Die Entfuehrung
Was würde uns das bringen?«
LaBelle kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Das ist ein zweischneidiges Schwert. Für die Presse gibt das nicht sehr viel her. Sicherlich, ein Einbruch, hinter dem Leahy-Anhänger stecken, ließe sie sehr schlecht aussehen. Aber sobald sich Polizei oder Presse hinter die Sache klemmen, kommt garantiert heraus, dass wir selbst Weber angeheuert haben, um Sie zu fotografieren. Dann ständen wir noch schlechter da.«
»Verdammt, Buck! Ich hätte Sie für intelligenter gehalten.« Er steigerte sich derart in seine Wut hinein, dass die Adern an seinem Hals hervortraten. »Sehen Sie denn nicht, welches Licht das auf mich wirft? Allen gegenüber halte ich die Moral hoch. Vor dem FBI, vor der Presse, selbst gegenüber Allison Leahy. Immer wieder habe ich vor der Öffentlichkeit bekräftigt, dass ich die Manipulation der Entführung für politische Zwecke nicht dulden werde. Wie zum Teufel stehen wir jetzt da, wenn herauskommt, dass Sie einen Fotografen angeheuert haben, der mit versteckter Kamera Bilder schießt, auf denen ich den Verlust meiner Enkelin betrauere?« »Sir, ich-
»Schnauze, Soldat!«
Sie sahen sich an, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, dass dem General der Kommisston herausgerutscht war.
Er ballte seine Hände zu riesigen Fäusten. »Ich schwöre Ihnen, Buck, wenn wir nicht so kurz vor der Wahl ständen, würde ich Sie hochkant rauswerfen. Nein, am liebsten würde ich Sie abschießen. Wir sitzen auf einer Zeitbombe. Wie kann man einen Primitivling wie diesen Weber davon abhalten, zur Presse zu rennen und denen zu erzählen, wofür Sie ihn angeheuert haben? Für so eine Story würden die Boulevardblätter einen Haufen Geld hinlegen.«
LaBelle schwieg, als wäre dies eine rhetorische Frage. »Ich kann mir nur eine Möglichkeit vorstellen, ihn zum Schweigen zu bringen«, sagte er schließlich. »Wir zahlen ihm seine fünfzigtausend Dollar.«
Der General blieb wie benommen stehen, als hätte er einen Schlag vor die Brust bekommen. »Schweigegeld?«
»Das hört sich so negativ an. Aber wenn Sie so wollen, nennen Sie es Schweigegeld.«
Der General verzog das Gesicht. »Meinen Sie das ernst?«
»Wollen Sie, dass Weber die Klappe hält? Oder wollen Sie wieder dahin zurück, als Sie fünf Punkte hinter Allison Leahy lagen?«
Howe wandte sich gequält ab und sagte laut, mehr zu sich selbst: »Sie verdammter Hurensohn. Ich kann es nicht fassen. « Er stützte sich auf die Fensterbank und starrte auf den Parkplatz. Eine Mutter ging mit ihrer kleinen Tochter zum Wagen, und er musste an seine eigenen Sprösslinge denken. Er war drauf und dran, LaBelle auf der Stelle zu kündigen, aber er konnte sich kaum etwas Gefährlicheres vorstellen als einen verärgerten Ex-Wahlkampf-Insider. Der Bastard würde wahrscheinlich den nächsten Flug nach New York nehmen und seine ausführlichen Memoiren meistbietend an die großen Medienhäuser verkaufen.
»Selbst wenn wir zahlen«, sagte er mit dem Rücken zu LaBelle, »gibt es keine Garantie dafür, dass nicht irgendwas durchsickert.«
»Stimmt. Ich glaube, es gibt nur ein sicheres Mittel. Aber Sie sehen nicht wie der Typ des Knochenbrechers aus, General. Zumindest nicht in Zivilkleidung.«
Howe wusste nicht, was er tun sollte - plötzlich ließ ihn ein schwaches Bild auf der Fensterscheibe stutzen. Es war LaBelle, der hinter ihm saß und ihn beobachtete, ohne zu bemerken, dass der General ihn in der Spiegelung sah. LaBelles Augen schienen zu leuchten, und er grinste, als würde er die Tatsache genießen, dass der General sogar die Zahlung von Schweigegeld in Betracht zog.
Diesen Alptraum hatte der General gefürchtet. Das war der Grund, aus dem er sich 1996 geweigert hatte zu kandidieren, der Grund, aus dem er sich nur widerwillig für die Wahl 2000 hatte aufstellen lassen. Ärger stieg in ihm auf - Ärger über sich selbst, dass er überhaupt diese verachtenswürdige Arena, genannt Politik, betreten hatte. Er atmete tief durch und schluckte seinen Unmut hinunter, weil er einsah, dass es unter den gegebenen Umständen keine andere Möglichkeit gab.
»Also gut«, sagte der Kandidat. »Zahlen Sie dem Mann das verdammte Geld.«
Johnny Delgado hörte ein Geräusch.
Schlaftrunken lag er im Bett. Er sah auf den Wecker. Es war 12:20 Uhr. Nachdem er sich der Leiche entledigt hatte, war er von Nashville aus durchgefahren und am Mittwoch um 4:00 Uhr früh in Philadelphia angekommen. Sein Bruder hatte ihm geraten, einen Umweg zu fahren,
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