell es geht. Wenn Sie auch nur den leisesten Verdacht hegen, ihr Vater könnte etwas mit dem Foto, das ich erhalten habe, oder mit der Entführung Ihrer Tochter zu tun haben, dann würde ich sagen, dass Sie ihn unbedingt in eine Situation bringen müssen, wo Sie ihn beobachten können, und wenn es nur für eine kurze Zeit ist. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen angst mache, Tanya. Aber Harley und ich glauben, dass uns die Zeit wegläuft.
    »Sorgen Sie sich nicht darum, ob Sie mir angst machen«, erwiderte Tanya. »Ich befinde mich jenseits der Angst.« »Ich weiß. Aber lassen Sie sich davon nicht lähmen.« Tanya stieß einen Seufzer aus. »Ich werde mich darum kümmern«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Irgendwie werde ich den General heute Abend schon herbekommen.«
41
    Kristen war sich nicht sicher, ob sie wach war. Das letzte, was sie gehört hatte, war die Stimme von dem furchterregenden Kerl in der Gasse, der sie gepackt und ihr gesagt hatte, sie würde nie entkommen. Das letzte, was sie gespürt hatte, war eine Nadel in ihrem Bein, wie damals, als die Männer sie in den Bus gezerrt und ihr eine Betäubungsspritze verpasst hatten. Dieses Mal

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