Die Entscheidung
Washingtons. An der Straße waren keine Parkplätze frei, deshalb bogen sie in eine schmale Gasse ein, wo sie ein freies Plätzchen fanden. Bevor sie ausstiegen, wandte sich Rapp noch einmal Coleman zu. »Ich will den Kerl lebend«, rief er ihm in Erinnerung, »aber wenn es eng werden sollte, will ich nicht, dass du zögerst.« Rapp tippte sich an die Stirn. »Dann jag ihm eine Kugel mitten in den Kopf.«
Donatella Rahn ging um das Gebäude herum, um nach irgendeinem Anzeichen von Überwachung zu suchen, und betrat dann die Funger Hall. Sie war ein wenig überrascht zu sehen, dass die Eingangshalle voll mit Studenten war. Ihr fiel ein, dass in fünf Minuten die Vorlesungen beginnen würden. Sie trat an die Anschlagtafel und tat so, als suche sie etwas. Dabei blickte sie sich verstohlen um, um zu sehen, ob irgendjemand sie beobachtete. Am Abend zuvor war sie, nachdem sie sich die Gegend um Camerons Wohnung angesehen hatte, noch zur Universität gegangen. Sie hatte sich alle Straßen und Fußwege ebenso eingeprägt wie die Ausgänge des Gebäudes und die Plätze, an denen Überwachungskameras installiert waren. Auf dem Weg zurück zum Hotel besorgte sie sich noch einen Fahrplan in der U-Bahnstation Foggy Bottom, die nur zwei Blocks von Camerons Büro entfernt war. Wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passierte, würde sie auf diese Möglichkeit zurückgreifen.
Als sich die Menschenmenge allmählich verlief, ging sie zur Südtreppe hinüber. Funger Hall war ein fünfstöckiges Gebäude; Camerons Büro lag im vierten Stock. Donatella stieg in den ersten Stock hinauf und verließ das Treppenhaus. Sie spazierte den Gang entlang, vorbei an zwei Studenten, die ihr keinerlei Aufmerksamkeit schenkten. Als sie zur Nordtreppe kam, blieb sie stehen und sah sich nach irgendjemandem um, der nicht ins Bild passte. Sie sah fünf Studenten die Treppe heraufkommen und ging weiter in den zweiten Stock. Von ihrem Besuch am Vorabend wusste sie, dass sich im vierten und fünften Stock hauptsächlich Büros befanden. Donatella hoffte, dass sie dadurch weniger Leuten begegnen würde.
Sie nahm sich auch im zweiten und dritten Stock kurz Zeit, um sich auf den Gängen umzusehen. Nirgends war irgendetwas Ungewöhnliches zu sehen, und so stieg sie in den vierten Stock hinauf. Donatella war nicht nervös. Im Vergleich zu einigen anderen ihrer Aufträge war die Sache hier recht einfach. Ob alles so einfach blieb, würde sich in den nächsten Minuten zeigen.
Rapp und Coleman liefen über die 23 rd Street, was ihnen lautes Hupen und den gereckten Mittelfinger von einem wütenden Taxifahrer einbrachte. Sie ignorierten den Mann und eilten in die Funger Hall, wo sie an einem Sicherheitsbeamten vorbeikamen, der zu sehr mit seinem Kaffee und seiner Zeitung beschäftigt war, um auch nur zu ahnen, dass soeben zwei bestens ausgebildete Killer an ihm vorbeieilten.
»Treppe oder Aufzug?«, fragte Coleman.
»Aufzug. Cameron sieht mir nicht so aus, als würde er gern Treppen steigen.«
Sie gingen quer durch die Eingangshalle zu den Aufzügen und warteten. Coleman blickte sich um. »Es wäre nicht schlecht gewesen, Kevin und Dan mitzunehmen, um die Ausgänge zu bewachen«, bemerkte er.
»Ja, sicher«, antwortete Rapp, »aber ich hätte kein gutes Gefühl dabei, Marcus allein beim Haus zu lassen.«
»Du hast Recht. Wir brauchen mehr Leute.«
Im nächsten Augenblick kam der Aufzug, und sie traten zusammen mit sechs Studenten ein.
Bevor sie das Treppenhaus verließ, überprüfte Donatella noch einmal den Inhalt ihrer Handtasche, um sicherzugehen, dass alles dort war, wo sie es haben wollte. Ihre Pistole mit Schalldämpfer lag rechts, wenngleich sie hoffte, dass sie sie nicht brauchen würde. Ihr Lehrer, Oberst Freidman, hatte dafür gesorgt, dass Donatella auch in besonders subtilen Tötungstechniken ausgebildet wurde. Freidman hatte immer gesagt, dass es keine Kunst war, jemanden mit einer Pistole zu töten. Deshalb hatte sie gelernt, alles Mögliche zu diesem Zweck einzusetzen – vom Schnürsenkel bis zum Bleistift. Donatella wusste über die verwundbaren Punkte des menschlichen Körpers genau Bescheid. Mit dem richtigen Werkzeug konnte sie jemanden töten, fast ohne eine Spur zu hinterlassen. Und was noch wichtiger war – sie konnte es schnell und lautlos tun.
Sie sah nach den beiden anderen Waffen, die sie in ihrer Handtasche hatte, und bog schließlich in den langen Gang ein. Donatella sah sogleich zwei Leute am anderen Ende des Ganges. Ihre
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