Die Entfuehrung
Geschichte mit Mitch wirklich angefangen hatte, komisch zu werden ...
»Entschuldigen Sie vielmals«, sagte der achtundsechzig Jahre alte Senator aus South Carolina. Aus Versehen hatte er Allison auf den Fuß getreten und ihr Champagner über das Kleid gegossen.
Allison tupfte den Fleck mit einer Cocktailserviette ab. »Macht nichts, Senator. Aber gewöhnlich bade ich erst nach der Party in Champagner.« Kokett zwinkerte sie ihm zu. Der alte Heuchler war die größte Dreckschleuder auf dem Capitol Hill, wenn auch seine lautstarke Unterstützung für Lincoln Howe ein bisschen nachgelassen hatte, seit ein Reporter ihn zufällig zu einem Wahlkampfhelfer hatte sagen hören, er würde lieber für einen der Kleinen Strolche stimmen, als eine Frau ins Weiße Haus zu hieven.
Nervös entschuldigte er sich, dann verschwand er in der Menge.
Außer dass es sich hier um das weltweit angesehenste Prominententreffen einflussreicher Italiener und Italo-Amerikaner handelte, war die jährliche Gala für die National Italian American Federation eins dieser Sehen-und-Gesehenwerden-Ereignisse der großen Tiere in Washington, ob nun Italiener oder Nichtitaliener. Seit Allison zur Justizministerin berufen worden war, freute Peter sich jedesmal auf dieses Ereignis des Jahres. Wie üblich mischte sich Allison allein unter die politischen Grüppchen, während Peter sich mit seinen umtriebigen Freunden davonmachte und sich den Weg durch die anderen dreitausend Gäste bahnte, die auf Tuchfühlung mit Leuten wie Nicolas Cage und John Travolta aus waren.
»Verdammt«, murmelte sie, als der kalte Champagner schließlich durch den Stoff auf ihre Haut drang. Sie sah sich nach dem nächsten Ausgang zu den Toiletten um, und plötzlich musste sie zweimal hinsehen.
Mitch stand allein an der Bar und starrte sie direkt an, ein Cocktailglas in der Hand. Wie immer sah er gut aus in seinem schwarzen Smoking, aber sie nahm sofort seinen glasigen Blick wahr. Er lächelte, aber sie sah ihn kalt an. Mit einer unmerklichen Kopfbewegung wies sie auf die Doppeltür, die zu einem abgelegenen Flur in der Nähe der Küche führte. Mitch reagierte prompt und ging zu dem Ausgang. Allison wartete noch einen Moment, dann entschuldigte sie sich in ihrer Gesprächsrunde. Ein Agent des Secret Service geleitete sie zur Tür.
»Das ist nicht nötig«, sagte sie freundlich. Sie klemmte ihr Abendtäschchen unter den Arm und gab ihm zu verstehen, dass sie ihren Pieper dabei hatte. »Wenn ich Sie brauche, melde ich mich.«
Er nickte und ließ sie allein durch die Tür gehen.
Die westlichen Flure, die zum Großen Ballsaal führten, waren Teil der Sicherheitszone und so gut wie menschenleer. Mitch wartete um die Ecke in einem schwach beleuchteten Alkoven. Er lehnte an der Wand, und sie konnte im Schimmer des kristallenen Wandleuchters sein Grinsen ausmachen.
»Was machst du hier?« fragte sie leise, aber streng.
Er schlug sich übertrieben und albern die Hand vor die Stirn. »Jesses, das habe ich ganz vergessen. Mein Familienname endet nicht mit einem Vokal, sondern beginnt mit einem. Aber kein Problem«, er fasste sich in den Schritt und trug einen dicken Akzent auf. »Isch spresche Italienisch.«
»Du bist betrunken.«
Er zuckte die Achseln und machte eine wegwerfende Geste. »Ich bin Ire.«
»Du bist widerlich. Ich fand dich immer widerlich, wenn du getrunken hast. Wie oft habe ich dir das eigentlich gesagt?«
Sein Lächeln verschwand. » Ungefähr so oft, wie ich dich gefragt habe, wann du mich heiratest. Warum hast du nie einen Termin genannt, Allison? Irgendeinen Termin. Warum verdrehst du einem Kerl den Kopf und sagst ihm, dass du ihn heiraten wirst, ohne ihm zu sagen, wann?«
Sie sah ihn fassungslos an. »Das war vor acht Jahren.«
»Und was war letzte Woche?«
»Was soll da gewesen sein?«
»Bedeutet es dir denn gar nichts, was ich zu dir gesagt habe?«
»Du glaubst wohl, dass ich dahin schmelze, nur weil du mir aus heiterem Himmel erklärst, dass du mich noch immer liebst. Vergiss es, Mitch. Und hör auf, dich selbst zu bemitleiden. «
»Scheiß drauf, Allison. Ist es das, was du denkst? Dass ich die letzten acht Jahre damit verbracht habe, meinen Kummer zu ertränken? Also, pass auf, Baby, ich habe Neuigkeiten für dich. Eine verheiratete Frau, die bereit ist, einen ehemaligen Liebhaber in einem Hotel in Miami Beach zu treffen, ist doch wohl kaum einen Leberschaden wert.«
Ihre Miene verfinsterte sich. Schließlich war er es gewesen, der sie in dem
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