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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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es mir, Bedenken auf ihrer Seite auszuräumen.« Sie lächelte. »Ein freundliches Wort wirkt manchmal mehr als wilde Drohungen.«
    William Western betrachtete seine Frau. Ein warmherziges, schönes Geschöpf – die teilnahmsvolle Vertraute einer jungen Frau, die womöglich in großer Gefahr schwebte. »Ich habe den Eindruck«, bemerkte er, »daß du noch skrupelloser bist als ich.«
    »Wenn es um dich geht, könntest du damit nur allzu recht haben. Überlaß Julia mir.«
    »Hat sie gesagt, warum sie dich treffen will?« erkundigte sich Ben.
    »Nein, sie hat mich einfach nur zum Essen eingeladen. Ich konnte es ihr schlecht abschlagen«, erwiderte Julia. »Sie ist immer sehr nett zu mir gewesen. Besonders damals, als ich mit meiner Arbeit beim Herald gerade erst begonnen hatte. Ben, meinst du, ich könnte sie auf die Sache mit Western ansprechen? Vielleicht vertraut sie sich mir ja an.«
    »Nein«, entgegnete Ben langsam. »Sie hofft wahrscheinlich eher darauf, daß du dich ihr anvertraust. Liebling, ich weiß, daß sie eine charmante Frau ist, daß sie dich in ihre Boutiquen mitgenommen hat und so weiter. Aber du darfst nicht vergessen, daß sie Westerns Frau ist und seit vierzig Jahren mit ihm zusammenlebt. Da hat sicher etwas von seiner Art auf sie abgefärbt. Du hast selbst gesagt, daß die beiden eisern zusammenhalten. Also paß auf. Sag ihr nichts, was Western nicht wissen soll, versprochen?«
    »In Ordnung«, gab Julia nach. »Aber du irrst dich bei ihr. Sie ist immer wie eine Freundin zu mir gewesen. Du bist einfach zu zynisch.«
    »Trotzdem«, beharrte er. »Denk daran, daß sie auf Westerns Seite ist – nicht auf deiner. Sei nicht zu vertrauensvoll.«
    Er hoffte, daß Julia auf ihn hörte. Ganz sicher war er jedoch nicht.
    Sie hatten sich im Hyde Park Hotel verabredet.
    Julia traf etwas zu früh ein. Evelyn Western kam – wie immer – zu spät. Sie trat mit bedauerndem Lächeln auf Julia zu. »Meine Liebe … es tut mir so leid. Ich hoffe, daß Sie nicht allzu lange warten mußten. Der Verkehr in dieser Ecke ist einfach grauenvoll. Wollen wir einen Drink bestellen, bevor wir uns der Speisekarte widmen?«
    Sie hatte das Glück, über eine alterslose Schönheit zu verfügen. Im Unterschied zu ihrem gewöhnlich wirkenden Mann sah sie äußerst distinguiert aus. Einige der Gäste blickten ihr bewundernd nach, während sie Julia in das Restaurant führte.
    »Ich habe einen Tisch am Fenster reservieren lassen«, sagte sie. »Ich liebe diese Aussicht auf den Park, Sie nicht auch? Sie sehen wieder mal sehr hübsch aus. Eine schöne Farbe, dieses dunkle Gelb. Es paßt wunderbar zu Ihrem roten Haar.«
    Julia konnte sich nicht helfen – bei solchen Worten mußte sie sich einfach für Evelyn Western erwärmen.
    »Diese gute Wahl habe ich Ihnen zu verdanken, Lady Western. Sie haben mir dazu geraten, Gelb zu tragen. Erinnern Sie sich an das butterblumenfarbene Kleid, das wir zusammen ausgesucht haben? Ich habe es getragen, bis es praktisch auseinandergefallen ist.«
    »Du liebe Güte, ja, ich erinnere mich«, rief Evelyn. »Wie lange das jetzt schon her ist! Wissen Sie, wie viele Jahre? Und sehen Sie, was aus Ihnen geworden ist.«
    »Dank Lord Western. Er hat mir die Möglichkeit gegeben, mich zu beweisen.«
    »Junge Talente hat er immer gern gefordert. In Ihrem Fall hat er sofort erkannt, welches Potential in Ihnen steckt. Er hält große Stücke auf Sie, glauben Sie mir.«
    »Das freut mich«, entgegnete Julia.
    Evelyn Western betrachtete sie kummervoll. »Es wird sehr viel Schlechtes über ihn geredet. Die Leute verstehen nicht, was für ein außergewöhnlicher Mensch er ist. Und wie ernst und aufrichtig – tief in seinem Innern. Ich habe ihm oft gesagt, daß seine Art nicht besonders gut ankommt. Er plustert sich zu sehr auf.« Sie lächelte nachsichtig. »Wahrscheinlich eine Unart vieler kleiner Männer. Es wäre furchtbar, wenn er all das verlieren würde, was er sich über die Jahre aufgebaut hat. Seine Zeitung, die anderen Firmen. Er hat für Tausende von Menschen Arbeitsplätze geschaffen. Ich muß Ihnen sicher nicht sagen, daß die Gehälter und sonstigen Zulagen, die er zahlt, die großzügigsten in der ganzen Kommunikationsindustrie sind. William kümmert sich sehr um seine Leute. Er zeigt sein Interesse nicht und spricht nicht darüber – vor mir aber hält er nichts zurück.«
    Sie beugte sich ein wenig vor. »Mein Mann benötigt unbedingt Ihre Hilfe, Julia. Dieser Unmensch King ist darauf

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