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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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bereits taub in den Wanderstiefeln. Ein Jammer, dass ich die Gürteltasche mit den
Plastikbeuteln verloren habe – die wären ideal zum Hindurchwaten, dachte sie. Erst da wurde ihr schlagartig klar, dass sie sterben würde.
    Sie befand sich in einer Höhle. Aus der nichts ablaufen konnte. Kleiner als ihr Zimmer daheim, und sie füllte sich schneller als der Swimmingpool ihres Vaters. Das Wasser wurde immer mehr und mehr …
    Aber was wird aus der Luft?, fragte sie sich und dachte schon für einen Moment, sie sei gerettet angesichts dieses physikalischen Problems. Wenn die Luft nicht hinaus konnte, konnte auch nicht mehr Wasser hereinkommen.
    Aber die Luft konnte wahrscheinlich durch die Decke entweichen, irgendwo jenseits der Felsbrocken. Irgendwo über ihr, an einer Stelle, die Jenny nicht finden konnte, weil die Taschenlampe inzwischen vollkommen erloschen war. Sie stand in der Dunkelheit, und das Wasser stieg immer höher an ihren Waden hinauf. Wenn sie versuchte, diese Felsbrocken blind zu erklimmen und sich an ihnen in die Höhe zu ziehen, würden sie sie zerquetschen. Aber wenn sie es nicht tat, würde sie sich am Ende knapp unter der Decke wiederfinden, nach dem letzten winzigen Lufthauch ringend, bevor das Wasser sie ertränkte.
    Sie war nicht hysterisch, aber die Gedanken schossen ihr mit schwindelerregender Geschwindigkeit durch den Kopf. Sie erinnerte sich an die Szene in der Goldmine
 – die überflutete Höhle und die Hand, die sich an die Felsbrocken krallte. Und jetzt glaubte sie zu wissen, was einige der flüsternden Stimmen eben gesagt hatten.
    »Stirb … stirb …«
    Das also steckte hinter Julians kleinem Lächeln …
    Seltsamerweise war sie davon nicht überzeugt, obwohl das Wasser immer höher und höher stieg. Julian wollte ihren Tod? Nun, das sollte sie eigentlich nicht überraschen – er war schließlich böse. Durch und durch böse. Und jetzt war er auch noch zornig auf sie.
    Aber – tot?
    Das Wasser war jetzt auf Höhe ihrer Schenkel. Es war kalt – schmerzhaft kalt. Was für eine Zeitverschwendung, dass sie vorher noch ihre Jeans getrocknet hatte.
    Ohne zu wissen, wie sie dort hingekommen war, kniete sie plötzlich auf einer der Stufen des Wasserfalls, drückte die Hände gegen den Riss und versuchte, einen Stein hineinzustopfen. Es nutzte nicht das Geringste; sie konnte spüren, wie das Wasser in der Dunkelheit herausschoss. Ihre Hände wurden eiskalt.
    Vielleicht wollte Julian sie einfach demütigen – sie erschrecken, bis sie um Hilfe bettelte. Aber nein, das ergab keinen Sinn. Julian wusste, dass sie nicht betteln würde. Sie würde ihm nicht nachgeben. Das hatte er bereits im ersten Spiel herausgefunden, als er die Bienen auf sie losließ. Jenny war eher bereit gewesen zu sterben, als ihm nachzugeben.

    Daher musste er wissen, wie sie war. Und daher musste er sie tot sehen wollen. Tot.
    Es sei denn …
    Jenny hätte nicht gedacht, dass sie noch mehr Angst bekommen könnte, als sie bereits hatte. Sie hätte gedacht, dass es eine Grenze geben würde, dass sie irgendwann abstumpfte. Aber obwohl ihr Körper taub vor Kälte war, machte ihn ein neuer Gedanke schwindelig und spülte eine Welle schieren schwarzen Grauens durch ihn hindurch.
    Was, wenn Julian nichts davon wusste? Was, wenn gar nicht er derjenige war, der das hier tat?
    Julian war wütend davongestürmt – und dann waren sie gekommen. Was, wenn dieses Wasser ihr Werk war? Sie würde tot sein, bevor er es herausfand.
    Der Gedanke hallte in ihrem Geist wider und erschien ihr keineswegs abwegig. Julian war schon einmal uneins gewesen mit den Schattenmännern – damals, als die fünfjährige Jenny den Schrank ihres Großvaters geöffnet hatte. Die anderen Schattenmänner hatten sie töten wollen, als ihre rechtmäßige Beute. Aber Julian hatte Einwände erhoben. Er hatte sie gewollt, lebend gewollt.
    Und sie war am Leben geblieben, weil ihr Großvater sich geopfert hatte. Aber jetzt …
    Jetzt, dachte sie, vollenden sie ihr Werk. Und Julian weiß nichts davon.
    Es war seltsam, aber plötzlich war sie sich dessen gewiss.
Julian mochte böse sein, doch die anderen Schattenmänner waren noch bösartiger. Noch wahnsinniger. In dem Papierhaus hatte Julian alles unter seiner Kontrolle gehabt – aber jetzt war sie nicht mehr im Papierhaus. Sie war in der Schattenwelt selbst, wo alle Schattenmänner herrschten.
    Das Wasser reichte ihr bis zum Hals. So kalt, dachte Jenny – und dann kam ihr die Idee.
    Was, wenn es

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