Die Entlarvung
Frauen steht. Würde mich nicht überraschen. Aber ich werde mich um ihre Gunst bemühen. Ich würde alles tun, um diesen Schweinehund aufs Kreuz zu legen, das können Sie mir glauben.«
Er zögerte einen Moment. »Dieser Artikel über Erpresser … werden Sie auf King anspielen? Wie steht es dann mit meiner Sicherheit?«
Julia erhob sich. »Keine Sorge, es wird sich um einen ganz allgemeinen Bericht handeln, in dem nur sehr vage Andeutungen vorkommen. Mein Boß möchte mehrere Personen das Fürchten lehren, nicht nur eine. Und hier der Beweis für sein Vertrauen.«
Sie reichte Derwent die Mappe mit dem kompromittierenden Material.
»Es ist alles drin«, sagte sie. »Die Negative, die Bilder und die Bänder. Ich denke nicht, daß Sie die Frau wiedersehen werden?«
»Wenn doch«, stieß er drohend hervor, »dann gnade ihr Gott.«
»Er ist ein undurchsichtiger Bursche«, sagte Julia abends zu Ben. »Normalerweise würde ich ihm nicht über den Weg trauen. Aber er ist voller Rachegefühle gegen King und will es ihm unbedingt heimzahlen. Vielleicht schnappt er etwas auf, das wichtig für uns ist. Er hat versprochen, es bei der Tochter zu probieren … Sie soll zwar angeblich lesbisch sein, aber daran stört er sich nicht. Mein Gott, wir haben es zur Zeit mit ein paar netten Vertretern der menschlichen Rasse zu tun, nicht wahr?«
»Gut und Böse gibt es überall. In unserem Metier trifft man auch nicht immer auf blütenreine Seelen. Hier ist etwas, das dich auf andere Gedanken bringen wird. Ich habe nur eine Stunde gebraucht, um es zu lesen.«
Er wies auf ein dünnes Bändchen mit dem Titel ›Erinnerungen an den Wüstenkrieg‹. Der Autor hatte es auf eigene Kosten publiziert. Während des Krieges hatte er als Offizier im East Anglian Regiment gedient und war nach der Schlacht bei Sidi Abbas mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden. Bei dem Versuch, sich zurück zur britischen Stellung in Tobruck durchzuschlagen, war er gefangengenommen worden.
Auf dem Umschlag war ein Foto abgebildet, das einen gutaussehenden jungen Mann in Hemd und kurzen Hosen zusammen mit drei seiner Kameraden zeigte.
»Darling«, beschwerte Julia sich sanft, »ich habe einen langen Tag hinter mir. Ich glaube nicht, daß ich in der Stimmung für irgendwelche Kriegsgeschichten bin.«
»Ich denke, daß dich diese schon interessieren wird. Im Mittelteil sind ein paar ausgezeichnete Bildtafeln. Glaub mir …«
Julia sah ihn an. »Ben, du hast etwas entdeckt … Warum hast du das nicht gleich gesagt? Da sitze ich und erzähle den ganzen Abend von diesem Leo Derwent …«
»Du mußtest dich abreagieren, deshalb habe ich dich nicht unterbrochen. Ich kümmere mich um das Essen. Du steckst jetzt deine Nase in das Buch.«
Er schob gerade zwei Steaks unter den Grill, als er ihren überraschten Aufschrei hörte.
Er ging aus der Küche und spähte ins Wohnzimmer. »Ben«, rief sie. »Er ist es! Sieh nur, auf dem Bild!«
»Ich habe dir doch gesagt, daß das Büchlein interessant ist. Warte nur, bis du das Ende der Geschichte kennst.«
Joe Patrick sah die Berichte der Privatdetektei durch. Er hatte aus seinem alten Fehler gelernt und leitete die Informationen täglich an King in New York weiter. Nur die Telefone von Harris und Julia Hamilton konnten nicht mehr abgehört werden, seit die beiden in ihre neue Wohnung umgezogen waren. Dort unbemerkt einzudringen hatte sich als unmöglich erwiesen.
Das Gebäude verfügte über einen sehr hohen Sicherheitsstandard. Die Bewohner konnten über Videokameras Bilder vom Außenterrain empfangen, außerdem wurde der Eingang von einem Pförtner bewacht. Die Detektive berichteten, daß Julia Hamilton das Parlamentsgebäude der Commons aufgesucht hatte – die einzige Abweichung von ihrer üblichen Büroroutine.
In ihrer Freizeit führten Julia und Harris ein zurückgezogenes Leben. Sie gingen kaum aus – und wenn, dann immer zu demselben Restaurant oder der Kneipe, die ganz in der Nähe des Herald lag. Ihre Aktivitäten hatten spürbar abgenommen, wie auch King mit Genugtuung feststellte. Sie kamen nicht weiter, jetzt, wo Jean Adams tot war. Die Verhandlungen in New York strebten ihrem Höhepunkt zu. Er hatte Gloria in den Vorstand des Rentenfondsmanagements aufgenommen, bevor sie England verlassen hatten. Ihre Unterschrift, seine eigene sowie die eines eingeschüchterten Buchhalters, der alles unterschrieb, was man ihm vorlegte, hatten die angelegten achtzig Millionen freigegeben, so daß King
Weitere Kostenlose Bücher