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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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Miststück!«
    »Weil du ihn bedroht hast.«
    »Na und?« schrie er und sprang von seinem Stuhl auf.
    Tanya sackte zitternd und erschöpft auf ihrem Stuhl zusammen. Eiskalte Stille herrschte im Zimmer. »Na und?« fragte sie ungläubig.
    Der General holte mehrmals tief Luft und versuchte, seinen Ärger zu beherrschen und seine Worte abzuwägen. Er trat vom Tisch weg, stützte sich auf die Fensterbank und starrte zum Fenster hinaus. Schließlich wandte er sich Tanya zu und sagte mit fester, gleichmäßiger Stimme: »Ich habe ihn aufgefordert, meine Tochter in Ruhe zu lassen. Das ist alles, was ich jemals zu ihm gesagt habe. Wenn du das eine Drohung nennen willst, dann ist das deine Entscheidung. Aber ich fühle mich nicht verantwortlich für irgendeinen Narren, der sich besäuft, sich ans Steuer setzt und sich selbst umbringt. «
    »Aber ich mache dich dafür verantwortlich«, sagte sie voller Verachtung.
    Eine Mischung aus Wut und Abscheu stieg in ihr auf, bis sie es nicht mehr aushielt, mit ihm zusammen in der Küche zu bleiben. Sie erhob sich vom Tisch und wollte schon ins Wohnzimmer gehen, blieb dann aber an der geschlossenen Schiebetür stehen. Sie zog es vor, sich nicht mit ihrer Mutter zu beschäftigen - der Frau, die dieses Treffen heimlich arrangiert hatte. Sie wandte sich um und ging über den hinteren Teil des Flurs zu ihrem Schlafzimmer.
    Sie war so aufgewühlt, dass ihr die Tränen kamen. Weil sie ein Taschentuch brauchte, wollte sie schnell ins hintere Badezimmer, das zwar in erster Linie vom vorderen Flur aus zugänglich war, aber ebenso von einem begehbaren Schrank im hinteren Teil des Hauses aus. Sie ging durch diesen Schrank. Die Badezimmertür war zu, aber Tanya war zu beschäftigt mit ihren Gedanken, als dass sie daran gedacht hätte anzuklopfen, bevor sie hineinging. Sie öffnete die Tür und blieb wie angewurzelt stehen.
    Einer der FBI-Agenten stand an der Kommode vor dem Schminkspiegel. Überraschung machte sich auf seinem Gesicht breit, als hätte er entweder nicht gewusst, dass überhaupt ein zweiter Eingang existierte, oder, dass er noch benutzt wurde. Die Tür zum vorderen Teil des Flurs war geschlossen und verriegelt. Seine Ärmel waren bis zu den Ellbogen aufgerollt, und er trug Gummihandschuhe. Eine Pinzette lag auf der Kommode direkt neben einer Haarbürste, von der Tanya wusste, dass sie ihrer Mutter gehörte. In seiner linken Hand hielt er einen durchsichtigen Plastikbeutel für Beweisstücke. Seine rechte Hand steckte in einer offenen Kosmetiktasche - sie gehörte auch ihrer Mutter. Er sah völlig überrascht auf, unfähig, auch nur einen Ton hervorzubringen.
    »Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?« fauchte sie ihn an.
    Unter ihrem Blick wurde er ganz klein. »Ich, äh - ich glaube, ich bin nicht befugt, etwas zu sagen.«
    »Na, wunderbar«, sagte sie voller Hohn, »dann wollen wir beide uns mal mit jemandem unterhalten, der befugt ist.«
40
    Auf der Fahrt nach Georgetown überlegte Harley Abrams, wie er zu Allisons Haus gelangen konnte, ohne von den Medienleuten bemerkt zu werden. Wenn sich am frühen Sonntagmorgen der leitende Ermittler und die eben erst suspendierte Justizministerin trafen, würde das sicherlich Fragen aufwerfen. Aber wenn er versuchte, das Treffen geheim zu halten, und dennoch entdeckt würde, gäbe ein » heimliches Rendezvous« noch bessere Schlagzeilen ab. Er entschied sich dafür, einfach hinzufahren. Er konnte nun mal nicht sein Geschlecht ändern oder einen Tunnel graben.
    Er stellte seinen Wagen zwei Blocks entfernt von Allisons Haus ab, da es näher keinen Parkplatz gab. Eilig ging er die schattige, kühlere Straßenseite entlang. Die meisten Reporter befanden sich auf der sonnigen und wärmeren Straßenseite, der Beweis, dass die Medienvertreter zumindest keine kompletten Idioten waren. Er war noch einen halben Block von Allisons Haustür entfernt, als er entdeckt wurde.
    »Mr. Abrams«, rief irgend jemand von der anderen Straßenseite herüber.
    Harley ging unverdrossen weiter. Es kam Bewegung in die Kamerateams, sie stürzten sich auf die Straße wie eine ausgelassene Horde beim Mardi Gras. Innerhalb von Sekunden war er umzingelt. Die erste Frage traf ihn wie eine Ladung Schrapnell: »Sind Sie einverstanden mit Ms. Leahys Suspendierung?« Andere bestürmten ihn mit Fragen zum selben Thema.
    Harley verlangsamte nicht einmal seine Schritte. Die Reporter rangelten um die beste strategische Position und zertrampelten dabei Pflanzen und Statuetten an

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