Die Entscheidung
im Schlafzimmer. »Wir sollten vielleicht die Flughäfen alarmieren. Ich glaube, er will abhauen.«
»Das könnte heikel werden.«
»Ich weiß, aber es ist immer noch besser, als ihn davonkommen zu lassen.«
42
Das Parkhaus der George Washington University lag an der Ecke H- und 22 nd Street. Wie die meisten Parkhäuser war es ein großes gesichtsloses Betongebilde. Als Cameron die Rampe hinauffuhr, überlegte er bereits, wie er es anstellen sollte, zur Insel zu gelangen. Am einfachsten war es wohl, einen Flug nach Miami zu nehmen und dann unter falschem Namen nach Nassau oder Grand Bahama weiterzufliegen. Er konnte sich aber auch etwas mehr Zeit nehmen und mit dem Wagen nach Florida fahren. Die Zeit allein im Auto würde ihm vielleicht gut tun; so hätte er Gelegenheit, in Ruhe über ein paar Dinge nachzudenken.
Cameron fand schließlich im fünften Geschoss des Parkhauses einen freien Parkplatz und stellte den Wagen ab. Während er ausstieg, beschloss er, doch nicht mit dem Wagen nach Florida zu fahren. Dabei konnte einfach zu viel schief gehen. Es war am besten, so rasch wie möglich zu verschwinden. Wenn er erst auf der Insel war, hatte er immer noch Zeit genug, um darüber nachzudenken, wie er weiter vorgehen sollte. Um Rapp würde er sich ganz sicher früher oder später kümmern müssen. Er wusste zwar bei weitem nicht alles über Senator Clark – aber er bezweifelte, dass der Mann die Verbindungen hatte, um die Sache ohne ihn zu bewältigen. Nein, das war Camerons Job. Dafür hatte man ihn schließlich angeheuert.
Der Professor fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss hinunter und ging auf der H Street nach Westen. Er dachte an das Gespräch mit dem Senator zurück, das irgendwie seltsam verlaufen war. Clark hatte die Nachricht über die gescheiterte Operation erstaunlich gut aufgenommen. Fast zu gut. Der Senator war nicht leicht zu durchschauen. Äußerlich wirkte er sehr offen und schlicht, aber Cameron hatte sich bereits selbst davon überzeugen können, dass er sehr gerissen war. Cameron bewunderte Leute, die imstande waren, die Dinge in die Hand zu nehmen, und die sich nicht scheuten, von ihrer Macht Gebrauch zu machen, um ihre Ziele zu erreichen.
Wenn die Sache in Deutschland geklappt hätte, wäre es nie so weit gekommen. Wäre Rapp doch bloß in jener Nacht ums Leben gekommen. Wenn man seine Leiche neben der von Graf Hagenmüller gefunden hätte, dann wäre alles perfekt gewesen. Der Skandal hätte die CIA in ihren Grundfesten erschüttert, und Clark hätte seinen Weg gehen können. Die Verantwortlichen der Agency hätten sich vor beiden Ausschüssen des Parlaments verantworten müssen. Rudin hätte sich wie ein tollwütiger Hund auf sie gestürzt, und Clark hätte sich im Senat als umsichtiger und verantwortungsbewusster Staatsmann präsentieren können. Er hätte in der Öffentlichkeit schlagartig an Ansehen gewonnen.
Doch leider hatte Rapp nicht mitgespielt. Cameron gab es nicht gern zu, aber der Mann war ein absolut würdiger Gegner. Er hatte ihn falsch eingeschätzt, und jetzt musste er sich zurückziehen, um den Kampf etwas später wieder aufzunehmen. Beim nächsten Mal würde es keine ausgeklügelten Pläne geben, sondern nur einen einfachen, gut gezielten Schuss aus seinem Stoner-Gewehr. Rapp würde gar nicht mitbekommen, was ihm widerfuhr.
Rapp und Coleman saßen wieder im Van und ließen sich von Dumond eine Karte des Campus der George Washington University zeigen. Dumond hatte mittlerweile Camerons Büro ausfindig gemacht; es befand sich im vierten Stock der Funger Hall an der Ecke G- und 23 rd Street. Rapp wandte sich über Funk an Colemans Leute. »Jungs, bringt euren Wagen her.« Zu Coleman sagte er: »Wir beide sehen im Büro nach, während Kevin und Dan die Wohnung im Auge behalten.«
Hackett und Stroble waren wenige Sekunden später zur Stelle. Sie stiegen aus ihrem Wagen und kletterten in den Van. Coleman setzte sich ans Lenkrad des Ford Explorer und machte sich zusammen mit Rapp auf den Weg zur Universität.
Als sie die Pennsylvania Avenue erreichten, achtete Rapp aufmerksam auf die Fußgänger. Am Washington Circle bogen sie rechts ab und fuhren auf der 23 rd Street bis zum Universitätsviertel. Coleman verlangsamte die Fahrt; auf den Bürgersteigen drängten sich scharenweise Studenten. Funger Hall lag direkt gegenüber der St. Mary’s Episcopal Church, einem der Wahrzeichen
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