Die Entscheidung
echten Joyland Park veranstaltet wurde. Was hatte der Junge an diesem Nachmittag gesagt? »Du sammelst drei Münzen, und sie lassen dich kostenlos rein …« Und die Werbetafel: SAMMEL DREI GOLDDUBLONEN UND SETZE ALS ERSTER EINEN FUSS AUF DIE … SCHATZINSEL!
Und Julian hatte sie zu einer Schatzsuche eingeladen. Aber Jenny hatte den Zusammenhang nicht erkannt, nicht einmal beim Anblick der riesigen Schatztruhe, die das Einzige gewesen war, das sich in dieser Nacht im Park bewegt hatte.
»Du hast diesen ganzen Ort nach dem Vorbild von Joyland erschaffen, um hier eine Schatzsuche zu veranstalten? Warum? Weil ich als Kind in diesem Park war?«
Er lachte. »Bilde dir bloß nichts ein. Diesen ganzen – Schattenpark, wenn du so willst – gibt es schon viel länger. Er wurde vor zehn Jahren erschaffen, aber aus einem ganz anderen Grund. Einem speziellen Grund … den du später erfahren wirst.« Er lächelte ein seltsames Lächeln, bei dem es Jenny kalt überlief. »Er wurde auf einem alten Kohlebergwerk erbaut, weißt du – einer Grube. Die Schattenmänner sind schon seit sehr langer Zeit hier.«
Eine Grube. In die tiefste Grube … Jenny erinnerte sich an eine Zeile aus jenem Gedicht, das sie in Julians erstem Spiel auf dem Schreibtisch ihres Großvaters gefunden hatte. War das die Art, auf die ihr Großvater die
Schattenmänner entdeckt hatte? War eine Grube der Ort, an dem die Welten miteinander verbunden waren?
Sie würde es wohl niemals erfahren – es sei denn, Julian erzählte es ihr, was ziemlich unwahrscheinlich war. Aber dadurch erschien auch der echte Joyland Park in einem etwas unheimlichen Licht.
Vergiss den Mist einfach, sagte sie sich. Komm zur Sache.
»Tom und Zach sind auf der Schatzinsel«, stellte sie fest.
Ein wölfisches Lächeln war die Antwort. »Richtig. Aber denk nicht einmal daran, dort hinüberzuschwimmen oder etwas in der Art. Die Brücke ist der einzige Weg, und die drei goldenen Dublonen sind der Zoll. Du wirst die Münzen überall im Park versteckt finden.«
»Eine habe ich bereits«, erinnerte sie ihn und schloss die Faust um die Münze.
Sein Lächeln nahm einen träumerischen Ausdruck an, was noch beängstigender war als der wölfische. »Ja, das stimmt, die hast du«, sagte er freundlich. »Jetzt musst du nur noch damit hier herauskommen.«
Beim letzten Wort wurde alles dunkel.
Es ging so schnell, dass es Jenny den Atem raubte. In dem einen Augenblick stand sie noch im Licht von zwei rötlichen Fackeln, im nächsten war sie von pechschwarzer Dunkelheit umhüllt. Einer so tiefen, undurchdringlichen Dunkelheit, dass Jennys Herz stolperte und sie
ihre Augen weit aufriss. Sie sah geisterhafte blaue Windrädchen, dann nichts mehr. Es war, als sei sie plötzlich blind geworden.
Okay. Keine Panik. Er hat einen Fehler gemacht – er ist wütend geworden und hat es vermasselt. Er hat die Taschenlampe dagelassen.
Hoffentlich, fügte ihr Verstand hinzu, während sie die Dublone in ihre Tasche steckte und sich behutsam in der Dunkelheit vorwärtstastete.
Ihre Hand schloss sich um kaltes Metall. Sie hielt den Atem an und schob den Schalter mit dem Daumen nach oben.
Licht. Ein winziger dumpfer orangefarbener Schein. Entweder war die Taschenlampe durch den Sturz tatsächlich beschädigt worden oder die Batterien waren bald leer. Aber immerhin war es genug Licht, um zu verhindern, dass sie wahnsinnig wurde.
Du hättest ihn nicht wütend machen dürfen, sagte sich Jenny. Das war wirklich dämlich.
Denn selbst mit etwas Licht steckte sie in ernsten Schwierigkeiten. Sie hielt die Taschenlampe dicht an die Felswände, um ihr Gefängnis zu untersuchen – jeden Zentimeter, von der niedrigen Decke, dem unebenen Boden bis hin zu den aufgetürmten Felsbrocken, die den Eingang blockierten.
Es gab keinen Ausweg. Sie konnte diese Felsbrocken unmöglich allein bewegen – und selbst wenn es ihr bei
einem gelang, würde der Rest davon wahrscheinlich auf sie herabstürzen.
Keine Panik. Nur. Keine. Panik.
Aber die Taschenlampe wurde bereits schwächer. Sie konnte den Strahl noch sehen, aber nichts mehr um ihn herum. Sie war allein, inmitten von massivem Gestein und absoluter Stille. Da war kein Laut, nicht einmal das Tropfen von Wasser.
Moment mal. Beim letzten Spiel hast du den Weg aus einem Feuer gefunden – warum dann nicht auch aus einer Höhle? Komm schon, versuch es. Stell dir einfach vor, die Felswand würde schmelzen, stell dir deine Hand vor, wie sie sich
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