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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Ein Brennen. Das eisige Wasser hatte schon vor langer Zeit aufgehört wehzutun, und seither hatte Jenny ihren Körper nicht mehr gespürt. Gefangen in absoluter Dunkelheit und vollkommener Stille, zu benommen, um irgendetwas wahrzunehmen, schien sie gar keinen Körper mehr zu haben. Sie war nur noch ein Häufchen dahintreibender Gedanken.
    Aber jetzt – war da dieses Brennen. Zuerst schien es weit entfernt zu sein, sodass sie es leicht ignorieren konnte. Doch es hörte nicht auf. Es wurde stärker. Sie spürte Hitze, eine kribbelnde, prickelnde Hitze. Und mit der Hitze kehrte ihr Körpergefühl zurück.
    Hände. Sie konnte ihre Hände wieder spüren. Und Füße, sie hatte Füße. Und ein Gesicht, auf dem sie Tausende winziger, rot glühender Nadeln fühlte. Ein unscharfer, trüber Lichtschein drang in ihr Bewusstsein.
    Öffne die Augen, sagte sie sich.
    Doch sie konnte es nicht. Ihre Lider waren zu schwer, alles tat so weh. Sie wollte in die Dunkelheit zurück, wo es keinen Schmerz gab. Sie wollte, dass das Licht verschwand.
    »Jenny! Jenny!«

    Ein Ruf voller Liebe und Verzweiflung. Armer Tom, dachte sie matt. Tom brauchte sie – und er musste vor Sorge außer sich sein. Sie sollte zu Tom gehen.
    Aber es tat weh.
    »Jenny. Bitte, Jenny, komm zurück …«
    Oh nein. Weine nicht. Alles wird gut.
    Doch es gab nur eine Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass alles gut wurde: Sie musste vergessen, wie sehr es wehtat.
    In Ordnung, tu es einfach. Jenny konzentrierte sich auf den trüben Lichtschein und versuchte, ihm näher zu kommen. Sie zog sich in seine Richtung. Der Schmerz war grauenvoll – ihre Lungen brannten. Aber wenn sie ihre Lungen spürte, konnte sie atmen. Atme, Mädchen!
    Es war die Hölle. Die Dunkelheit umklammerte sie, wollte sie in ihre Tiefen zurückziehen.
    »So ist es richtig, Jenny. Kämpf weiter! Oh, Jenny …« Mit ungeheurer Anstrengung öffnete sie die Augen. Goldenes Licht blendete sie. Jemand rieb ihre Hände.
    Ich habe es für dich getan, Tom.
    Aber es war nicht Tom. Es war Julian.
    Julian war derjenige, der ihr die Hände rieb, der nach ihr rief. Goldenes Licht tanzte auf seinem Haar und auf seinem Gesicht. Von einem Feuer, dämmerte es Jenny langsam. Sie war in einer anderen Höhle, geringfügig größer als die letzte. Es war trocken, und sie lag in einer Art Nest aus weißem Fell, sehr weich, sehr behaglich. Die Hitze des Feuers holte sie ins Leben zurück.

    Der Schmerz war jetzt nicht mehr ganz so schlimm, obwohl in ihrem Körper noch immer ein unnachgiebiger Knoten aus Eis war. Und sie fühlte sich schwach – zu schwach und erschöpft, um klar denken zu können. Es war Julian, nicht Tom – aber das konnte sie noch nicht wirklich begreifen.
    Er sah nicht einmal aus wie Julian … Denn Jenny hatte Julian noch nie verängstigt gesehen. Aber jetzt waren die blauen Augen dunkel vor Angst und so groß wie die eines Kindes – mit riesig geweiteten Pupillen. Julians Gesicht, das sonst stets einen arroganten und spöttischen Ausdruck zeigte, war selbst im goldenen Schein des Feuers weiß – und irgendwie dünner, als spannte sich die Haut straff über die Knochen. Keine Spur von dem gefährlich schönen Lächeln, das Julians Lippen normalerweise umspielte …
    Das Seltsamste aber war, dass Julian zu zittern schien. Er hatte aufgehört, Jennys Hände zu reiben, und sie konnte sehen, wie ein zartes, stetiges Beben seine Hände durchlief. Und sie konnte sehen, wie schnell er atmete, denn seine Brust hob und senkte sich hektisch.
    »Ich dachte, du wärst tot«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    Das dachte ich auch. Jenny versuchte, die Worte auszusprechen, aber ein stockender Atemzug war alles, was sie herausbrachte.
    »Hier. Trink das, es sollte helfen.« Im nächsten Moment
stützte er ihren Kopf und hielt ihr eine dampfende Tasse an die Lippen. Die Flüssigkeit war heiß und süß und strömte bis zu dem kalten, harten Knoten in ihr, lockerte ihn und vertrieb den letzten Rest des Schmerzes. Jenny spürte, wie sie sich entspannte; sie lag ganz still da, um die Hitze des Feuers aufzunehmen. Ein wohliges Gefühl durchströmte sie, als Julian ihren Kopf wieder hinlegte.
    Sanft. Julian war sanft … aber Julian war niemals sanft. Er gehörte einer Rasse an, die keine Zärtlichkeit kannte.
    Wahrscheinlich sollte sie lieber gar keine Hilfe von ihm annehmen – aber er wirkte so gequält wie jemand, der einen furchtbaren Schrecken erlitten hatte.
    »Ich dachte schon, ich hätte dich

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