Die Entscheidung
Seattle, doch seine Eltern waren aus Korea eingewandert.
Dr. Kennedy stellte ihre Tasche nieder. »Was ist denn passiert?«, fragte sie.
Lee schüttelte langsam den Kopf. »Wir glauben, dass Graf Hagenmüller vergangene Nacht getötet wurde.«
Irene hob überrascht eine Augenbraue. »Wirklich?«
»Ja … wirklich.« Lee suchte in Kennedys Gesicht nach irgendeinem Anzeichen, dass sie vielleicht mehr wissen könnte, als sie zugab. Er hatte den Verdacht, dass sie und ihre geliebte Agency ihm nicht immer sagten, was alles vor sich ging. Bis zu einem gewissen Grad respektierte er das, aber es kam doch gelegentlich vor, dass ihn das ein wenig beunruhigte. Wie immer verriet ihr Gesichtsausdruck absolut nichts.
Sie nahm erst einmal auf ihrem hässlichen, grau bezogenen Stuhl Platz. »Sie haben gesagt, Sie glauben, dass er getötet wurde«, sagte sie. »Was meinen Sie damit genau?«
»Wir sind uns nicht ganz sicher, was wirklich passiert ist. Was wir sicher wissen ist, dass mehrere deutsche Fernsehsender berichten, dass in Hagenmüllers Haus vergangene Nacht ein Feuer ausgebrochen ist. Der Schaden ist ziemlich groß. Von der NSA wissen wir, dass in den Trümmern zwei stark verkohlte Leichen gefunden wurden. Man nimmt an, dass es sich dabei um den Grafen und seinen Leibwächter handelt.«
»Ich nehme an, dass ein Unfall auszuschließen ist?«
Lee nickte. »Nun ja, man darf natürlich nie eine Möglichkeit vorzeitig ausschließen – trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß, dass ein brennendes Holzscheit aus dem Kamin gerollt und dem Grafen auf den Kopf gefallen ist.«
»Da muss ich Ihnen zustimmen«, sagte Irene und griff nach ihrer Tasse Kaffee. »Gibt es schon erste Vermutungen?«
»Eine gute Frage. Unser erster Gedanke war, dass Saddam den Anschlag in Auftrag gegeben hat; dafür wären verschiedene Gründe denkbar. Vielleicht hat Saddam gedacht, dass Hagenmüller ihn irgendwie hereinlegen wollte. Vielleicht wollte Saddam die ganze Ausrüstung zum halben Preis. Wer weiß? Saddam wäre jedenfalls ein heißer Kandidat – aber es gibt da noch eine andere interessante Entwicklung.« Lee nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Vor ungefähr einer Stunde ist ein Fax hereingekommen. Das BKA fahndet nach drei Personen – zwei Männern und einer Frau, alles Weiße. Wir hatten ein längeres Telefongespräch mit einem Kontaktmann beim BKA. Die sind ziemlich wütend dort. Die drei Personen haben sich offensichtlich gestern Abend Zutritt zu Hagenmüllers Haus verschafft, indem sie sich als BKA-Leute ausgaben. Es gibt Bildmaterial von einer Kamera, wie die drei mit einem Wagen angekommen sind – und an diesem Punkt wird die Sache ein wenig seltsam. Zwei von ihnen steigen aus dem Wagen und gehen ins Haus – ein Mann und eine Frau. Ein paar Minuten später kommt die Frau aus dem Haus gerannt, springt in den Wagen und fährt mit dem Fahrer weg. Es vergehen ungefähr fünf Minuten, bis auf einmal das Feuer ausbricht. Ungefähr zur gleichen Zeit verlässt der Dritte das Haus durch einen Seiteneingang. Er stiehlt einen Wagen und fährt in der anderen Richtung davon. Der Wagen wurde vor zwei Stunden in einem Parkhaus am Flughafen von Hannover gefunden. Sie haben den Kerl auf dem Bildmaterial der Kameras. Er hat offensichtlich ein Taxi genommen, und jetzt läuft eine Großfahndung nach dem Fahrzeug.«
Irene Kennedy bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Was ist mit dem anderen Wagen?«
»Darüber ist noch nichts bekannt.«
Sie nahm einen Schluck Kaffee und bemühte sich, die Angst im Zaum zu halten, die in ihr hochstieg. »Sonst noch irgendwelche Einzelheiten?«
»Ja«, antwortete Lee mit säuerlicher Miene. »Der Außenminister hat vor fünf Minuten angerufen.«
Irene Kennedy ahnte nichts Gutes. Sie stellte die Kaffeetasse auf den Schreibtisch und wartete.
»Offenbar sind der Außenminister und Hagenmüller gute Bekannte; sie sind beide begeisterte Kunstsammler – oder, was den Grafen betrifft, muss man wahrscheinlich sagen, er war einer. Sie haben viele gemeinsame Freunde … lauter ausländische Würdenträger und Königliche Hoheiten. Der Außenminister sagt, er weiß, dass wir Hagenmüller überwacht haben, und er möchte, dass wir mit den deutschen Behörden zusammenarbeiten, damit die Mörder gefunden werden.« Lee lehnte sich zurück und fügte hinzu: »Offenbar wurde bei dem Brand eine wertvolle Kunstsammlung zerstört.«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst?«
»Doch. Ich glaube, es sind einige berühmte und
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