Die Entfuehrung
schien jeden zu überraschen, auch Allison. Ein unheimliches Schweigen hing in der Luft, wie die trügerische Ruhe vor dem Hurrikan, als sie über das Gesagte nachdachte.
»Spielen Sie Ihrem Schicksal keinen Streich«, brach Wilcox schließlich das Schweigen. »Es ist kein Zufall, dass Sie so weit gekommen sind. Alles hat einen Sinn.«
Allison dachte einen Augenblick über seine rätselhafte Bemerkung nach. Sie schüttelte sie ab und antwortete dann mehr an die Adresse von Helmers: »Also gut, meine Herren. Ich kümmere mich um Florida.«
Erleichtertes Aufatmen war durch die Leitungen zu vernehmen. Alle verabschiedeten sich eilig, als könnte die Kandidatin ihre Meinung wieder ändern, wenn das Gespräch länger andauerte. Zu Wilcox sagte sie schnell: »David, bleiben Sie dran.«
Die anderen legten auf, so dass Allison und ihr Stratege allein in der Leitung waren.
»Was gibt's, Boss?« Sein Tonfall war gelöst, wie in alten Tagen, als ihr Verhältnis noch ungetrübt war.
»Sie haben mich mit Ihrer Bemerkung über mein Schicksal verwirrt. Dass es kein Zufall wäre, dass ich so weit gekommen bin. Dass alles einen Grund hätte. Was wollten Sie damit sagen?« »Nichts Spezielles.«
»Irgend etwas wollten Sie damit ausdrücken.« Er lachte, aber es klang ziemlich nervös. »Eigentlich nicht.« »David, wenn Sie mir nicht sagen, was zum Teufel Sie gemeint haben, fahre ich nicht nach Florida.«
»Beruhigen Sie sich, okay? Da gibt's kein großes Geheimnis. Es ist einfach etwas, das Sie mir vor langer Zeit in einer unserer ernsthafteren Diskussionen mal erzählt haben. Sie haben es das Leahy-Credo genannt - Ihre Mutter hätte häufig gesagt, dass nichts ohne Grund passiert. Mehr habe ich nicht gemeint.
Nachdenklich umfasste sie den Hörer. Sie hatte eine vage Erinnerung an eine relativ tiefschürfende Unterhaltung mit David bei Dewars on the rocks im O'Hare International Airport. »Na gut. Vergessen Sie's.« »Was haben Sie denn gedacht, was ich meine?« »David, ich habe doch gesagt, vergessen Sie's.« »Ist gut. Ich faxe Ihnen ein Programm für Florida.« »Ich kann's kaum erwarten«, sagte sie und legte den Hörer auf.
Die strahlende Sonne von Florida glitzerte im schwarzen Glanz der Limousinen, als die Motorradeskorte von Lincoln Howe auf den Campus der Universität von Miami einbog. Da es galt, das Wahlmännergremium des drittgrößten Staates mit seinen fünfundzwanzig Stimmen noch auf seine Seite zu ziehen, fand hier eine der beiden Wahlveranstaltungen statt, die Howe für Samstag Vormittag in Südflorida geplant hatte, bevor er nachmittags in Orlando und Jacksonville auftrat.
Zwei Lieferwagen und die Limousinen parkten neben dem Palmenhof der McLamore Plaza, einem zentralen Veranstaltungsort auf dem Campus. Ein runder Springbrunnen schoss dünne Wasserfontänen hoch, die an der Spitze wie riesige Wunderkerzen sprühten. Die fünfzehn Meter hohen Palmen boten nur wenig Schatten, so dass die meisten Zuschauer Hüte und Schirmmützen trugen. Mehr als fünftausend Menschen waren erschienen, noch mehr als erwartet. Die Menge verteilte sich auf dem Rasen, blickte zur Bühne am Rande der Plaza, blinzelte in die Morgensonne und fing an zu jubeln, als der General aus seiner Limousine stieg. Eine Blaskapelle stimmte den Wahlkampfsong an: »I'm a Yankee Doodle Dandy.« Die Menge drängte nach vorne, aber die Beamten vom Secret Service hielt sie in Schach
»Lincoln, wir lieben Dich!« übertönte eine strahlende Frau die Musik. Er lächelte und streifte ein paar ausgestreckte Hände im Vorbeigehen, als er zur Bühne schritt. Vor den Kameras des Pressecorps blieb er einen Moment stehen, dann setzte er seinen Weg fort zum Hinteraufgang der Bühne. Buck LaBelle wartete auf ihn in einem abseits gelegenen Winkel. Er zog den Kandidaten weg von seinen Begleitern des Secret Service, um ihm kurz vor dem Auftritt noch ein bisschen einzuheizen.
»Gute Beteiligung«, sagte der General.
»Und gute Berichterstattung«, erwiderte LaBelle. Die Menge klatschte im Rhythmus zur Musik. LaBelle ließ sich von der Stimmung mitreißen. »Ich glaube, hier ist der richtige Ort, die Bombe platzen zu lassen.«
»Wir hatten aber doch morgen ausgemacht.«
»Dann ist es vielleicht zu spät. Ich spüre es. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt.«
»Von mir aus. Je eher wir das hinter uns haben, um so besser. «
LaBelle wurde wieder ruhiger und gab letzte Instruktionen. »Ihr Tonfall ist sehr wichtig, General. Der erste Teil Ihrer Rede ist
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