Die Entscheidung
daran.«
Kyle saà am Steuer eines japanischen Mini-Vans. Er trug Jeans und das grüne Polo-Shirt mit dem gestickten Logo des besten Blumenladens von Mayfair auf der Brust. Er steckte das Handy ein, lieà den Motor an und wurde prompt von dem Fahrer eines schwarzen Taxis angehupt, als er losfahren wollte.
»Tut mir leid, Kumpel«, sagte Kyle und winkte entschuldigend aus dem Fenster.
Mit dem Ein-Liter-Motor und der hohen Karosserie war es gar nicht so leicht, schnell zu fahren. Zu allem Ãbel steckte Kyle auf den letzten hundert Metern auch noch hinter einem Müllauto fest. Das Leith war ein erst kürzlich eröffnetes Boutique-Hotel, dessen Rezeption in leuchtendem Pink und Gelb erstrahlte, während von der Decke eine surreale Skulptur aus Messinginstrumenten baumelte.
Als er endlich die Hoteleinfahrt erreichte, kam ein Portier in Nadelstreifen auf ihn zugelaufen. »Hier kommen gleich Gäste an«, warnte der Portier. »Sie können hier nicht stehen bleiben.«
»Die Tan-Abdullah-Leute?«, fragte Kyle.
Er sprang aus dem Lieferwagen und bemerkte die kleine Ansammlung von Menschen auf der gegenüberliegenden Seite der schmalen EinbahnstraÃe.
Wenn June Ling ankam, würden es hoffentlich zwanzig oder dreiÃig mehr sein.
»Sie können hier jetzt wirklich nicht stehen bleiben«, beharrte der Portier, und seine Stimme wurde ein wenig schriller.
»Ich liefere die Blumen für June Ling«, erwiderte Kyle. »Wir haben gerade einen Anruf erhalten, dass sie früher kommt. Die müssen in ihrem Zimmer sein, wenn sie es betritt, sonst flippt sie aus.«
»Oh Gott, das wollen wir auf keinen Fall riskieren, oder?« Bei dem Gedanken daran schauderte der Portier. »Dann lassen Sie das Zeug mal hier, wir bringen es ins Zimmer.«
Kyle schüttelte den Kopf und machte auf beleidigt. »Das ist ein Blumenarrangement, das kann nur ich richtig anordnen.«
Daraufhin marschierte der Portier nach drinnen und rief nach einem gewissen Carlo, der sofort pflichtschuldig mit einem Rollwagen angelaufen kam. Kyle lud drei riesige Blumenvasen auf den Wagen, während ein Hotel-Chauffeur den Mini-Van in einer NebenstraÃe parkte.
Im Innenhof des Hotels gab es einen gläsernen Aufzug, und Carlo musste eine Schlüsselkarte benutzen, um zu den Luxussuiten im obersten Stockwerk zu gelangen. Tan Abdullah und June Ling hatten jeweils einen persönlichen Assistenten, der stets direkt vom Jet ins Hotel fuhr, damit bei der Ankunft des Milliardär-Ehepaares die Koffer ausgepackt und die Betten genau
so gemacht waren, wie sie es mochten, und auch alle weiteren Sonderwünsche erfüllt worden waren.
Carlo klopfte, die Doppeltüren öffneten sich und Kyle betrat die Lounge einer spektakulären Hotelsuite, in deren Mitte ein rundes Ledersofa mit neonpinkfarbenen Streifen und Dutzenden von Kissen thronte. June Lings kurzbeinige Assistentin sah beim Anblick der Blumen erschrocken auf.
»Was ist das?«, fragte sie. »Mrs Ling kann jeden Moment hier sein. Sie ist nicht gerade bester Laune. Sie darf Sie hier auf keinen Fall antreffen!«
Carlo machte ein besorgtes Gesicht, aber Kyle blieb ruhig. Durch die offene Badezimmertür sah er, dass in dem riesigen marmorgetäfelten Raum bereits ein Bad für June Ling eingelassen wurde.
»Diese Blumen wurden Mr und Mrs Abdullah vom französischen Botschafter geschickt«, log Kyle aalglatt. »Möchten Sie, dass wir der Botschaft eine Nachricht übermitteln, warum sie nicht angenommen wurden?«
Tans Assistent hatte sich bisher im Hintergrund gehalten, doch sobald er das Wort Botschaft vernahm, kam er eilig angelaufen.
»Von der Botschaft?«, lächelte er. »Natürlich werden wir die Blumen annehmen. Möchten Sie sie auf dem Esstisch arrangieren?«
Kyle betrachtete den Tisch einen Augenblick lang und nickte dann. »Ich glaube, durch das Oberlicht kommen sie dort sehr schön zur Geltung. Hier ist auch noch ein Brief für Mr Tan Abdullah.«
Kyle überreichte ihm einen Umschlag mit dem eingeprägten Siegel der französischen Botschaft in London.
»Ich werde dafür sorgen, dass Mr Abdullah die Nachricht erhält, sobald er kommt«, versicherte der Assistent.
Carlo hatte den Wagen mit den Blumen bereits zum Tisch gerollt, und Kyle begann, die Vasen darauf zu verteilen, mit den Stielen zu hantieren und das wenige Floristenwissen anzuwenden, das er sich extra kurz
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