Die Entscheidung
zuvor in einem Blumenladen in Nordlondon angeeignet hatte. Während Kyle beschäftigt war, fuhr Tans Assistent mit einem Gerät über die Vasen, um sicherzustellen, dass sich darin keine Abhörgeräte verbargen.
»Ich habe gerade eine SMS vom Chauffeur bekommen«, schrie June Lings Assistentin plötzlich. »Sie sind in zwei Minuten da. Alle raus hier!«
Wegen des Angriffs vor dem Elbridge-Kaufhaus war dem Mercedes-Konvoi ein ziviles Polizeifahrzeug gefolgt. Doch auch das gelegentliche Einschalten der Sirene nutzte nicht viel, und so brauchten sie für die fünf Kilometer von der Oxford Street zum Hotel in Mayfair fünfundzwanzig Minuten.
Das Leith lag in einer schmalen StraÃe, mit teuren Boutiquen gegenüber und einem Café an der Ecke. Als der letzte schwarze Mercedes anhielt, stürmten dahinter ein Dutzend Café-Latte-Trinker heran und schwangen Plakate.
Kevin sah sich um und staunte über ein langes Banner mit einem Anti-Waffenhandel-Slogan, Plakate mit dem Logo von Guilt Trips und Schilder mit dem Bild des gehäuteten Nerzes, das sie bereits vor dem Elbridge gesehen hatten.
Als ein Ei die Heckscheibe traf, zuckte er zusammen.
»Volle Fahrt zurück!«, verlangte TJ. »Wir fahren die ScheiÃkerle über den Haufen!«
»Ruhe!«, verlangte der Bodyguard am Steuer. Er war in allen möglichen Nahkampftechniken ausgebildet, doch keine davon half ihm viel, wenn er in einem groÃen Wagen in einer schmalen StraÃe festsaÃ. Der Weg nach vorne war ihm versperrt, also legte er tatsächlich den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam zurück, während er immer wieder hupte.
Das konnte die Demonstranten allerdings nicht beeindrucken. Sie umzingelten den Mercedes von allen Seiten und hämmerten an die Fensterscheiben und auf den Kofferraumdeckel. TJ presste aufgeregt die Hand ans Fenster und zeigte ihnen den Mittelfinger.
»Provozier sie nicht auch noch«, mahnte der Chauffeur gereizt und lieà den Wagen im Schneckentempo weiter zurücksetzen.
Der mittlere Mercedes stand halb auf der StraÃe und halb auf der Hoteleinfahrt. Ein Dutzend Aktivisten verhinderte, dass er weiterfuhr.
»Warum sitzen die Polizisten denn einfach nur in ihrem Auto, statt etwas zu unternehmen?«, beschwerte sich June Ling.
»Sie warten wohl auf Verstärkung«, antwortete der Bodyguard auf dem Beifahrersitz. »Wenn sie sich vor einen Mob dieser GröÃe stellen, machen sie sich nur lächerlich.«
»Nun, ich bin jedenfalls keine Gefangene!«, schrie June Ling so grell, dass Lauren die Hände an die Ohren hob. »Ich will hier raus! Sie sind mein Bodyguard, also beschützen Sie mich gefälligst!«
Die Menge rückte vor, als June Ling die Wagentür aufstieÃ. Ihre hochhackigen Schuhe hatte sie im Auto gelassen, und unter Blitzlichtgewitter flüchtete sie barfuà über die zehn Meter lange Betoneinfahrt in die Hotellobby.
Dass ausgerechnet ihre Hauptzielperson entkommen war, machte die drängelnde Menge wütend. Doch als der Bodyguard seine Tür aufriss, waren sie besser darauf vorbereitet und warfen Eier ins Auto. Eines davon zerplatzte auf dem Sitz neben Melissa und traf ihr Bein. Schnell wandte sie sich an Lauren.
»Sollen wir rennen?«
»Was sollâs«, nickte Lauren. »Sonst sitzen wir wahrscheinlich noch Stunden in diesem Käfig.«
Die Polizisten schnappten sich gerade einen der Demonstranten, als der Bodyguard vom Beifahrersitz sprang und mit Melissa zum Hotel rannte.
Lauren zog sich die Strickjacke über den Kopf und nutzte die Lücke zwischen den Aktivisten, die sie dem riesigen Bodyguard zu verdanken hatte. Ein Hotelportier kam ihnen beherzt entgegen und beschützte die
drei mit einem groÃen Schirm. Fast hätte Lauren es geschafft, aber gerade als sie die Tür erreicht hatte, trafen sie noch mehrere Eier. Eines prallte ihr auf den Rücken, ein anderes zerplatzte knackend an der Strickjacke über ihrem Kopf.
»Alles in Ordnung, Kleine?«, fragte Melissa, als Lauren die Strickjacke herunternahm.
Ein Hotelangestellter geleitete sie zum Aufzug, während drauÃen einer der Demonstranten an der Glastür rüttelte. June Ling stand mit verschränkten Armen da und kochte vor Wut.
»Das alles tut mir wirklich sehr leid«, beteuerte Melissa.
»Das ist nicht Ihre Schuld. Sie sind nicht die Sicherheitsexpertin«, fuhr June Ling auf und wandte sich
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