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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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dem See wie ein Regenbogen, der auf der Insel endete.
    »Ich glaube nicht, dass sie vorher schon da war«, bemerkte Audrey.
    »Vielleicht war sie nur nicht beleuchtet«, sagte Dee.
    »Was hält dieses Ding denn aufrecht?«, flüsterte Summer atemlos.
    Dann sahen alle Jenny an.
    »Wir werden diese Brücke erklimmen«, erklärte sie
entschieden. »Wir müssen. Wir müssen zu Tom und Zach – und zwar schnell, denn die Schattenmänner könnten versuchen, uns aufzuhalten. Wir müssen zu ihnen, um das Spiel zu gewinnen.«
    Als sie den Fuß der Regenbogenbrücke erreichten, versperrte links und rechts davon ein hoher Stacheldrahtzaun den Zugang. »Ich verstehe nicht, was wir hier mit den Münzen anfangen sollen«, murmelte Dee.
    Aber Jenny sah es sofort. Ein adrettes kleines weißes Maut-Häuschen mit einer Vorrichtung, auf der sich drei Münzschlitze befanden. Drei Schlitze für drei unregelmäßig geformte Münzen. Jenny probierte alle drei Münzen in den drei Schlitzen aus – und dann waren sie drin.
    Jenny sah die anderen an.
    Es war ein bedeutsamer Augenblick, ein ernsthafter, tiefgreifender Augenblick. Sie hatten die Schatzsuche beendet. Und jetzt würden sie ihren Preis bekommen.
    »Dee? Willst du als Erste? Oder Audrey?«
    »Du hast es dir verdient, Schätzchen. Geh und mach es wahr«, sagte Dee.
    Jenny war glücklich.
    Sie ging auf das weiß-gelb gestreifte Drehkreuz zu. Es drehte sich, und sie stand auf der Brücke. »Kommt«, sagte sie und bedeutete den anderen, ihr zu folgen.

Dee übernahm die Führung, Summer ging leichtfüßig hinterher, danach kamen Michael und Audrey.
    Jenny ließ jetzt die anderen vorausgehen – zum einen, weil sie Angst hatte, und zum anderen, weil sie nicht wollte, dass einer von ihnen versuchte, sie zu retten, falls sie herunterfiel.
    Höhenangst. Sie hatte Höhen schon immer gehasst. Aber sie wollte verdammt sein, wenn sie sich ausgerechnet von der Brücke, die zu Tom führte, daran hindern ließ, zu Tom zu gelangen.
    Am Anfang war es noch gar nicht so schlimm. Steil, ja, und schmal, ja. Und es gab kein Geländer. Wenn diese ganze Konstruktion fünfzehn Zentimeter über dem Boden gewesen wäre, hätte Jenny mühelos darübergehen können – ohne Gefahr auszurutschen. Das Problem dabei waren die sieben Meter bis zum Boden.
    Aber wenn sie direkt nach unten schaute und sich nur auf ihre eigenen Füße konzentrierte, musste sie den anderen nicht beim Klettern zusehen.
    Doch dann driftete etwas an ihren Füßen vorbei – Nebelschwaden. Erschrocken schaute sie zur Seite.
    Nein, sie waren nicht ganz so hoch wie die Wolken.
Es waren wirklich nur sieben Meter bis zum Boden. Aber um sie herum stieg Nebel auf.
    »Na toll«, sagte Michael von weiter vorn, und Summer teilte mit: »Ich kann nichts mehr sehen.«
    »Haltet euch an den Händen. Ich taste mich vor.« Das war Dees Stimme von ganz vorn.
    Jenny streckte die Hand aus und bekam Audreys Nylonjacke zu fassen – Audrey hatte ja nur noch einen gesunden Arm, den sie benutzen konnte. Jenny schob sich vorwärts und biss die Zähne zusammen. Alles um sie herum war weiß. Sie konnte kaum mehr ihre eigenen Wanderstiefel sehen.
    Doch nach wenigen Minuten brach ihr Kopf durch den Nebel. Sie schlurfte weiter aufwärts und bewegte sich zentimeterweise aus den Schwaden heraus. Ihre Beine schmerzten, und sie hoffte, dass sie bald oben ankommen würden.
    Erst als Audrey keuchend vor ihr stehen blieb, schaute sie sich um.
    Der Nebel war verschwunden. Und was sie jetzt unter der Brücke sah, war – unfassbar.
    Es war dunkel, und durch die Dunkelheit wölbten sich mehrere andere Brücken; die einen zierlich und luftig, die anderen feurig, wieder andere eisig. Sie führten zu Landstücken, die wie im Raum treibende Inseln aussahen.
    »Wie Nimmerland«, flüsterte Jenny. »Was ist das? Und wo sind wir? «

    »Oh, ich glaube das einfach nicht«, murmelte Audrey genauso leise.
    »Aber ich«, sagte Dee. Sie stand ganz oben auf der Brückenwölbung und hatte den Kopf zurückgeworfen, sodass ihr schlanker dunkler Hals zu sehen war. Die schwachen Lichter der Brücken ließen ihre Wangenknochen schimmern, und ihre Augen glühten. »Ich glaube es.«
    Einige der Inseln waren sehr hell und sahen verblüffend echt aus – von solcher Klarheit, scharf bis ins kleinste Detail. Andere waren fahl und verschwommen – als seien sie nur zum Teil geformt und dann verlassen worden.
    Zwischen den Inselgrüppchen konnte Jenny Sterne sehen – aber keine normalen

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