Die Entfuehrung
Handy klingelte in der Handtasche und brachte sie um den Moment der Katharsis.
Vielleicht noch mal Tanya? fragte sie sich. Oder Peter, der wissen wollte, wo zum Teufel sie abgeblieben war? »Hier ist Allison,« meldete sie sich.
»Noch eine letzte Chance«, sagte eine verärgerte Stimme gedämpft, als spräche der Anrufer durch ein Taschentuch, um sich behelfsmäßig zu verstellen.
Urplötzlich richtete sie sich wieder auf ihrem Stuhl auf. »Wer ist da?«
»Ich hatte Ihnen befohlen, das FBI abzuhängen. Sie haben sich nicht daran gehalten. Sie haben sich mir widersetzt.«
»Ich musste irgendwie über die Straße kommen.«
»Sie müssen auf mich hören. Sonst nichts.«
»Also gut, ich höre.«
»Die U-Bahn war nur ein Test. Sie sind durchgefallen. Das FBI war überall. Dieser Trick wird Sie teuer zu stehen kommen. «
»Bitte, lassen Sie es nicht an dem Mädchen aus.«
»Das werde ich auch nicht tun, solange sie kein doppeltes Spiel mit mir treiben. Wenn ich sage: kein FBI, dann meine ich: kein FBI.«
»Okay, wir werden es nach Ihren Spielregeln machen. Was wollen Sie?
»In der Zeitung steht, dass Ihr Wahlkampfteam für heute Abend im Renaissance Hotel eine große Party angesetzt hat und dass Sie tatsächlich dort erscheinen werden.« »Das ist richtig.«
»Tun Sie alles Nötige, um den Eindruck zu erwecken, dass Sie tatsächlich dort sein werden. Lassen Sie jemand ein Zimmer auf Ihren Namen bestellen, schicken Sie ihren Ehemann hin, was auch immer erforderlich ist.« »Und wo soll ich wirklich hingehen?« »Zum Grand Hyatt Hotel. Dort ist ein Zimmer auf den Namen Emily Smith reserviert. Gehen Sie dorthin und sorgen Sie dafür, dass Sie nicht erkannt werden. Wenn nötig, tragen Sie eine Verkleidung. Holen Sie sich den Zimmerschlüssel an der Rezeption. Ich werde um neun Uhr mit Ihnen Kontakt aufnehmen.«
»Wie soll ich das anstellen, in ein Hotel zu gehen und mir dort den Schlüssel für jemanden zu holen, der Emily Smith heißt?«
»Wie wär's mit einer Perücke und ein bisschen Tarnung, Sie Genie?«
»Es wäre erheblich leichter für mich, wenn ich das FBI dafür in Anspruch nehmen könnte.«
»Blödsinn. In dieser Stadt ist nur eins noch leichter zu kaufen als ein gefälschter Personalausweis, nämlich ein Kongressabgeordneter der Vereinigten Staaten. Sie brauchen das FBI nicht. Hören Sie auf mit den Ausweichmanövern. «
»Ich nehme an, ich soll das Geld mitbringen.« »Packen Sie es in einen großen metallenen Sicherheitskoffer der Marke Spartan 2000. Sie können ihn in jedem Laden für Sicherheitszubehör auf der Connecticut Avenue kaufen. Da passen leicht zwei Millionen Dollar rein.« »Zwei Millionen? Sie meinen eine Million.«
»Ich meine zwei Millionen. Der Preis hat sich verdoppelt. Eine Million für Kristen. Eine Million für Emily.«
Bei der Erwähnung von Emilys Namen bekam sie kaum noch Luft. »Wo ist Emily?«
»Ihr geht's gut. Aber ohne meine Hilfe werden Sie sie nie finden.«
»Sie Bastard. Haben Sie sie?«
»Ich kann sie mir jederzeit schnappen. Ich weiß genau, wo sie lebt. Sie kennen nicht mal mehr ihren Namen. Es gibt absolut nichts, was Sie tun können, um sie zu beschützen -außer meinen Anweisungen zu folgen.«
»Wagen Sie es nicht, ihr etwas anzutun.«
»Das hängt ganz von Ihnen ab. Sie brauchen lediglich das Geld zu bezahlen.«
Sie hatte einen Kloß im Hals. »Wenn ich bezahle, will ich wissen, wo Emily lebt. Ich muss sie finden. Ich muss es einfach.«
Er kicherte abfällig. »Das ist nur natürlich.«
»Dass sie es mir sagen werden?«
»Nein«, erwiderte er kühl, »dass Sie es wissen wollen.«
Sie sackte auf ihrem Stuhl zusammen. Dann richtete sie sich wieder auf. Ihre Wut gab ihr Kraft. »Verspotten Sie mich nicht, Sie Widerling. Wenn Sie mit mir verhandeln, dann trauen Sie mir gefälligst. Wenn ich das FBI draußen lasse, dann geben Sie mir Emily. Außerdem kann ich bis um neun Uhr keine zweite Million auftreiben. Ich mache Ihnen also folgendes Angebot: Kristen und Emily. Eine Million Dollar. Kein FBI. Das wär's.«
Am anderen Ende herrschte Schweigen, aber sie wusste, er war noch dran.
Sie drängte. »Abgemacht oder nicht abgemacht?«
»Ja«, sagte er gepresst. »Abgemacht. Aber wenn ich auch nur einen FBI-Agenten im Hotel sehe, dann ist Emily als erste dran. Langsam. Schmerzhaft. Dann Kristen. Kapiert?«
»Ja. Kapiert.«
Die Leitung war tot, der Anrufer hatte aufgelegt.
Sie schloss die Augen und ordnete ihre Gedanken. Sie wusste, dass es richtig
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