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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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zurückgewiesen fühlte, half nicht wirklich, ihm zu widerstehen.
    Der Gedanke an Beliar genügte, dass sie aus lauter Frustration am liebsten geschrien hätte. Solange sie ihn nicht aus ihrem Kopf verbannen konnte, war es unmöglich, etwas mit Marcel anzufangen.
    Zuerst musste sie allerdings ihr Leben wieder in den Griff bekommen, denn in ihrer aktuellen Verfassung war sie zu nichts zu gebrauchen.
    Sie trat aus der Dusche, rubbelte sich mit einem papierdünnen Handtuch trocken, das kaum größer als ein Waschlappen war, und schlüpfte in ihre Arbeitskleidung, schwarzer Rolli, schwarze Cargos, schwarze Dockers.
    Gestern war sie so erledigt gewesen, dass sie nach dem Duschen wie ein nasser Sack ins Bett geplumpst war. Sie wurde leichtsinnig, und das war der falsche Augenblick für einen schlampigen Schutz. Paris war vom Militär besetzt, die Algerier wollten Nella, und Saetan plante einen Gegenschlag.
    Was zur Hölle stimmte nicht mit ihr?
    Konzentriert schnallte sie sich das Kriegswerkzeug um, wobei sie sich von unten hocharbeitete. Zwei Uzi-Combat Stahlmesser verschwanden in den Stiefeln, zwei SIGs steckten in den Schulterhalftern, die Beretta Jetfire im Rücken, die Glock im linken Oberschenkelholster, die Heckler im rechten. Die Taschen ihrer Armeehose waren mit Wurfsternen und anderem Spielzeug bestückt, während ein halbes Dutzend Handgranaten in ihrem Gürtel Platz fanden. Ihre mobile Waffenkammer wurde von einem gewachsten Kurzmantel verdeckt, der ihr einen optimalen Zugriff auf ihr Werkzeug ermöglichte. Gleichzeitig ließ er ihr genug Bewegungsfreiheit und behinderte sie nicht bei der Arbeit. Sie war so geübt in ihrer Routine, dass es keine drei Minuten dauerte, bis sie alles festgezurrt und ihre Waffen überprüft hatte. Danach griff sie zum Hörer des antiquierten Telefons und wählte Leos Nummer.
    „Mädchen, was kann ich für dich tun?“
    „Woher wusstest du, dass ich es bin?“
    Eine Pause entstand, sie hörte, wie er an seiner Zigarette zog.
    „Wenn du anrufst, klingt mein Mobiltelefon zornig. Ich glaube, es mag dich nicht.“
    „Und ich mag keine Handys.“
    „Siehst du, das muss es spüren.“
    Sie konnte sein Grinsen durch die Leitung fühlen und lächelte ebenfalls.
    „Also, Mädchen, spuck’s aus.“
    „Ich hatte gestern eine Begegnung mit den Bullen.“
    „Denen nicht zu begegnen, ist im Moment eine Kunst. Derzeit tummeln sich mehr Uniformierte als Zuhälter in der Stadt, und das will etwas heißen.“
    „Die kannten mich. Einer von denen hatte einen Steckbrief.“
    Pause. „Finde heraus, was da los ist. Wenn ich gesucht werde, will ich wissen, warum.“
    „Betrachte das als erledigt. Sonst noch was?“
    Blanche zögerte. „Hast du Nella gesehen?“
    „Sollte ich?“
    „Nein, ich meine … ich wollte nur wissen, ob es ihr gut geht.“
    Abermals trat eine Pause ein. Innerlich fluchte sie, was war nur mit ihr los?
    „Warum sollte es ihr nicht gut gehen?“, erkundigte er sich vorsichtig.
    „Es ist nur, weil …“ Sie seufzte. „Ich hab gestern ein paar Algerier abgeknallt.“ Zumindest ging sie davon aus, dass sie zum algerischen Kartell gehörten.
    „Und das hat sie gesehen?“
    „M-hm.“ Irgendwie schon.
    Leo seufzte. „Weiß Enzo davon?“
    „Keine Ahnung.“ Von ihr sicher nicht, und wenn Nella nichts gesagt hatte …
    „Mädchen, mit dir hat man nichts als Scherereien.“
    Das waren ja mal Neuigkeiten.
    „Ich werde es Enzo sagen müssen.“
    Sie zuckte mit den Schultern, wie um zu sagen, dass sie nichts in der Welt weniger interessierte. Dass er es nicht sehen konnte, war ihr egal.
    „Wie viele waren es?“, hakte er nach.
    „Fünf. Einen hab ich laufen lassen, damit er seinem Boss einen Lagebericht geben kann.“
    „Verstehe“, sagte er in seiner effizienten Art. „Sobald ich mehr über die Fahndung weiß, melde ich mich. Wo kann ich dich erreichen?“
    Netter Versuch.
    „Ich ruf dich wieder an“, sagte sie und legte auf. Nachdem Marcel ihr Schlupfloch gefunden hatte, wurde es Zeit, umzuziehen. Schon wieder.
    Die Kaschemmen, die sie in den letzten Wochen bewohnt hatte, widerten sie an. Beliar, mit seiner Liebe zu Luxus, hatte sie in mehr als einer Hinsicht verdorben. Dennoch weigerte sie sich, die Gegend zu verlassen, was ein Risiko darstellte, aber eines, das sie bereit war, einzugehen.
    Sie packte ihre Tasche und quartierte sich nach einigen Umwegen ein paar Straßen weiter ins Gare du Nord Suede ein, ein kleines, aber sauberes Hotel. Nachdem sie eine

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