Die Entscheidung
zu trinken und Jagd auf schöne deutsche Frauen zu machen. Auf diesem Trip würde es nichts davon für ihn geben.
Rapp hatte auf dem Münsterplatz, dem Marktplatz der Stadt, einen Parkplatz gefunden und das Taxi zurückgelassen. Die Bauern und Handwerker trafen bereits ein, um ihre Stände aufzustellen, bevor die Samstagvormittags-Einkäufer in Scharen herbeiströmten. Rapp und Gottfried gingen zu Fuß weiter. Nach eineinhalb Kilometern betraten sie ein kleines Gasthaus, das sich »Zum Roten Bären« nannte. Gottfried hielt sich voll und ganz an Rapps Anweisungen. Er sagte dem Mann an der Rezeption, dass sie aus Frankfurt kamen, um am Wochenende hier ein wenig zu wandern. Eigentlich hätten sie schon am Abend zuvor anreisen wollen, doch sie hatten länger arbeiten müssen, deshalb waren sie heute so früh wie möglich losgefahren.
Der Gastwirt, ein älterer Herr, schien ihnen die Geschichte abzukaufen. Rapp hatte Gottfried angewiesen, für zwei Nächte im Voraus in bar zu bezahlen. Der Wirt nahm das Geld erfreut entgegen und gab ihnen ein Zimmer, ohne nach ihren Ausweisen zu fragen, was Rapp umso mehr freute. Oben im Zimmer gab Rapp Gottfried das Geld, das er ihm versprochen hatte, verband ihm die Augen und band ihn am Bett fest. Bevor er aufbrach, ging Rapp noch einmal mit Gottfried die Geschichte durch, die er erzählen sollte. »Bleiben Sie einfach auf dem Bett liegen und versuchen Sie zu schlafen. Wenn die Putzfrau zum Saubermachen kommt, sagen Sie ihr, dass sie die Polizei rufen soll, und erzählen Sie die ganze Geschichte. Sagen Sie, dass ich Ihnen gedroht hätte, Sie zu töten, wenn Sie nicht mitspielen – so wie wir es im Wagen abgesprochen haben.«
Gottfried nickte noch einmal, und Rapp klebte ihm den Mund zu. Danach zog sich Rapp aus und nahm die blauen Kontaktlinsen heraus. Es war eine Wohltat für seine Augen, endlich von den Fremdkörpern befreit zu werden. In der Dusche wusch und spülte er seine Haare fünfmal, damit die braune Farbe ganz herausging. Er bemühte sich, die Platzwunde am Hinterkopf nicht zu reizen, was sich jedoch nicht vermeiden ließ. Als er fertig war, ließ er das Wasser laufen und entfernte, so gut es ging, das Blut von seinem Hemdkragen.
Danach zog er sich an, ging ins Badezimmer zurück, um das Wasser in der Dusche abzudrehen, und entfernte die Haare aus dem Abflusssieb. Er steckte alle Handtücher in einen bereitliegenden weißen Plastiksack und sah sich noch einmal im Zimmer um. Als er hinausging, hängte Rapp das Schild mit der Aufschrift »Bitte nicht stören« von außen an die Tür und schloss sie.
Es war 7.45 Uhr, als er das Gasthaus durch eine Seitentür verließ. Rapp ging etwa drei Kilometer durch die Stadt, bis er in die Gegend der Albert-Ludwigs-Universität kam. Unterwegs warf er den Plastiksack mit den Handtüchern in einen Müllcontainer hinter einem Restaurant und ging in drei verschiedene Geschäfte, um einige notwendige Dinge zu besorgen. Es war bereits angenehm warm, als er um 8.30 Uhr die Universität erreichte. Rapp betrat das Foyer und sah sich um, bis er eine Toilette fand, wo er sich ungestört fühlte. Rapp verschloss die Tür und machte sich an die Arbeit. Er steckte die Haarschneidemaschine, die er gekauft hatte, ein und begann sein dichtes schwarzes Haar zu kürzen. Danach entfernte er die Haare aus dem Waschbecken und zog ein blaues T-Shirt an, auf dem Freiburgs Wahrzeichen, das Münster, zu sehen war. Darüber zog er ein einfaches graues Sweatshirt an. Dazu trug er braune Shorts, weiße Socken und blaue Schuhe. Seine Kleider und Schuhe vom Vorabend stopfte er in eine Einkaufstasche. Alles andere kam in den großen grünen Rucksack, den er zuvor gekauft hatte – mit Ausnahme der Glock-Pistole, die er in den Bund seiner Shorts steckte und mit dem weiten Sweatshirt bedeckte.
Es war eine ungeheure Erleichterung, aus den alten Kleidern zu kommen. Er hatte das schon viel früher tun wollen, doch er konnte nicht zulassen, dass Gottfried seine Verwandlung mitbekam. Rapp verließ die Universität und betrat ein paar Straßen weiter eine Bäckerei. Er war am Verhungern und verschlang mehrere Gebäckstücke, zu denen er eine Flasche Orangensaft trank. Als Nächstes ging er in ein Café, wo er zwanzig Minuten damit zubrachte, starken heißen Kaffee zu trinken. Um fünf vor neun machte er sich auf den Weg zu seinem nächsten Ziel.
Das Fahrradgeschäft war noch fast genau so, wie Rapp es in Erinnerung hatte. Die Radfahrbegeisterten standen bereits in ihren
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