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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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Ton war abgestellt. Schwere Vorhänge verdunkelten die Fenster. An den Rändern drangen schmale Sonnenstrahlen ein, in denen die aufgewirbelten Staubkörnchen zu tanzen schienen. An der Zimmertür, die mit einer Kette verschlossen war, hing ein Hinweisschild mit Fluchtwegen für den Brandfall.
    Kristen war noch wach gewesen, als sie gestern Abend spät am Motel 6 angekommen waren, einem zweistöckigen Gebäude mit separaten Außeneingängen zu jedem Zimmer. Bevor dieser Repo zur Anmeldung gegangen war, hatte er sie flach auf den Rücksitz des Wagens gelegt und ihre Handgelenke am Rahmen festgebunden. Sie hatte sich nicht getraut, um Hilfe zu schreien, weil sie nicht wusste, wie weit er weg war. Sie hatten hinter dem Haus geparkt, weg von der Straße, direkt vor ihrem ebenerdig gelegenen Zimmer. Als sie mit ihm hineinging, trug sie weder Handschellen noch eine Augenbinde. Sie hatte ihn jedoch nicht angesehen, sondern die Augen geschlossen gehalten und so getan, als würde sie auf der Stelle einschlafen, als er sie aufs Bett gelegt hatte. Sie wollte sein Gesicht nicht sehen - nicht nachdem, was vorher passiert war, als sie den Kerl namens Johnny gesehen hatte.
    Sie hörte die Toilettenspülung und wie sich die Badezimmertür öffnete. Repo kam zurück. Sie kniff ihre Augen so fest zusammen, dass ihre Lider zitterten.
    »Du brauchst deine Augen nicht zuzumachen«, sagte er.
    Sie schluckte aus Angst zu sprechen. »Ich habe Ihr Gesicht nicht gesehen. Ehrlich. Habe ich wirklich nicht. Und letzte Nacht habe ich auch nicht hingesehen.«
    »Ich werde dir die Augen nicht verbinden, Kristen. Also mach sie ruhig auf.«
    Sie preßte die Augen nur noch fester zusammen.
    Er lächelte halbherzig. Irgendwie war es niedlich, wie sie glaubte, ihr Gedächtnis ausschalten zu können, indem sie ihre Augen fest zusammenpresste. Er setzte sich behutsam auf die Bettkante. »Kristen, ich weiß, dass du gestern Abend mein Gesicht gesehen hast.«
    »Nein, habe ich nicht. Ich habe überhaupt nichts gesehen. « Sie hielt ihre Augen immer noch fest geschlossen.
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Also gut, du hast nichts gesehen. Aber es spielt keine Rolle, ob du mein Gesicht jetzt siehst.«
    »Sie werden mich töten. Genau so wie Sie Reggie Miles getötet haben.«
    »Nein«, stöhnte er gequält, »ich verspreche dir, dass ich dich nicht töten werde.«
    »Reggie ist tot. Ich weiß, dass er tot ist.«
    Er zögerte einen Moment und überlegte, wie viel er ihr erzählen konnte. »Ja, Reggie ist tot.«
    Sie kauerte sich zusammen.
    »Aber ich habe ihn nicht getötet«, sagte er. »Johnny hat ihn getötet. Der Mann, der heute Nacht gestorben ist.«
    »Warum haben Sie Ihren Freund umgebracht?«
    Repo überlegte hin und her. »Sieh mal, wir sitzen beide tief in der Scheiße, deshalb möchte ich ganz offen mit dir reden
    Aber du musst deine Augen aufmachen. Ich kann nicht deinen Blindenhund spielen.«
    Sie öffnete die Augen. Sein Oberkörper war als erstes in ihrem Blickfeld, dann sein Gesicht.
    »Siehst du«, sagte er, »so schlimm war es doch gar nicht, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf und vermied jeden Augenkontakt. Er setzte sich ein bisschen anders hin, um ihr direkt ins Gesicht sehen zu können. »Kristen, ich habe mich mit ein paar ganz schlimmen Leuten eingelassen. Leute, die alles machen, wofür sie bezahlt werden. Wenn einer aus seinem Job gefeuert wird und deswegen das Haus von seinem Boss anzünden lassen will, machen sie das. Wenn irgendeine Frau ihren Mann zusammenschlagen lassen will, kein Problem. Wenn irgendwer ein zwölfjähriges Mädchen entführen lassen will, machen sie das auch.«
    »Und wenn jemand das Mädchen umbringen lassen will?«
    »Dann tun sie das auch. Aber ich nicht. Deshalb habe ich Johnny umgebracht. Wir waren unterschiedlicher Meinung, wie du es vielleicht nennen würdest, darüber, ob wir dich freilassen sollten.«
    »Und warum lassen Sie mich nicht einfach gehen?«
    »Weil du nicht sicher wärst. Ich weiß, das hört sich verrückt an, aber wenn ich dich direkt nach Nashville bringen und dich bei deiner Mami abgeben würde, würden sie dich finden. Diese Leute würden dich finden.«
    »Die Polizei wird mich beschützen.«
    »Das werden sie nicht. Sie werden zwar sagen, dass sie es tun werden, aber sie tun es nicht.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich weiß es einfach, verdammt noch mal!« Er atmete tief durch und rieb sich das Gesicht. »Tut mir leid. Ich wollte nicht schreien. Es ist einfach so, dass du

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