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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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Wenn das Museum gleich schloss, warum wurden sie nicht aufgefordert, es zu verlassen? Fragen über Fragen. Insgeheim vermutete sie, dass Tchort dahintersteckte. Irgendein Dämonentrick, das kannte sie bereits von Beliar.
    Mist. Beim Gedanken an ihren Dämon kniff sie die Augen zusammen. Sie musste damit aufhören.
    „Darüber muss ich nicht nachdenken“, beantwortete sie Tchorts Frage, die wartend im Raum hing „Ich bin dabei.“
    Darauf schüttelte er lächelnd den Kopf. „Du solltest es dir gut überlegen, das wird kein Spaziergang.“
    Ja, genau, weil ihr Leben bisher auch eine Riesenparty war. Am liebsten hätte sie die Augen verdreht, verzichtete jedoch darauf.
    „Ist es nicht ein bisschen zu spät, jetzt den Vater raushängen zu lassen?“
    Das ließ ihn abermals anhalten, doch diesmal zog er sie in seine Arme. Blanche schloss die Augen und entschied, ihren inneren Aufruhr nicht zu beachten. Stattdessen vergrub sie die Nase in seiner Schulter und sog den Duft nach Laub und Erde ein. Als Herr über die Materie war das keine Überraschung. Etwas anderes, eine dunklere Note lag darunter, die sie nicht beschreiben konnte. Eine Mischung aus Harz und … Ozon?
    Einen Moment standen sie da und hielten sich in den Armen, schließlich brach Blanche den Zauber und trat einen Schritt zurück.
    „Tja, also …“ , begann sie unsicher.
    „Ich weiß, dass ich nicht das Recht habe, in dein Leben zu treten, und dich um etwas zu bitten“, unterbrach er sie mit leiser Stimme.
    Da konnte sie ihm nur lebhaft beipflichten.
    „Doch wenn ich mir etwas wünsche, dann, dass wir das gemeinsam tun. Aber wie du weißt, hat alles seinen Preis. Das Tor zur Hölle ist unberechenbar. Ist es geöffnet, können Kreaturen herauskommen, Wesen, die nicht auf die Erde gehören. Darum überlege gut, mein Kind, denn wir wissen nicht, was geschehen wird. Normalerweise kann ein Höllentor nur von Saetan geöffnet werden, dem Herrn des Hades. Er kontrolliert seine Geschöpfe, hält sie in seinem Bann, und sorgt dafür, dass sie das tun, wofür er sie erschaffen hat. Wird das Tor gegen seinen Willen geöffnet, sind die Konsequenzen ungewiss, denn das ist noch nie zuvor geschehen.“
    Gegen jede Vernunft musste sie lächeln. Das war so was von abgefahren, genau Abwechslung, die sie im Moment brauchte. Saetan in den Arsch zu treten, wo er dabeisteht, und sich dann vor seinen Augen zu verkrümeln. Darüber musste sie wirklich nicht nachdenken.
    „Ich mach’s“, wiederholte sie mit einer Entschlossenheit, die keinen Widerspruch duldete. „Unter einer Bedingung.“
    Tchorts Brauen hoben sich fragend.
    „Ich komme mit.“ Da er nicht reagierte, ergänzte sie: „Äh, also runter. Ich meine, in die Hölle.“
    „Das ist leider nicht möglich.“
    „Weil du es nicht willst.“
    „Das auch. Aber es geht nicht. Wer den Hades betritt, kann ihn ohne Erlaubnis des Höllenfürsten nicht verlassen.“
    Schon klar, dachte sie, dann wurde sie stocksteif, als sie die Erkenntnis traf. Bedeutete das etwa …
    „Du kommst nicht zurück?“, flüsterte sie, das Atmen fiel ihr mit einem Mal schwer.
    „Das ist unwahrscheinlich“, entgegnete er, als wäre es nichts. Als wäre es ohne Bedeutung, dass er sie erst dazu brachte, ihn zu mögen, um sie dann wieder zu verlassen. Und dann noch als Märtyrer, der den Platz ihrer Mutter einnahm, um sie vor der ewigen Höllenqual zu retten. Dieser Arsch!
    Zugegeben, die Richtung ihrer Gedanken war gnadenlos egoistisch, aber das war ihr egal. Immerhin war nicht sie diejenige, die kaum, dass sie ihren Vater gefunden hatte, den Abflug plante.
    Das konnte er vergessen.
    „Ich komme mit!“, wiederholte sie mit mehr Schärfe.
    „Wenn das deine Bedingung ist, wird aus unserem Deal nichts.“
    „Ach, und wer will mich daran hindern, allein in die Unterwelt zu gehen? Du vielleicht?“
    „Wenn es sein muss.“
    Wieder so eine nüchterne Bemerkung. Und sie dachte, sie wäre ein Miststück. Offensichtlich beherrschte ihr alter Herr das Arschloch-Spiel genauso gut wie sie.
    „Versuch’s doch“, zischte sie. Wind kam auf, ohne dass sie ihn gerufen hatte.
    Tchort warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    Na toll.
    „Wahrlich, Kind, du bist von meinem Blut, daran besteht kein Zweifel. Er trat auf sie zu und nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Kannst du dir vorstellen, mir in dieser Angelegenheit zu vertrauen?“
    Ähm, nein? Warum sollte sie, schließlich sah sie ihn heute zum ersten Mal.
    „Leonie“, begann er und

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