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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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daß King irgend etwas gegen Western in der Hand hatte, als du damals so plötzlich von deinen Recherchen zurückgepfiffen wurdest?«
    »Ja, einen anderen Grund kann es nicht gegeben haben«, bestätigte Ben. »Western war damals genauso blutrünstig hinter King her wie heute. Und trotzdem hat er mich aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung von dem Fall abgezogen.«
    »Könnte es sein, daß seine Kriegsvergangenheit vielleicht auch nicht ganz lupenrein ist? Gib mir doch noch einmal die Daten. Wann hat er dein Projekt abgeblasen?«
    Ben zuckte mit den Schultern. »Vor ungefähr zehn Jahren. Ein Jahr bevor er geadelt worden ist. Ich dachte, daß es irgendwie mit dem Lordtitel zusammenhängen mußte. Womit auch immer King gedroht hat, Western hat klein beigegeben. Aber wie kommst du jetzt auf den Krieg? Der liegt ja nun schon eine geraume Weile zurück …«
    »Ich weiß. Aber viele schreckliche Dinge haben sich damals ereignet – wie zum Beispiel Kings Morde an den unbewaffneten Gefangenen. Western war so komisch, als er die Verbrechen in der Wüste angesprochen hat. Er war nicht etwa entrüstet oder schockiert – ich glaube, er wollte mich nur überzeugen, daß King die Tat tatsächlich begangen haben könnte.«
    »X, Darling«, wandte Ben ein, »es gehört nicht zu deiner Aufgabe, dich mit Western zu beschäftigen. Er ist ein kaltblütiger, abgebrühter Mensch, der sich durch nichts schockieren läßt. Du nimmst dir dieses Gespräch mit ihm viel zu sehr zu Herzen. Vergiß es jetzt erst mal und verabrede dich mit Leo Derwent. Ich kann mich noch mal mit meinen Freunden im Kriegsministerium in Verbindung setzen. Vielleicht finden sie auch ein zweites Mal etwas für uns heraus. Komm her, du siehst ganz zerrupft aus …«
    Nach einer Weile sah sie zu ihm auf.
    »Was würde ich nur ohne dich anfangen? Du bist viel zu gut für mich, Ben. Ich komme nach Hause, lasse meine Laune an dir aus und habe noch nicht mal damit angefangen, das Abendessen vorzubereiten.«
    »Das Essen«, sagte er resolut, »kann warten.«

Kapitel 7
    Leo Derwent war nervös. Er hatte einen Anruf von Julia Hamilton erhalten, der nichts Gutes zu verheißen schien.
    Sie recherchierte für die ›Enthüllungen‹, die im November zum ersten Mal erscheinen sollten. Die Gerüchteküche brodelte, und man war gespannt, wen es in der Erstausgabe wohl treffen würde. Seine Prahlereien gegenüber Gloria King nahmen auf einmal eine bedrohliche Realität an.
    Julia Hamilton hatte ihn um ein persönliches Interview gebeten, wobei sie betont hatte, daß sie ihn unter vier Augen zu sprechen wünschte.
    Derwent hatte sein Büro im Abgeordnetenhaus als Treffpunkt vorgeschlagen. Als Julia anklopfte und eintrat, machte er einen entspannten Eindruck.
    Er gab sich als der souveräne Gastgeber, der sich genauestens über die jüngste Karriere seiner Gesprächspartnerin informiert hatte. Während er sich jedoch in unverfänglichem Small talk erging, rann ihm der Schweiß von der Stirn und die Achselhöhlen hinunter. Seine Sekretärin brachte frischen Kaffee. »Also«, begann er schließlich, »ich weiß, daß Sie eine vielbeschäftigte Lady sind, und auch meine Zeit ist begrenzt. Was kann ich für Sie tun, Miss Hamilton?«
    Julia öffnete ihre Tasche und nahm eine Mappe heraus.
    »Dies ist in unseren Besitz gelangt«, sagte sie leise. »Ich dachte, daß Sie davon wissen sollten.« Sie beobachtete ihn, wie er die Mappe öffnete und die ersten Bilder zu Gesicht bekam. Das Blut schoß ihm in den Kopf, doch dann wich plötzlich alle Farbe aus seinem Gesicht, so daß er aschfahl aussah. Er öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Er legte die Fotos zur Seite und schaute zu Julia auf.
    »Was soll das? Woher haben Sie diese Bilder?« stammelte er mühsam.
    »Sie sind uns zum Kauf angeboten worden«, antwortete Julia. »Zusammen mit ein paar Tonbandaufzeichnungen von den Treffen zwischen der Frau und Ihnen.«
    »Was wollen Sie von mir?« Er starrte sie fassungslos an. »Sie dürfen diese Sachen nicht veröffentlichen … Ich verklage Sie, und wenn ich bis zur letzten Instanz gehen muß.« Er bemühte sich, resolut zu klingen, war aber offensichtlich völlig niedergeschmettert.
    »Niemand würde so etwas in einer Zeitung abdrucken«, sagte Julia ruhig. »Ich bin nicht hierhergekommen, um Sie bloßzustellen oder um Ihnen zu drohen, Mr. Derwent. Ich habe etwas gegen Erpresser – Leute, denen Sie anscheinend zum Opfer gefallen sind. Ich plane einen Artikel, in dem Sie

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